Samstag, 3. Februar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 3. Februar 2018: Kunst zu Fuß

Caspar David Friedrich: Wanderer am Meilenstein.
1802, Sepia, 18,6 x 11,8 cm, Staatliche Graphische Sammlung München

Am 3. Februar 1802 entstand die Zeichnung Wanderer am Meilenstein von Caspar David Friedrich. Zu sehen ist eine Kursächsische Postmeilensäule bei Hainichen. Diese lag an Friedrichs Wanderweg von Dresden nach Norden, nach NeubrandenburgGreifswald oder Rügen. Diese Strecke von 400 bis 500 Kilometern hat der Maler manchmal drei- bis viermal im Jahr Sommer wie Winter ohne Wäschewechsel zurückgelegt. Unterwegs hielt er auch die Momente der Erschöpfung in seinem Skizzenbuch fest.

Donnerstag, 1. Februar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 2. Februar: Westernromantik

Foto: Münchner Kammerspiele © Philippe Quesne

Seit dem Februar 2016 zeigen die Münchner Kammerspiele das von  Philippe Quesne inszenierte Stück Caspar Western Friedrich. Weite Informationen hier

Caspar Western Friedrich vereint das Epische des Western-Genres mit der Metaphysik der romantischen Malerei. Inspiriert vom einsamen Cowboy sowie den Bildern und der Persönlichkeit des Malers Caspar David Friedrich, entfaltet sich mittels der großen Theatermaschinerie eine riesige Landschaft. Eine Landschaft, die wie die Gemälde der deutschen Romantik Sinnbild für einen inneren und veräußerlichten Zustand ist und mit den Materien der Natur spielt, sich in der Plastizität der Nebelschwaden und der Fragilität gasförmiger Agregate abzeichnet und unter einer verflüssigten Sonne leuchtet.

„Caspar Western Friedrich“ mäandert in Richtung des unerreichbaren Horizonts und hinterfragt den Platz des modernen Menschen in der Welt. Ausgehend vom kollektiven Bildgedächtnis des Western und einer bildhaften Reflexion stellt die Inszenierung unsere Verbindung zur Natur dar, zwischen dem Willen, sie zu beherrschen und dem Wunsch, sie zu beschützen, zwischen Eroberung und Kontemplation, zwischen Ausbeutung und Ökologie.

Philippe Quesne konzipiert und inszeniert Arbeiten, die auf einer starken Verbindung zwischen Raum, Bühnenbild und Körpern basieren. Seine multidisziplinaren Performances sind international auf Festivals zu sehen. Seit 2014 leitet er das Theater Nanterre – Amandiers in Paris.

Mittwoch, 31. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 1. Februar 2018: Ladenhüter mit Fichten

Caspar David Friedrich: Ausblick ins Elbtal. 1807, Öl auf
Leinwand, 61,5 x 80 cm, Staaltiche Kunstsammlungen Dresden

Am 1. Februar 1816 ordert Caspar David Friedrich sein Gemälde Ausblick ins Elbtal von dem Berliner Kunsthändler und Verleger Gaspare Weiß zurück, der das Bild nicht verkaufen konnte.

Da nunmehr zwei Monate verflossen und wie es scheint sich kein Käufer zu dem Bild gefunden, so ersuche ich Ew. Wohlgeboren das Bild statt nach Dresden zurückzusenden, es nach Leipzig an Brückner Lampfe in Leipzig für Dr. Hillig zu schicken. Da mir viel daran gelegen das Bild in Leipzig zu wissen so bitte ich es bald möglichst abzusenden.                              C. D. Friedrich

Dienstag, 30. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 31. Januar 2018: Rot wie Blut

Caspar David Friedrich: Marienkirche Stralsund,
Entwurf zum Abendmahlskelch. 1818. Aquarell, 43,5 x
35,9 cm, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Am 31. Januar 1818 schickte Caspar David Friedrich seine Entwürfe für die Neugestaltung der Inneneinrichtung der Stralsunder Marienkirche an den Rat der Stadt. Zum abgebildeten Entwurf des Abendmahlskelchs schrieb er:

Die Zeichnung H stellt den Kelch in seiner wirklichen Größe dar, und I ist der Grundriß des Fußes vom Kelche. Der eigendliche Becher ist glanz Gold das Kräutz ein wenig vertieft matt Gold so wie auch die Palmzweige matt Gold sind. Das Rothe sollen Rubine seyn oder Steine so dem Bluthernen ehnlichsten sehn, in Ermangelung dessen nimt man geferbtes Glaß.

Der neogotische Entwurf kam wegen einer finanziellen Krise der Stadt nicht zur Ausführung.


