Donnerstag, 14. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Mai: Das Porträt der Schönrednerin

Caspar David Friedrich: Bildnis der jungen Lotte Sponholz. 14. Mai 106, Bleistift, 11 x 8 cm, Hamburger Kunsthalle
Caspar David Friedrich porträtiert am 14. Mai 1806 seine Nichte Lotte Sponholz, deren schriftliche Hinterlassenschaften heute als die umfangreichste Quelle zu Jugend und Familie des Malers gelten, aber in einigen Passagen wenig glaubwürdig sind. Man kann davon ausgehen, dass die Frau in Anbetracht der Prominenz des Verwandten Abstammung und wirtschaftliche Verhältnisse der Familie Friedrich in ihren Lebenserinnerungen aufgehübscht hat. Friedrich stammt väterlicherseits von Handwerkern (meist Seifensieder und Kerzenmacher) ab, die, so weit nachweisbar, in Neubrandenburg lebten, mütterlicherseit von Schmieden, die als Familie Bechly aus der Schweiz über Prenzlau nach Neubrandenburg eingewandert sind. Lotte Sponholz schreibt über die Abstammung:

Bei den Tronfolgeunruhen in Schweden flüchtete ein Graf welcher der unterliegenden Partei angehörte mit seinem Sohn aus dem Vaterland. Auf dem Schiff angesichts allmählich verschwindenden Küste des geliebten Heimatlandes stand der Graf auf dem Verdeck, seinen Sohn an der Hand. Als die Küste verschwand, warf er sein Grafendiplom in das Wasser! Indem er ausrief, ,der schwedische Graf N. N. liegt im Meere begraben, aber Friedrich lebt (sein Taufnahme) und wird in die fortleben‘ (sein Sohn), wohin er sich mit dem Knaben wandte weiss ich nicht, nur dass er sich nach mehreren Land- und Seereisen sich in Greifswald, welches damals mit einem Teil Pommerns zu Schweden gehörte, als Licht und Seifenfabrikant niederließ und eine große persönliche Achtung genoß.

Diese Geschichte wurde varieantenreich kolportiert. Den Nachkommen Adolf Gottlieb Friedrichs (Vater von Caspar David) war möglicherweise die niedere Herkunft des Vaters und Großvaters peinlich. Immerhin galt „Seifensieder“ in Neubrandenburg als Schimpfwort für einen besonders kulturlosen Menschen.

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie, Frauenbild", S. 6 

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