Samstag, 13. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Mai 2017: Das Porträt der Schönrednerin

Caspar David Friedrich: Bildnis der jungen Lotte Sponholz.
14. Mai 106, Bleistift, 11 x 8 cm, Hamburger Kunsthalle

Caspar David Friedrich porträtiert am 14. Mai 1806 seine Nichte Lotte Sponholz, deren schriftliche Hinterlassenschaften heute als die umfangreichste Quelle zu Jugend und Familie des Malers gelten, aber in einigen Passagen wenig glaubwürdig sind. Man kann davon ausgehen, dass die Frau in Anbetracht der Prominenz des Verwandten Abstammung und wirtschaftliche Verhältnisse der Familie Friedrich in ihren Lebenserinnerungen aufgehübscht hat. Friedrich stammt väterlicherseits von Handwerkern (meist Seifensieder und Kerzenmacher) ab, die, so weit nachweisbar, in Neubrandenburg lebten, mütterlicherseit von Schmieden, die als Familie Bechly aus der Schweiz über Prenzlau nach Neubrandenburg eingewandert sind. Lotte Sponholz schreibt über die Abstammung:

Bei den Tronfolgeunruhen in Schweden flüchtete ein Graf welcher der unterliegenden Partei angehörte mit seinem Sohn aus dem Vaterland. Auf dem Schiff angesichts allmählich verschwindenden Küste des geliebten Heimatlandes stand der Graf auf dem Verdeck, seinen Sohn an der Hand. Als die Küste verschwand, warf er sein Grafendiplom in das Wasser! Indem er ausrief, ,der schwedische Graf N. N. liegt im Meere begraben, aber Friedrich lebt (sein Taufnahme) und wird in die fortleben‘ (sein Sohn), wohin er sich mit dem Knaben wandte weiss ich nicht, nur dass er sich nach mehreren Land- und Seereisen sich in Greifswald, welches damals mit einem Teil Pommerns zu Schweden gehörte, als Licht und Seifenfabrikant niederließ und eine große persönliche Achtung genoß.

Diese Geschichte wurde varieantenreich kolportiert. Den Nachkommen Adolf Gottlieb Friedrichs (Vater von Caspar David) war möglicherweise die niedere Herkunft des Vaters und Großvaters peinlich. Immerhin galt „Seifensieder“ in Neubrandenburg als Schimpfwort für einen besonders kulturlosen Menschen.

Freitag, 12. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 13. Mai 2017: Aquarellverwandtschaft

Joseph Hoeger: Rattenberg in Tirol. Aquarell, 32,4 x 46,2 cm

Am 13. Mai 1877 starb Joseph Hoeger in Wien. 2010 zeigte das des Kulturhistorische Museum in Wien die Ausstellung Idylle und Wildnis. Landschaftsdarstellungen des 19. Jahrhunderts aus dem Graphischen Kabinett. Vorgestellt wurden vor allem deutsche Künstler aus der Zeit der Romantik. Dort hingen unter anderem neben den Aquarellen von Joseph Hoeger einige von Caspar David Friedrich. Obwohl die beiden Maler keine biografischen Berührungspunkte hatten, zeigen sie in der von der Romantik geprägten künstlerischen Handschrift im Aquarell eine gewisse Verwandtschaft.


Caspar David Friedrich: Schlossruine Teplitz.
Um 1828, Aquarell, Bleistift auf Velin, 18,8 x 21,4 cm. 
Moskau, Staatliches Puschkin-Museum der bildenden Künste

Donnerstag, 11. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 12. Mai 2017: Mit dem ersten Gemälde den Lehrer korrigiert

Jens Juel: Den sildige aften efter solens nedgang.
Tusmørke. 1790, 25,5 x 43,5 cm, Privatbesitz

Am 12. Mai 1745 wurde Jens Jørgensen Juel in Balslev auf Fünen geboren. Der Maler war Caspar David Friedrichs Lehrer an der Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen. Friedrich kopierte Juels Landschaften nicht nur, sondern veränderte die Bilder auch in der Komposition und brachte somit seinen eigenen Kunstwillen ein. So kam mit dem Eichbaum nach Juels Gemälde Den sildige aften efter solens nedgang das erste überhaupt bekannte Gemälde Friedrichs zustande. Wobei Friedrich hier auch eine vor der Natur gefertigte Zeichnung verwendete und so auch sein Konstruktionsprinzip der zusammen gesetzten Landschaft erstmals dokumentiert ist.


