Freitag, 8. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 9. Juni 2018: Wann ist die Romantik schwarz?

Caspar David Friedrich: Meeresküste im Mondschein. Um 1835,
Öl auf Leinwand, 170 x 135 cm, Kunsthalle Hamburg

Am  9. Juni 2012 endete im Musée d‘Orsay in Paris die Ausstellung Schwarze Romantik, die erste umfassende Ausstellung zur dunklen Romantik in Deutschland. Zu sehen waren Werke von Goya bis Max Ernst. Gezeigt wurde auch ein Gemälde von Caspar David Friedrich. Bis dahin war für mich unklar, was bei Friedrich unter schwarzer oder dunkler Romantik läuft. Nun, es soll das Bild Meeresküste bei Mondschein sein.

Donnerstag, 7. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 8. Juni 2018: In a Lovely Distant Land

Caspar David Friedrich: Gedächtnisbild für Johann Emanuel Bremer.
43 x 57 cm, Öl auf Leinwand, Alte Nationalgalerie Berlin 
Netzfundstück im JuniCaspar David Friedrichs Gemälde Gedächtnisbild für Johann Emanuel Bremer ist medial verbunden mit Robert Schumanns Lied Schöne Fremde aus dem Eichendorff-Liederkreis Op. 39.

Hier eine Aufnahme mit Hermann Prey:




Schöne Fremde* (Robert Schumann, 1810-1856)

Es rauschen die Wipfel und schauern,
Als machten zu dieser Stund
Um die halbversunkenen Mauern
Die alten Götter die Rund.

Hier hinter den Myrtenbäumen
In heimlich dämmernder Pracht,
Was sprichst du wirr wie in Träumen
Zu mir, phantastische Nacht?

Es funkeln auf mich alle Sterne
Mit glühendem Liebesblick,
Es redet trunken die Ferne
Wie vom künftigem, großem Glück.

[Joseph von Eichendorff (1788-1857)]

In a Lovely Distant Land

The treetops sigh and tremble,
As if at this hour
The ancient gods circled
Around the half-buried walls.

Here amid the myrtle trees
In mysterious twilight splendor,
Why do you speak cryptically
as in a dream, wondrous night?

All the stars blaze at me
With the burning gaze of love,
Distant places speak ecstatically
Of great happiness to come.

Translation (c) 2008 by Celia Sgroi

Mittwoch, 6. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 7. Juni 2018: Liebeserklärung im Garten

Caspar David Friedrich: Gartenterrasse. 1811/12, Potsdam,
Schloss Scharlottenhof, Schloss Charlottenhof
Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm III. in Berlin. Der Preußenkönig kaufte auf der Akademie-Ausstellung 1812 das Gemälde Die Gartenterrasse von Caspar David Friedrich für das Berliner Königspalais. Heute ist das königliche Bild im Potsdamer Schloss Charlottenhof zu besichtigen. Das Motiv galt meist als der Fantasie des Malers entsprungen oder war auch mal dem Blick von der Terrasse des früheren Schlosses Erdmannsdorf im Erzgebirge zugeordnet. Zu verorten ist das Meisterwerk in seiner Entstehungsgeschichte jedoch in Ballenstedt im Harz. Friedrich hatte das Gemälde unmittelbar nach einem Besuch bei der Malerin Caroline Bardua in Ballestedt in Angriff genommen. Entstanden ist hier keine reale Landschaft. Der Maler hat sich als Kulissenschieber betätigt und zusammengebracht, was so nicht in eine Sichtachse fällt: die Baumallee zwischen Schloss und Neustadt, unter deren Caroline Bardua gern auf den Bänken gesessen und gelesen hat, die alte (nicht mehr existierende) Parkmauer des Schlossparkes, das Harzvorland und der Brocken. Die Bildidee muss Friedrich bereits vor Ort gekommen sein, denn eine am 25. Juni 1811 entstandene Zeichnung markiert mit einer Doppellinie den dann im Gemälde verwendeten Bildausschnitt. Die Gartenterrasse ist das erste Gemälde Friedrichs, an dem man komplexe Arbeitsweise des Malers im Umgang mit der realen Natur detailliert studieren kann und vielleicht ist es auch als eine Liebeserklärung an die von ihm verehrte Malerkollegin zu sehen ...