Marienkirche Stralsund. Foto: Darkone, wikimedia

Montag, 29. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 30. Januar 2018: Scort-Leben

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft mit der Ruine
des Klosters Eldena (Der Winter), 1810, Öl auf Leinwand, 73 x 106 cm. Besitzer:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen in München
Im Januar 1808 besuchte Christian August Semler Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier und sah die ersten Arbeiten an dem Gemälde Der Winter. Der Schriftsteller ließ in einem Artikel im Journal des Luxus und der Moden dazu wissen:

Die Winterlandschaft war erst angelegt, sie wird eine mit Schnee bedeckte Ruine zwischen alten, zum Theil abgestorbenen Eichen enthalten unter denen ein alter Mönch nach dem Eingange des Kirchhofs zuwankt.

Der Maler nimmt in diesem Bild den letzten Mönch des Klosters Broda bei Neubrandenburg ins Bild. Da das Kloster nicht mehr existierte, versetzte er die Runie des Klosters Eldena an diesen Ort. Über den letzten Mönch wurde berichtet:

Welche wüste Wirthschaft hier zur Reformations-Zeit geherrscht, darüber giebt uns das Visitationsprotokoll de 1558 Auskunft, woselbst es unter Andern heißt, daß der letzte Mönch im Kloster, Nicolaus Schütte, „ein offenbar Scort-Leben führte und gebrannten Wein schenke.“ Erst nach vielen und wiederholten Bemühungen ist es den Visitatoren gelungen, ihn von solch‘ gotteslästerlichem Leben abzubringen, und heißt es dann später daselbst: „Gemeldeter Mönch hat gefreyet und Pönitenz gethan." 

Klosterhügel von Broda, Foto; RonnyKrüger, wikimedia

Sonntag, 28. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 29. Januar 2018: Wo das Volk keine Stimme hat

Caspar David Friedrich: Entwurf für ein Kriegerdenkmal.
Um 1813, Bleistift, Feder, 32,1 x 25,2 cm, Kunsthalle Mannheim

Ernst Moritz Arndt starb am 29. Januar 1860 in Bonn. Ein Brief Caspar David Friedrichs an den Schriftsteller und Demokraten vom 12. März 1814 ist erhalten:

Hochgeschätzter Landsmann! Ihren lieben Brief und die dabei erfolgten Zeichnungen habe ich erhalten. Ich wundere mich keineswegs, daß keine Denkmäler errichtet werden, weder die, so die große Sache des Volkes bezeichnen, noch die hochherzigen Taten einzelner deutscher Männer. So lange wir Fürstenknechte bleiben, wird auch nie etwas Großes der Art geschehen. Wo das Volk keine Stimme hat, wird dem Volk auch nicht erlaubt, sich zu fühlen und zu ehren. Ich beschäftige mich jetzt mit einem Bilde, wo auf dem freien Platz einer erdachten Stadt ein Denkmal aufgerichtet steht. Dieses Denkmal wollte ich für den edlen Scharnhorst bestimmen und Sie bitten, eine Inschrift zu machen. Viel über zwanzig Worte dürfte aber diese Inschrift wohl nicht lang sein, weil es mir sonst an Platz fehlt. Ich erwarte von Ihrer Güte die Gewährung meiner Bitte. Ihr Landsmann Friedrich.

Den Brief Friedrichs fand die Polizei im Juli 1819 bei der Durchsuchung von Arndts Bonner Wohnung. 1921 hielten die Behörden dem Dichter diese Korrespondenz im Verhör wegen des Verdachts auf Theil­nahme an geheimen politischen Verbindungen und Umtrieben vor. Gefragt wurde er: Was hat es für eine Bewandtniß damit, daß der Verfasser den Mangel an Denkmälern […] in dem Umstande findet, daß, solange wir Fürstenknechte blieben, so etwas nicht geschehen könne? Arndt antwortete darauf hin: Ich weiß nicht, wie der Maler Friedrich auf diesen Gedankengang gekommen ist? 

Caspar David Friedrich Kalender am 28. Januar 2018: Stahlhelm auf! Mit Friedrich, Gott und Vaterland

Caspar David Friedrich: Grabmale alter Helden. 1812, Öl auf
Leinwand, 49,5 x 70,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

Am 28. Januar 1851 wurde Andreas Aubert in Christiana geboren. Der norwegische Kunsthistoriker entdeckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Werk des Malers Caspar David Friedrich wieder. Seine Interpretationen prägen die neuere Friedrich-Forschung und halten sich trotz nachgewiesener Irrtümer hartnäckig. 

Er hinterließ eine fragmentarisch gebliebene Biografie über den Romantiker, die 1915 posthum unter dem Titel Gott, Freiheit, Vaterland erschien und im Vorwort an den Durchhaltewillen der deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg appellierte. Aubert sah Friedrichs Kunst als Verkörperung des nordisch-romantischen Naturgefühls

Ein Gemälde, für das Aubert die Deutung lieferte, sind die Grabmale alter Helden. Hier sah er das Arminius-Motiv von Heinrich von Kleists Die Hermannsschlacht beeinflusst.


Frederik Klem: Andreas Aubert, 1875