Sonntag, 16. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 16. August: Des Malers Kamerafahrt

Caspar David Friedrich: Schlossruine Teplitz.
 Um 1828, Aquarell, Bleistift auf Velin, 18,8 x 21,4 cm.
Moskau, Staatliches Puschkin-Museum der bildenden Künste
Caspar David Friedrich kannte die Kamerafahrt um ein Natur- oder Architekturmotiv herum, um das Objekt von verschiedenen Seiten aufnehmen zu können. Dokumentiert in den beiden Darstellungen der Schlossruine von Teplitz, vermutlich aus dem August 1828. Die Kenntnis darüber, dass der Maler dieses Verfahren anwandte, half den topografischen Ort der Abtei im Eichwald zu bestimmen. Das zur gleich Zeit entstandene Gemälde Der Winter stellt die 90 Grad Kamerafahrt um die Abtei-Ruine im Gemälde Abtei im Eichwald gegen den Uhrzeigersinn dar. So kann man im Hintergrund das Geländeprofil der Brodaer Hügel und den Brodaer Friedhof am authentischen Ort ausmachen. Diese Erkenntnis führt zu der Erklärung, warum Friedrich die Greifswalder Ruine Eldena nach Broda bei Neubrandenburg versetzte ...


Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand,
110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie
Caspar David Friedrich: Der Winter. 1808, Öl auf Leinwand, 75 x 106 cm,
ehemals München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, 1931 verbrannt

Samstag, 15. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 15. August: Der Mond ist aufgegangen

Caspar David Friedrich: Einsames Haus am Kiefernwald. um 1830/37,
19 x 25,5 cm, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Am 15. August 1740 wurde Matthias Claudius geboren. Der Dichter gilt wegen seines populären Gedichtes oder Abendliedes Der Mond ist aufgegangen als das literarische Pendant zum Maler Caspar David Friedrich. Der Text wurde zum ersten Mal 1779 im Vossischen Musenalmanach veröffentlicht und soll 1778 in Wandsbeck entstanden sein.

Hier zum anhören

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

Freitag, 14. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 14. August: Auf dem Malerweg in der Sächsischen Schweiz

Caspar David Friedrich: Felsenschlucht. Öl auf Leinwand,
um 1823, 91 x 72 cm, Kunsthistorisches Museum Wien
In der Zweiten Hälfte des August und im September ist die ideale Zeit für eine Wanderung auf dem Malerweg in der Sächsischen Schweiz. Dort kann man den Motiven zahlreicher Bilder Caspar David Friedrichs in eindrucksvoller Naturkulisse begegnen. Zum Beispiel das Gemälde Felsenlandschaft aus dem Jahre 1823 zeigt die imposante Felsgruppe des Neurathener Felsentors.

Informationen zum Malerweg gibt es hier

Donnerstag, 13. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 13. August: Friedrichs Neubrandenburger Altar

Caspar David Friedrich: Kreuz vor Regenbogen im Gebirge. 1818,
Feder, aquarelliert, 27,2 x 20,8 cm, Rechts unten von fremder Hand bezeichnet
 „Casp. David Friedrich Fc. Das Oelgemälde befindet sich auf dem
 Schloss Tetschen in Böhmen. Er erhielt die Professur darauf“, auf dem
Altarrahmen die Aufschrift „Kommet her zu mir die ihr mühselig seid
und beladen ich will euch erquicken“, Staatliche Kunstsammlung Dresden
Am 12. und 13. August 1841 wurde die Neubrandenburger Marienkirche nach einem neogotischen Umbau feierlich wieder eingeweiht. Die Bauarbeiten begannen 1832 unter Leitung des Architekten Friedrich Wilhelm Buttel. Dort gab es bis zur Zerstörung der Kirche im Jahr 1945 tatsächlich einen Altar nach einem Entwurf von Caspar David Friedrich zu besichtigen. 

Die aquarellierte Federzeichnung Kreuz vor Regenbogen im Gebirge von 1818 wurde lange für einen Alternativentwurf zum Tetschner Altar gehalten. Die Bestimmung galt jedoch der Neubrandenburger Marienkirche. Auf dem ersten Blick haben Entwurf und Ausführung nichts miteinander zu tun. Auf dem Blatt Friedrichs ist jedoch von fremder Hand in dünnen, kaum sichtbaren Bleistiftlinien eine Korrektur der Fialen gezeichnet, die den Altar in die finale Form bringen, sehr wahrscheinlich von der Hand des Architekten Friedrich Wilhelm Buttel. Das Gemälde wurde allerdings vom Maler Karl Eggers ausgeführt mit der Darstellung des Noli me tangere ...

Heute ist der Sakralbau eine Konzertkirche.


