Freitag, 5. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 5. Juni: Neue Wohnung, gleicher Ausblick


Caspar David Friedrich: Frau am Fenster. 1822,
Öl auf Leinwand,  44 x 37 cm, Berlin, Nationalgalerie

Caspar David Friedrich schrieb am 5. Juni 1820 an seinen Bruder Christian in Greifswald:

Zu Michaelis ziehen wir aus jedoch nicht von der Elbe weg nur einige Häuser weiter und bekommen eine schöne neu Wohnung; das Haus wird eben erst gebauet.

In der Friedrich-Forschung wurde lange diskutiert, ob das Gemälde Frau am Fenster das Atelierfenster in der alten Wohnung (An der Elbe 26) oder bereits in der neuen Wohnung (An der Elbe 33) zeigt. Zieht man die Darstellung von Friedrichs Atelier von Georg Friedrich Kersting aus dem Jahr 1811 zu Rate, steht die Malersfrau Caroline sehr wahrscheinlich in der alten Wohnung (An der Elbe 26) am Atelierfenster. Der Ausblick auf die Elbe veränderte nach dem Umzug sich kaum.

Georg Friedrich Kersting: Caspar David Friedrich in seinem Atelier, 1811

Donnerstag, 4. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 4. Juni: Friedrichs Lehrer bei den Räubern

Caspar David Friedrich: Szene aus Schillers "Die Räuber",
1799, Feder laviert, 20, 4 x 26, 2 cm, Greifswald,
Pommersches Landesmuseum
Am 4. Juni 1809 starb der dänische Maler Nicolai Abraham Abildgaard. Er war 1794 Caspar David Friedrichs Lehrer an der Kopenhagener Akademie. Er ist der einzige Lehrer, dessen Einfluss auf Friedrich zumindest in den frühen Jahren nachweisbar ist. In Friedrichs Szenen aus Friedrich Schillers Drama Die Räuber sind die Figuren ganz im Stile Abildgaards zu erkennen.

Nicolai Abraham Abildgaard (1743-1809)

Mittwoch, 3. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 3. Juni: Der Fels des Wanderers

Caspar David Friedrich: Wanderer über dem Nebelmeer. 1818,
Öl auf Leinwand, 74,8 x 94,8 cm, Hamburg, Kunsthalle
Caspar David Friedrich zeichnete am 3. Juni 1813 in sein Krippener Skizzenbuch vom Kriegssommer 1813 eine Felskuppe in der Sächsischen Schweiz, die er 1818 für das Gemälde Der Wanderer über dem Nebelmeer als Standort des Wanderers verwendet. Die Felsengruppe befindet sich am Aufgang zur Kaiserkrone von Schöna aus gesehen. Der Wanderer über dem Nebelmeer kann als Gedächtnisbild für den 1818 verstorbenen Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll gelesen werden. Boll war 1800 mit Friedrich in jener Gegend wandern und von Boll stammt der Satz

Laß uns hinwegsehen über die trüben Nebel um unsere Füße; in uns leuchtet ja eine helle Sonne, die in keinem Sturm sich verfinstern kann, und über uns stralen freundliche Gestirne der Zukunft.  

Caspar David Friedrich: Felsige Kuppe. 3. Juni 1813, Bleistift,
11,1 x 18,6 cm, Dresden Kupferstichkabinett



Dienstag, 2. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 2. Juni: Tote Äste als Landschaftsbeiwerk

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Herbst. Um 1819, 
Öl auf Leinwand, 55 x 71 cm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, 
Galerie Neue Meister
Caspar David Friedrich zeichnete am 2. Juni 1809 in Neubrandenburg totes Astwerk, das er um 1819 im Vordergrund des Gemäldes Hünengrab im Herbst verwendete. Solches Astwerk findet man in zahlreichen Gemälden als Ausstattung im Vordergrund. Hier folgt der Maler offenbar den Ratschlägen aus Christian Cay Lorenz Hirschfelds Theorie der Gartenkunst, in der solche Landschaftsbeigaben Stimmungswerte vermitteln. Auf dieser Reise sah Friedrich seinen kranken Vater in Neubrandenburg zum letzten mal. Adolf Friedrich starb am 6. November 1809.

