Sonntag, 27. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 27. Dezember: Der Installationskünstler

Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar). 
1807, Öl auf Leinwand, 115 x 110,5 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister

Es war das Kunstereignis der Jahres 1808 in Dresden, als Caspar David Friedrich auf Drängen seiner Freunde, am 27. Dezember in seiner Wohnung jenen Altar aufstellte, den er Wochen Später nach Teschen verkaufen wird. In welcher Weise das Kreuz im Gebirge präsentiert wurde, weist den Maler als einen Installatiosnkünstler aus, wie wir ihn erst im 20. Jahrhundert kennen lernen.  

Die Erwerbung dieses Hauptwerkes durch den Grafen Franz Anton von Thun-Hohenstein  und seine Verlobte, die Gräfin Brühl, hat sich in Dresden rumgesprochen. Freunde drängen aus Neugier den Maler, das Werk „in seiner Vollendung“ sehen zu dürfen. Er lehnt ab, weil der Altar nur in seiner dafür gedachten Umgebung zur Wirkung käme. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest ändert er seine Meinung, was Rühle von Lilienstern als Nachgiebigkeit beschreibt.

Er gab indessen den dringenden Wünschen seiner Freunde und Bekannten nach, und da sich die Zahl der Sehlustigen täglich vermehrt hatte, entschloß er sich, es in seiner Abwesenheit einige Tage lang in seiner Wohnung zum Anschauen hinzustellen. Der üblen Einwirkung der völlig weißen Wände seines kleinen Zimmers in etwas zu begegnen und die Dämmerung der durch Lampen erleuchteten Kapelle, so gut sich’s tun ließ, nachzubilden, ward ein Fenster verhängt, und über den Tisch, auf welches das Gemälde, das für eine gewöhnliche Staffelei ohnehin viel zu schwer geworden war, aufgerichtet ward, ein schwarzes Tuch gebreitet.

Der aufgestellte Altar durch den bereits nach Mecklenburg abgereisten Künstler könnte eine Art Gottesdienst in Gedenken an die verstorbene Schwester gewesen sein. Die Besucher des Andachtsraumes zählen Hunderte. Helene von Kügel­gen schreibt darüber an ihren Mann:

Gestern machte ich den ersten Ausgang und ging gerade über die Elbe zu Friedrich, um ein Altarbild zu sehen. Ich fand viele Bekannte dort, unter anderem den Kammerherrn Riehl und seine Gemahlin, den Prinzen Bernhard, Beschoren, Seidelmann, Volkmann, die Barduas usw.
Es ergriff alle, die ins Zimmer traten, als beträten sie einen Tempel. Die größten Schreihälse, selbst Beschoren, sprachen leise und ernsthaft wie in einer Kirche.




Samstag, 26. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 26. Dezember: Goethezeitler


Johann Georg von Dillis: Die Hügel von Umbrien in der Nähe von Perugia.
1830/1832, Aquarell und Gouache über Graphit auf blau-grün grundiertem
Papier, National Gallery of Art, Washington, Wolfgang Ratjen Collection

Am 26. Dezember 1759 wurde Johann Georg von Dillis in Gmain bei Schwindkirchen geboren. Der Maler wird in der Sortierung Zeichner der Goethezeit gern neben Caspar David Friedrich gestellt. Denn Friedrich ist in einem Großteil seiner Zeichnungen mehr dem Klassizismus als der Romantik zuzurechnen. Dillis wie Friedrich haben sich an den idealen Landschaften von Claude Lorrain orientiert. Dillis, wichtigster Vertreter der Münchner Schule, war zu seiner Zeit als Maler weitgehend unbekannt. Prominenz erlangter er erst als verbeamteter kurfürstlicher Bilder-Galerie-Inspector und ab 1822 als königlichen Central-Gallerie-Direktor in München.

