Freitag, 27. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 28. November: local hero

Caspar David Friedrich: Mondaufgang am Meer. 1822,
Öl auf Leinwand, 55 x 72 cm, Alte Nationalgalerie Berlin

Heute, am 28. November 2015, 19 Uhr, findet im Malsalon Berlin Prenzlauer Berg · Jeder ist ein Künstler!, Knaackstr. 80 ein Abend zur Romantik statt. Die Veranstalter versprechen folgendes:

An alle Romantiker unter Euch. Wir haben eine Reihe, welche sich nur der Malerei der Romantik widmet in unser Programm aufgenommen.

Sehnsucht, Fernweh, Naturverbundenheit – wer kommt mit uns auf eine Reise mit phantastischen Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, gewaltigen Landschaften und auf die Suche nach dem Erhabenen?

Neben unserem lokalen Hero Caspar David Friedrich, von dem ihr entweder “Mondaufgang am Meer” oder “Der Wanderer über dem Nebelmeer” nachmalen könnt, erfahrt ihr nicht nur Wissenswertes über die Malerei der Romantik in unseren Breitengraden, sondern erhaltet mit William Turner und seinem Motiv Norham Castle, Sunrise auch einen Einblick in die englische Variante dieser Zeitepoche. Abgerundet wird die Auswahl mit dem imposanten Werk “Brautschleier Fall, Yosemite” von dem hier nicht so bekannten Maler Albert Bierstadt. Mr. Bierstadt war ein wichtiger Vertreter der Hudson River School, einer Gruppe amerikanischer Landschaftsmaler.

Anhand dieser 4 Motive taucht ihr ein in die Welt der Kunst der Romantik, erhaltet Einblick in die Technik und Vorgehensweise der Künstler von damals und erlebt eine schaffensreiche Zeitreise an dessen Ende ihr mit einem eigenen Meisterwerk nach Hause geht.

Was ist das Interessante an der Malerei der Romantik?

Die Romantik wird durch Emotion bestimmt. Ein Element der Malerei ist die Freisetzung von Farbe und die Reduzierung von Linien, welche mehr Ausdruck erzielte. Die Farbe an sich wird zum Träger symbolischer Gestaltung. Fokus dieser Session werden imposante Farbübergänge, Setzung von Highlights und die Erstellung von unterschiedlichen Farblayern sein. Auch Malanfänger können mit der richtigen Technik ein eindrucksvolles und sehr eigenes Kunstwerk schaffen.

Für euer Malerlebnis steht euch wie immer ein Künstler zur Seite. Meldet euch, wenn ihr Fragen habt, ansonsten sehen wir uns bald bei uns im Malsalon!

Link zur Website des Malsalons hier

Donnerstag, 26. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 27. November: Bald begehbares Leben

Caspar David Friedrich: Neubrandenburg im
Morgennebel. Um 1816, Öl auf Leinwand, 91 x 72 cm,
Greifswald, Pommersches Landesmuseum
In diesem November gibt es offiziell die Zusage der Bundesregierung, für den Um- und Neubau der Galerie der Romantik im Pommersche Landesmuseum in Greifswald 5 Millionen Euro Förderung bereitzustellen. Die bislang eher bescheidene Präsentation der Werke Caspar David Friedrichs am Geburtsort des Malers soll bald zu einem eigenen, neu gebauten Museumsbereich erweitert werden. Geplant  ist ein etwa 150 Quadratmeter großer Ausstellungsraum gestaltet als begehbare Biografie. Wann mit dem Bau begonnen wird, ist noch nicht bekannt. Das Museum besitzt sieben Gemälde Friedrichs und eine umfangreiche Sammlung mit Grafiken. Bedeutendstes Werk des Maler im Museum ist das Gemälde Neubrandenburg im Morgennebel

Pommersches Landesmuseum Greifswald, Foto: Botaurus, 
CC BY-SA 3.0

Mittwoch, 25. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 26. November: Spinnweben für eine Million

Caspar David Friedrich: Die Frau mit dem
Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen (Melancholie),
Holzschnitt auf Papier, 17,1 x 11,9 cm
In der Berliner Villa Grisebach wurde am 26. November 2014 ein Holzschnitt des Motivs von Caspar David Friedrich Die Frau mit dem Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen (Melancholie) für 901.000 Euro versteigert. Das ist ein Rekordpreis für eine Druckgrafik des Romantikers. Der Schätzwert lag bei 10.000 – 15.000 Euro. Der Druck stammt von einem Privatsammler aus Sachsen.