Foto von der Allee in Ballenstedt um 1820, Autor unbekannt

Caspar David Friedrich: Harzlandschaften. 25. Juni 1811,
Bleistift, 36 x 25,5 cm, Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung

Caspar David Friedrich Kalender am 6. Juni 2018: Eis wird zu Eisen und Glas

Monica Bonvicini: She Lies (Skulptur vor der Oper in Oslo)
Netzfundstück im Juni:  Monica Bonvicini schuf 2010 vor der Oper in Oslo die Skulptur She Lies nach Caspar David Friedrichs Gemälde Das Eismeer.

Caspar David Friedrich: Das Eismeer. 1823, Öl auf Leinwand,
126,9 x 96,7 cm, Hamburger Kunsthalle

Dienstag, 5. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 5. Juni 2018: Doppelgänger im Geiste

Caspar David Friedrich: Waldinneres bei
Mondschein. Um 1823, Öl auf Leinwand,
70,5 x 49 cm, Alte Nationalgalerie Berlin

Am 5. Juni 1826 starb Carl Maria von Weber in London. Der Komponist der ab 1817 als Königlicher Kapellmeister und Direktor der deutschen Oper am Dresdner Hoftheater wirkte, gilt als Doppelgänger Caspar David Friedrichs im Geiste. Weber entdeckte mit seiner 1821 in Berlin Uraufgeführte Oper Der Freischütz die Mystik des Waldes für die deutsche Romantik. Die Oper wird oft verglichen mit einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Das bestätigt sich eindrucksvoll, wenn man Webers Musik hört und sich das Gemälde Waldinneres bei Mondschein von Caspar David Friedrich betrachtet.

Hier die Musik als Hörillustration



Montag, 4. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 4. Juni 2018: Lehrer der langen Beine

Caspar David Friedrich: Szene aus Schillers "Die Räuber",
1799, Feder laviert, 20, 4 x 26, 2 cm, Greifswald,
Pommersches Landesmuseum
Am 4. Juni 1809 starb der dänische Maler Nicolai Abraham Abildgaard. Er war 1794 Caspar David Friedrichs Lehrer an der Kopenhagener Akademie. Er ist der einzige Lehrer, dessen Einfluss auf Friedrich zumindest in den frühen Jahren nachweisbar ist. In Friedrichs Szenen aus Friedrich Schillers Drama Die Räuber sind die Figuren ganz im Stile Abildgaards zu erkennen. Am besten zu erkennen an den langen Gliedmaßen der Figuren, besonders der langen Beine.


Nicolai Abraham Abildgaard (1743-1809)

Sonntag, 3. Juni 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 3. Juni 2018: Der Fels des Wanderers

Caspar David Friedrich: Wanderer über dem Nebelmeer. 1818,
Öl auf Leinwand, 74,8 x 94,8 cm, Hamburg, Kunsthalle

Caspar David Friedrich zeichnete am 3. Juni 1813 in sein Krippener Skizzenbuch vom Kriegssommer 1813 eine Felskuppe in der Sächsischen Schweiz, die er 1818 für das Gemälde Der Wanderer über dem Nebelmeer als Standort des Wanderers verwendet. Die Felsengruppe befindet sich am Aufgang zur Kaiserkrone von Schöna aus gesehen. Der Wanderer über dem Nebelmeer kann als Gedächtnisbild für den 1818 verstorbenen Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll gelesen werden. Boll war 1800 mit Friedrich in jener Gegend wandern und von Boll stammt der Satz

Laß uns hinwegsehen über die trüben Nebel um unsere Füße; in uns leuchtet ja eine helle Sonne, die in keinem Sturm sich verfinstern kann, und über uns stralen freundliche Gestirne der Zukunft.  


Caspar David Friedrich: Felsige Kuppe. 3. Juni 1813, Bleistift,
11,1 x 18,6 cm, Dresden Kupferstichkabinett