Caspar David Friedrich: Studie einer Weide;
 Studie zweier Äste, 2. Juni 1809, Bleistift,
36,1 x 25,8 cm, Berlin, Kupferstichkabinett
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 4, "Die Bäume der Ahnen", S. 280

Montag, 1. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 1. Juni: Exiltannen

Caspar David Friedrich: Tannenbäume, 1. Juni 1813,
Bleistift, 19,3 x 12,2 cm, Essen Museum Folkwang
Caspar David Friedrich zeichnete am 1. Juni 1813 einen Tannenstudie in Krippen in der Sächsischen Schweiz. Dorthin war er als Franzosenhasser vor den Französischen Truppen, die Dresden besetzten, geflohen. In Krippen kam er bei der Familie seines Freundes Friedrich Gotthelf Kummer, einem Sächsischen Münzbeamten, unter.

Sonntag, 31. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 31. Mai: Gedächtniseiche

Caspar David Friedrich: Klosterfriedhof im Schnee. 1818/19,
Öl auf Leinwand, 121 x 170 cm, ehemals Berlin, Nationalgalerie, verbrannt
Caspar David Friedrich zeichnete am 31. Mai 1809 die Studie einer Eiche, die er im Klosterfriedhof im Schnee von 1818 verwendete. Das Gemälde ist als Gedächtnisbild für den 1818 verstorbenen Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll zu deuten. In der Komposition zieht der Maler um die als Metapher für das Werk des Theologen verwendeten Ruinen (alt/neu) einen Ring aus Eichen, die an den Neubrandenburger Stadtwall erinnern sollen, auf dem Friedrich die Bäume als Vorstudien aufgenommen hat.

Studie einer Eiche, Studie zweier Löwenzahnblätter,
31. Mai 1809, Bleistift, 35,9 x 26,1 cm, Privatbesitz
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 161

Samstag, 30. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 30. Mai: Zeitgenössisches Romantikverständnis

Caspar David Friedrich (1774–1840), 
Die Frau mit dem Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen,
1801, 
Holzschnitt, 24,2 x 19 cm, von seinem Bruder
Christian, 
Klassik Stiftung Weimar
Caspar David Friedrich schrieb am 30. Mai 1813 an Frederik Christian Sibbern

Ich lebe sein 14 Tage auf dem Lande, Schandau gegen über an der Elbe. Warum ich Dresden verlassen, können Sie sich leicht denken. Der Mangel an Lebensmitteln war so groß, aber ich finde noch immer Ursache genug nicht wieder zurück zu kehren; vielleicht sind auch meine Zimmer mit Verwundete angefüllt ... Daß ich Ihnen Neuigkeiten schreiben soll werden Sie nicht erwarten; denn Sie wissen ja daß man so etwas nicht darf und die Briefe erbrochen werden ...

Friedrich war 1813 vor der französischen Besetzung Dresdens nach Krippen in die Sächsische Schweiz geflohen.

Der dänische Philosoph Frederik Christian Sibbern ist eine zeitgenössische Quelle für das Verständnis, was im Sinne phantastischer wie unheimlicher Traumwelten der englischen Romantik in Friedrichs Bildern  als romantisch gesehen wurde.

In seiner Schrift Über Poesie und Kunst schreibt Sibbern

Wenn Friedrich uns in einen seiner Holzschnitte ein Frauenzimmer zeigt, das tief bekümmert in einer Waldeinsamkeit zwischen zwei Bäumen sitzt, zwischen die eine Spinne ihr großes Netz gespannt hat, dann ist die Wirkung hier romantisch. 

Frederik Christian Sibbern, Lithographie von Johannes Jensen
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie, Frauenbild", S. 30