Es sind noch zwölf Exemplare dieses Drucks bekannt. Der Druckstock und ein Exemplar befinden sich in der Hamburger Kunsthalle. Weitere Exemplare besitzen das Kupferstichkabinett Berlin, das Kupferstichkabinett Dresden, das British Museum, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Kupferstichkabinett in Basel, die Staatliche Graphische Sammlung in München, das Art Institute of Chicago, die Städtische Galerie in Frankfurt a.M., das Pommersche Landesmuseum Greifswald sowie private Sammler in Philadelphia und Cleveland.

Der Holzschnitt wurde von Caspar David Friedrichs Bruder Christian um 1802 in Greifswald nach einer Vorlage aus dem Mannheimer Skizzenbuch gefertigt.

Dienstag, 24. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 25. November: Wie Japan Friedrich entdeckte

Caspar David Friedrich: „Der Schlossberg bei Teplitz“ um 1835.
Feder und Pinsel mit brauner Tusche, über Bleistift, auf Velinpapier;
24,2 × 35,9 cm. Kupferstichkabinett. Staatliche Museen zu Berlin

Anlässlich der Abschlusses des japanisch-deutschen Antikominternpaktes vom 25. November 1936 sowie des zehnjährigen Jubiläums des Japanisch-Deutschen Kultur-Instituts wurde in Tōkyō die Ausstellung Handzeichnungen deutscher Meister von Dürer bis Menzel gezeigt. Darunter befand sich auch die Zeichnung von Caspar David Friedrich Blick auf den Schlossberg bei Teplitz aus dem Besitz des Kupferstichkabinetts in Berlin. Das war der Beginn einer intensiven Friedrich-Rezeption in Japan. Das ausgestellte Blatt war klug ausgewählt, es hatte etwas von der Dezenz japanischer Landschaftsmalerei und auch die Technik, Feder und Pinsel mit brauner Tusche über Bleistift auf Velinpapier, war den fernöstlichen Gastgebern sehr vertraut.

Nach dieser Ausstellung veröffentlichte der japanische Maler Higashiyama Kaii einen großen Artikel über Friedrich und Philipp Otto Runge und stellte zum ersten Mal Leben und Werk von Friedrich in Japan vor. Zuvor wurde der Name Friedrich in Japan 1927 lediglich in einem Buch des Kunstkritikers und -historikers Itagaki Takao  kurz erwähnt und der Tetschener Altar abgebildet.

Heute ist in Japan Caspar David Friedrich ein ganz großer Maler der Kunstgeschichte. 1978 gab es in Tōkyō und Kyōto eine große Friedrich-Ausstellung mit großem Publikumsinteresse. Seit den 80er Jahren sind viele japanische Bücher über Friedrich sowie die Malerei der Romantik erschienen.

Montag, 23. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 24. November: Franzosenhass



Caspar David Friedrich: Grabmale alter Helden. 1812, Öl auf
Leinwand, 49,5 x 70,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

Am 24. November 1808 schrieb Caspar David Friedrich aus Dresden an seinen Bruder Christian:

Lieber guter Bruder!

Vorgestern Abends spat erhielt ich deinen Brief und als ich gerdruckt LYON auf der Aufschrift laß und deine Hand erkannte, grollte es mich im Herzen und um mich nicht die Nacht zu verderben laß ich deinen Brief erste gestern. Du fühltest es selbst daß es nicht recht ist, daß Du als Teutscher in Frankreich bist, und das tröstet mich noch einigermaßen; denn sonst würde ich ganz an deiner Teutschheit zweifeln. Indes grollt es mich so sehr, lieber guter Junge, daß ich Dich bitten muß, solange Du in Frankreich bist, nicht mehr an mich zu schreiben; also so bald Du Frankreichs Gränße wieder überschritten, und in einem andern Lande bist; so bitte ich dich dringend, lasse mich wissen wo Du bist, und wir's Dir gehet.