Caspar David Friedrich: Der Eichbaum. 1798,
Öl auf Leinwand, 30 x 38 cm, Privatbesitz

Mittwoch, 10. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 11. Mai 2017: Schmutzige Lupe

Caspar David Friedrich: Hütte mit Ziehbrunnen. 1802,
Gouache, 13,8 x 21,5 cm, Hamburger Kunsthalle

Vermutlich im Mai 1802 entstand die Gouache Hütte mit Ziehbrunnen. Friedrich malte das Bild nach einer in dieser zeit gezeichneten Vorstudie. Zu sehen ist eine Rügen-Landschaft bei Poseritz. Im Hintergrund sind die Kirchtürme von Stralsund zu sehen. Der Maler hat in mehren Bildern seines Werkes in einem Drittel der Fläche mit einem recht unattraktiven, dunkel wirkenden Hügel die Landschaft verdeckt, um dem eigentlichen Motiv (Hütte mit Ziehbrunnen) mehr Geltung und Strahlkraft zu verschaffen. Man könnte vom Konstruktionsprinzip einer Schmutzigen Lupe sprechen, die hier kleine Hütte vergrößert. Selbst die winzige, auf die Schnittlinie gelegte Windmühle bekommt mehr Aufmerksamkeit.

Dienstag, 9. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 10. Mai 2017: Caspars Welt inszeniert

Szene aus Jo Fabians Installation Caspar David Friedrich
in Betrachtung des Mondes (Foto: tjg Dresden)

Fundstück im Mai: Der Regisseur Jo Fabian inszenierte 2014 für das Theater Junge Generation in Dresden Theaterinstallation Caspar David Friedrich in Betrachtung des Mondes. Jo Fabian zerlegt und komponiert in seiner Inszenierung dessen Gemälde neu. Er untersucht mit acht DarstellerInnen die romantische Weltsicht und lädt ein, die eigene innere Seelenlandschaft zu ergründen.

 Hier das Video von der Inszenierung:



Montag, 8. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 9. Mai 2017: Böhmische Dörfer

Caspar David Friedrich: Mittelgebirgslandschaft mit Brücke und Kapelle.
9. Mai 1803, Feder in Grau, Pinsel in braun, laviert, Kupferstichkabinett Dresden

Am 9. Mai 1803 zeichnete Caspar David Friedrich Landschaften in Nordostböhmen. Das war seine erste Wanderung in diese Gegend. Die Federzeichnung  Mittelgebirgslandschaft mit Brücke und Kapelle ist aus dem dort gefüllten Skizzenbuch die einzige verbliebene Zeichnung. Der Berg könnte der Jeschken sein, das ist aber keinesfalls sicher. Friedrich hinterließ hier, was die Ortsbestimmung angeht, gewissermaßen eine Böhmisches Dorf.

Sonntag, 7. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 8. Mai 2017: Das verschmähte Denkmal

Caspar David Friedrich Denkmal in
Greifswald, Foto: Schiwago CC-BY-3.0
Am 8. Mai 2010 wurde in Greifswald das Caspar-David-Friedrich-Denkmal eingeweiht. Die Bronzeskulptur hat der Lübecker Bildhauer Claus-Martin Görtz geschaffen. Das Denkmal geht auf eine Privatinitiative zurück und wurde auf einem ziemlich versteckt Privatgrundstück aufgestellt. Die Stadt Greifswald stellte dafür keinen öffentlichen Platz zur Verfügung. Sie hatte eigentlich vor, ein Caspar David Friedrich Denkmal auf dem Marktplatz aufzustellen, doch war dafür keine Finanzierung zustande gekommen. Nun stieß die künstlerische Umsetzung der Friedrich-Figur auf Kritik. Die Caspar David Friedrich Gesellschaft hatte sich von diesem Denkmal distanziert. Das verschmähte Denkmal erfährt mit der Zeit zunehmend Akzeptanz. Ein anderes gibt es ja nicht.