Robert Geißler: Marienkirche von Südosten. 1860. Lithografie
Friedrich Wilhelm Buttel: Inneres der Marienkirche in Neubrandenburg
Ostrichtung. Um 1835, Zeichnung, Tusche
Friedrich Wilhelm Buttel: Zum Profil der St. Marien Kirche
in Neubrandenburg.1838 Zeichnung
Altar der Marienkirche von Neubrandenburg, um 1900,  Foto: Heinz Wehlow, Regionalmuseum Neubrandenburg



sd

Mittwoch, 12. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 12. August: Hutmode Rügen anno 1815

Caspar David Friedrich: Kate mit
Schilfdach und Erntehaube. 9./12.
August 1815, Bleistift, 17,7 x 11,3 cm,
 Nationalmuseum Oslo
Bei seiner Rügenreise im Jahr 1815 zeichnete Caspar David Friedrich am 12. August sehr detailliert eine Erntehaube, die auf das Ende einer Stange gestülpt ist. Diese Haube war in dieser Zeit auf der Insel Rügen die Kopfbedeckung der Bäuerinnen während der Getreideernte und schütze vor allem vor der Sonne. In einer größeren Anzahl von Zeichnungen gibt der Maler in dokumentarischer Qualität Einblicke in das bäuerliche Leben seine Zeit.

Dienstag, 11. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 11. August: Um Kopf und weißen Kragen gemalt

Caspar David Friedrich: Zwei Männer beim Betrachten des Mondes.
Um 1819, Öl auf Leinwand, 35 x 44 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister

Am 11. August 1778 wurde Friedrich Ludwig Jahn geboren. In Caspar David Friedrichs Bildwelt ist sein Name sogar Teil eines Gemäldes, nämlich Huttens Grab. Auf den Feldern der vorderen Sarkophagwand steht in kleiner Schrift: Jahn 1813“, „Arndt 1813“, „Stein 1813“, „Görres 1821“, „D … 1821“ und „F. (sic) Scharnhorst. Als Bestandteil des Bildpersonals kann man den als Turnvater Jahn bekannten Herrn in dem Gemälde Zwei Männer beim Betrachten des Mondes entdecken. Hier steht Jahn mutmaßlich neben Franz Christian Boll. Beide Männer waren mit Caspar David Friedrich befreundet. Ihre Lebenswege kreuzten sich in den Jahren 1803 bis 1805 in Neubrandenburg. Jahn war in dem Gemälde letztlich identifizierbar, weil der Maler in dem durchgängig dunkel lasiertem Bild, der linken Figur einen reinweißen Kragen unter den Kopf malte. Ein solcher weißer Kragen war ein Leben lang das Markenzeichen des Turnvaters.

Zur Interpretation der beiden Bilder in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 37

Caspar David Friedrich: Huttens Grab. Um 1823/24.
Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlung
Friedrich Ludwig Jahn, um 1852

Montag, 10. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 10. August: Kein Gott, ein Priester wars

Caspar David Friedrich: Relief des Swantevit in der Kirche zu Altenkirchen.
Um 1815, Bleistift, 17,7 x 11,3 cm, Nationalmuseum Oslo
Caspar David Friedrich zeichnete bei seiner Rügenwanderung im Jahr 1815 um den 10. August den vermauerten Priesterstein oder Swantewitsteins im südlichen Seitenanbau des Chores der romanischen Kirche von Altenkirchen

Nach heutiger Kenntnis handelt sich hier um einen aus Granit bestehenden Grabstein eines Swantewit­pries­ters von der Tempelburg auf Kap Arkona aus vorchristlicher Zeit. Friedrich musste noch annehmen, dass er das Abbild des Slawengottes vor sich hat und kann von der dazu überlieferten Demütigungs-Symbolik erfahren haben. Die ersten Christen von Rügen bauen den Grabstein waagerecht in die Kirche ein, als Zeichen der Verhöhnung des entmachteten Gottes Swantewit! Eine der Christianisierungs-Erzählungen besagt, dass sich die Christen vor dem Gottesdienst einzeln und in Gruppen vor dem Stein versammeln, um ihn zu verhöhnen, sich also von dem „alten Gott“ lossagen und dann erst die Kirche zum Gottesdienst betreten. 

Die Aufschrift in Friedrichs Zeichnung Sanctus Vitus oder Svantevits bezieht sich auf die damals in Pommern weit verbreitete Ansicht, der wendische Götze Swantewit sei aus dem Heiligen Veit, einem der vierzehn Nothelfer, entstanden und die Einrichtung des Wendischen Götzendienstes nach dem Muster des christlichen Gottesdienstes vorgenommen worden. Wahrscheinlicher aber trifft die Überlieferung zu, dass christliche Missionare im 12. Jahrhundert anstelle des Swantewit den römischen Heiligen Sanctus Vitus setzen, um den neugetauften Bewohnern Rügens den Gottesdienst zu erleichtern. Der heilige Veit wird so zum Landespatron. Weil die Slawen ihrem Gott Swantewit Hühner opfern, stellt man Veit auf Bildern mit einem Hahn im Arm dar. 

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 4, "Die Bäume der Ahnen", S. 294


Der Svantevitstein in der Kirche von Altenkirchen
auf der Insel Rügen. Foto: 
Lapplaender CC-BY-SA-3.0-DE