Friedrich, der während der Besetzung seiner Heimat durch die Truppen Napoleon aus seiner Franzosenfeindlichkeit, die sich zum irrationalen Franzosenhass steigerte, bekanntlich keinen Hehl machte, glaubte den „Mangel an vaterländischem Empfinden“ auch bei seinem Bruder zu erkennen.

Später, 1812 und 1814, brachte er diese Haltung auch in den Gemälden Grabmale alter Helden und Chasseur im Walde zum Ausdruck.

Caspar David Friedrich: Brief an seinen Bruder
Christian v. 24. November 1808 in Lyon. Foto: Pommersches Landesmuseum
Caspar David Friedrich: Chasseur im Walde.
1814, Öl auf Leinwand, 65,7 x 46,7 cm, Privatbesitz

Sonntag, 22. November 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 23. November: Maßstab aller Dinge

Claude Lorrain: Küstenlandschaft mit Acis und Galatea. 1657,  Öl auf
Leinwand, 135 x 100 cm, Dresden, Staatliche Kunstsammlung, Galerie Alte Meister

Claude Lorrain starb am 23. November 1682 in Rom. Als Caspar David Friedrich seine Malerkarriere begann, war der Barockmaler für ein breites Kunstpublikum der Maßstab aller Dinge. Der Vorpommer wurde unzählige Male gefragt, ob er nicht malen könne wie Lorrain. Solches Ansinnen wies er jedoch schroff zurück.

Orientiert hat er sich schließlich doch an dem Franzosen. Dazu zwei Beispiele. Mit dem Gemälde Sommer von 1807 griff er das Lorrain-Motiv Acis und Galatea auf. Das Gemälde Der Abend von 1821 entstand nach einer textlichen Beschreibung des Marquis René Louis de Girardin in dessen 1777 veröffentlichen Buch De la composition des paysages.

Caspar David Friedrich: Der Sommer. 1807, Öl auf Leinwand, 71,4 x 103,6 cm,
München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, Neue Pinakothek
Claude Lorrain: Landschaft mit Tobias und dem Engel. 1663,
Öl auf Leinwand, 116 x 153,5 cm, Eremitage St. Petersburg
Caspar David Friedrich: Der Abend. Um 1821, Öl auf Leinwand,
22,3 x 31 cm, Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum

Caspar David Friedrich Kalender am 22. November: Wenn ein Wort fehlt

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809, 
Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie
Novemberwortfundstück: Caspar David Friedrich verwendet in seinen nachgelassenen Texten das Wort

                                                          [Ahndung. 

Wie bei der Kommentierung seines Gemäldes Mönch am Meer:

Was heilige Ahndung nur ist, nur im Glauben gesehen und erkannt; endlich klahr zu wissen und zu Verstehn!

Bei Abdruck oder zitieren dieser Texte wird oft (auch mal in wissenschaftlichen Beiträgen) aus dem Textzusammenhang auf einen Druckfehler geschlossen und daraus

                                  [Ahnung. 


gemacht. So scheint der Text aus unserem heutigen Verständnis plausibel. Denn Ahndung wird heute definiert als 

Bestrafung eines Vergehens, insbesondere durch eine Institution mit den Synonymen Bestrafung, Sanktion, Maßregelung, Rache, Vergeltung, Vergeltungsmaßnahme

Bei der Ahndung am Beginn des 19. Jahrhunderts bedeutete das Wort etwas völlig anderes. Der Philosoph und Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries begründete das Prinzip der Ahndung, um das Dilemma bei der definierenden Unterscheidung von Wissen und Glauben aufzulösen. In einer groben Verkürzung dieser Theorie könnte man sagen:

[Dem Wissen gehört der Begriff, dem Glauben die Idee, der Ahndung das reine Gefühl. 

Also Friedrich wollte mit der Anwendung des Wortes Ahnung etwas Beschreiben, was sich dem Wissen und Glauben im traditionellen Sinne entzieht und er als zentrale Kategorie eines wie auch immer gearteten Gefühlschristentums gesehen hat. Diese Facette des erklärenden Sprechens gehört heute nicht mehr zum deutschen Wortschatz, würde aber in dieser Arbeitsteilung der Sprache dem Sprachsinn unglaublich gut tun. Machen wir eine

                        Experiment

Würde man das Wort aus der Beschreibung des Mönch am Meer herausnehmen, könnte das Bild so aussehen: