Samstag, 9. Mai 2015

Caspar David Friedrich am 10. Mai 1840: Das eigene Begräbnis

Heute vor 175 Jahren wurde der am 7. Mai im Alter von 65 Jahren verstorbene Caspar David Friedrich auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof beerdigt. Schüler und Freunde des Romantikers stimmten einen Trauergesang an. Der Maler Robert Kummer, Patenkind und Schüler Friedrichs, hielt die Grabrede. Der Grabstein wird schlicht ausfallen.

Als künstlerisches Thema hat den Maler das offene Grab als Übergang zu ewigen Leben in seiner gesamten Schaffenszeit begleitet. Das Sujet war ihm sowohl eine spirituelle Übung wie auch die Suche nach einer wirkungsvollen Darstellung im Bild. Darauf verweisen die Zeilen  eines vermutlich in der Zeit nach 1825 entstandenen apologetischen Monologverses.

Warum, die Frag‘ ist oft zu mir ergangen,
Wählst du zum Gegenstand der Malerei
So oft den Tod, Vergänglichkeit und Grab?
Um ewig einst zu leben,
Muß man sich oft dem Tod ergeben.  

Die bekannteste malerische Kulisse für ein Begräbnis ist der Klosterfriedhof der Abtei im Eichwald (1810) mit Kreuz und Tor als Symbole der Auferstehungshoffnung. 

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie
Im fortgeschrittenen Alter und depressiven Phasen beschäftigte er sich mit der Schlichtheit seines voraussehbar eigenen Begräbnisplatzes auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof (so ab 1834 bezeichnet), der erst 1815 angelegt wurde und der Maler die ersten Bestattungen auf freiem Feld erlebte. 

Caspar David Friedrich: Landschaft mit Grab, Sarg und Eule, um 1837, Sepia, 48,5 x 38,5 cm, Hamburger Kunsthalle
Um 1825 hielt der den Blick auf den Friedhofseingang in einem Gemälde fest.  

Caspar David Friedrich: Fiedhofseingang. um 1825, Öl auf Leinwand, 111 x 144 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister
Heute befindet sich Friedrichs verwitterter Grabstein inmitten einer grünen Wiese. 

Grab Caspar David Friedrichs auf dem Trinitatisfriedhof (Paulae, CC-BA-SA-3.0)
Mehr zum Thema in Caspar DavidFriedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2 "Die Denkmale für Boll" S. 130

Freitag, 8. Mai 2015

Caspar David Friedrich am 9. Mai 1815: Brief an Louise Seidler

Friedrich, Caspar David: Brief an [Louise
Caroline Sophie] Seidler. Dresden,
9.5.[1815], Seite [2], Universitätsbibliothek Bonn
Caspar David Friedrich schreibt am 9. Mai 1815 aus Dresden an Louise Seidler (1786-1866) in Jena. Er berichtet darin der Malerin und Goethe-Vertrauten von einem Bild mit dem Titel Kreuz an der Ostsee, das er gerade für Sylvie Köthe malte, das diese für ihren Mann Friedrich August Köthe bestellt hatte.

Das Bild für ihre Freundin bestimmt ist bereits angelegt, aber es kommt keine Kirche drauf, kein Baum, keine Pflanze, kein Grashalm. Am nackten steinigten Meeresstrande steht hoch aufgerichtet das Kreutz, denen so es sehn ein Trost, denen so es nicht sehn ein Kreutz. 

Caspar David Friedrich: Kreuz an der Ostsee. 1815, Öl auf Leinwand, 45 x 33,5 cm, Berlin Schloss Charlottenburg
Der Brief gibt Aufschluss über die Interpretation des bekannten Gemäldes, nach der das Kreuz kein Todessymbol, sondern lediglich ein Symbol des Trostes darstellen soll.

Carl Christian Vogel von Vogelstein: Louise Seidler in Rom. 1820