Dillis umfangreiches Werk ist in folgenden Museen zu besichtigen: Art Institute of ChicagoMetropolitan Museum of Art, New YorkNational Gallery of Art, WashingtonAlte Pinakothek, MünchenLenbachhaus, MünchenPhiladelphia Museum of ArtFine Arts Museums of San FranciscoAlbertina, Wien

Johann Georg von Dillis: Schleusenanlage am Dreimühlenbach in München.

Johannes Wölffle, Druckgraphik nach Liberat
Hundertpfund: Der Maler Johann Georg von Dillis

Freitag, 25. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 25. Dezember: Gedankenmaler unterm Weihnachtsbaum

Caspar David Friedrich (Marco Bahr, links), mit Kunstkritiker Ramdohr
(Uwe Poppe) im Atelier. Bild: © NDR/NDR/Cornelius Kettler

Weihnachten 2007 strahlte der NDR die szenische Dokumentation  Caspar David Friedrich - Der Gedankenmaler der Romantik von Hans-Jörg Lüdicke aus. Der Film dokumentiert die wichtigsten Lebensstationen Caspar David Friedrichs. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Dresden, Berlin, im Schloss Ludwigslust, Greifswald und auf der Insel Rügen. Erhellt werden Episoden aus der Biografie des Malers. Der Film wird ab und an in den dritten Programmen der ARD gezeigt, man könnte sich wünschen, dass dies öfter geschehe.

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 24. Dezember: Alleinsternschneeweihnacht

Caspar David Friedrich: Frühschnee. Um 1818, Öl auf
Leinwand, 43,8 x 34,5 cm, Hamburger Kunsthalle

Für Caspar David Friedrich war der 24. Dezember, der Heilige Abend, selbst noch als er verheiratet war und Familie hatte, zu Hause kein behagliches Fest. Dabei war der Maler sehr anspruchsvoll. Am liebsten verbrachte er einige Stunden dieses Abends in der Natur, vorzugsweise bei Neuschnee und der Abendstern sollte zwischen den Wolken blinken. Friedrich gehörte zu jenen wenigen Menschen dem das Alleinsein an diesem Tag (natürlich auch an anderen) höchsten Genuss bereitete - Romantik im ursprünglichen Sinn eben.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 23. Dezember: Aufs richtige Pferd gesetzt

Adolf Friedrich: Gemälde „Der Pferdemarkt“ im Atelier.
Nach 1860, Öl auf Leinwand, Privatbesitz

Am 23. Dezember 1824 wurde Gustav Adolf Friedrich in Dresden geboren. Der Sohn Caspar David Friedrichs wurde ein prominenter Pferde- und Historienmaler, der im Gegensatz zu seinem Vater von der Kunst ganz passabel leben konnte. Seine Bilder sind vor allem im Pommerschen Landesmuseum Greifswald und in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen.

Adolf Friedrich: Im Pferdestall. Nach 1860, Öl auf Leinwand, Privatbesitz

Adolf Friedrich: Porträt Caspar David Friedrich.
Nach 1840, Lithografie, Pommersches Landesmuseum Greifswald

Montag, 21. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 22. Dezember: Tod der Schwestermutter

Caspar David Friedrich: Gebirgslandschaft mit Regenbogen. 1810, Öl
auf Leinwand, 70 x 102 cm, Essen, Museum Folkwang

Am 22. Dezember 1808 starb Caspar David Friedrichs Schwester Dorothea Catharina Sponholz in Breesen bei Neubrandenburg. Für den Maler war die Pfarrersfrau der wichtigste Mensch in seinem Leben. Nach dem frühen Tod der Mutter (1781) hat die 15-jährige Schwester diese Rolle für den 7-jährigen Caspar David übernommen. Die Breesener Pfarrersfamilie war für Friedrich auch noch lange eine Ersatzfamilie, in der er sich mitunter monatelang aufhielt.

Caspar David Friedrich hat die Nachricht vom Tod der Schwester nicht in Dresden erreicht. In einem Brief, der etwa am 24. Dezember 1808 eintraf (eine Woche Zustellzeit), wurde ihm jedoch mitgeteilt, dass Dorothea nicht mehr lange zu leben habe. Darauf hin stellte er in seiner Wohnung im schummrigen Kerzenlicht den fertigen Tetschener Altar auf, den viele Dresdner so sehen konnten. Das war gewissermaßen ein symbolischer Akt für die sterbende Schwester, denn diese hatte in ihrem letzte Brief am 22. Oktober 1808 geschrieben:

Lieber Bruder

Bey lesung Deines letzten Briefes freute und schämte ich mich zugleich, das ich deinen Brief vom März unbeantwortet gelaßen hatte, nun nahm ich mir heilig vor sogleich wieder zu schreiben, und deine Verzeihung zu erbitten, die ich auch gewiß erhalten hätte, denn seit länger als einen halben Jahr habe ich fast keinen gesunden Tag mehr gehabt. Jetzt bin ich seit den 20sten August bettlägrig, und so daß ich ohne die Hülfe Anderer; nicht von einer Stelle zur anderen kommen kann, mein Zustand ist sehr traurig. Doch was soll ich Dir länger von meinen Leiden unterhalten? Verzeih daß ich’s so lange that.

Daß Du vorigen Sommer so gute Einnahmen gehabt hast, hat mich herzlich gefreut. Hast Du das Altarstück fertig? Ich möchte es wohl sehen, ich glaube es wird viel Eindruck machen.

Daß Du immer gesund seyn magst das wünscht

Deine Schwester C. D. Sponholz

Daß dieser Brief wohl etwas unverständlich ist will ich gern glauben

Caspar David Friedrich: Bildnis der Schwester Catharina Dorothea. Um 1798 Kreide, 21 x 17
 cm, Stuttgart, Staatsgalerie
Der Maler hat sich am ersten Weihnachtsfeiertag zu Fuß auf den 400 Km langen Weg nach Breesen gemacht. Als er Anfang Januar 1809 ankam, war seine Schwester bereits beerdigt. 

Als Trauerbild entstand das Gemälde Gebirgslandschaft mit Regenbogen, in dem sich der Maler selber darstellt. Der Stein, an den er sich lehnt, ist jener, an dem er auf der Strecke von Neubrandenburg und Breesen Rast machte und über das Tollensetal blickte (Findling an der Krappmühle). Die Farben von Jacke und Hose symbolisieren bei Friedrich Liebe (rot) und Reinheit/Unschuld (weiß). Das Bild kann deshalb auch in Richtung eines ödipalen Konflikts interpretiert werden. 

Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge
(Tetschener Altar). 1807, Öl auf Leinwand, 115 x
110,5 cm, DresdenGemäldegalerie Neue Meister

Sonntag, 20. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 21. Dezember: Göttliche Mathematik

Caspar David Friedrich: Der Kirchhof. Um 1825, Öl auf
Leinwand, 25 x 31 cm, Kunsthalle Bremen 
Am 21. Dezember 1944 wurde Werner Busch in Prag geboren. Der Kunsthistoriker, von 1988 bis 2010 Professor für Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, hat in der Forschung zum Werk Caspar David Friedrichs das Denken in mathematischen Kategorien eingeführt, untersuchte die romantische Geometrie und die göttliche Mathematik. Dabei geht es in seiner viel beachteten Studie Caspar David Friedrich. Ästhetik und Religion u. a. um die Anwendung von Strukturprinzipen wie den Goldener Schnitt, Hyperbel oder Ellipse. Als Beispiel für die Bilduntersuchung zum Goldenen Schnitt sei hier das Gemälde Der Kirchhof angeführt. 

Maßlinien im Gemälde Der Kirchhof Quelle: Caspar David
Friedrich. Ästhetik und Religion. S. 119, Bild 38

Werner Buch 2013, Foto: Epizentrum CC-BY-SA-3.0