Samstag, 30. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 30. Mai: Zeitgenössisches Romantikverständnis

Caspar David Friedrich (1774–1840), 
Die Frau mit dem Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen,
1801, 
Holzschnitt, 24,2 x 19 cm, von seinem Bruder
Christian, 
Klassik Stiftung Weimar
Caspar David Friedrich schrieb am 30. Mai 1813 an Frederik Christian Sibbern

Ich lebe sein 14 Tage auf dem Lande, Schandau gegen über an der Elbe. Warum ich Dresden verlassen, können Sie sich leicht denken. Der Mangel an Lebensmitteln war so groß, aber ich finde noch immer Ursache genug nicht wieder zurück zu kehren; vielleicht sind auch meine Zimmer mit Verwundete angefüllt ... Daß ich Ihnen Neuigkeiten schreiben soll werden Sie nicht erwarten; denn Sie wissen ja daß man so etwas nicht darf und die Briefe erbrochen werden ...

Friedrich war 1813 vor der französischen Besetzung Dresdens nach Krippen in die Sächsische Schweiz geflohen.

Der dänische Philosoph Frederik Christian Sibbern ist eine zeitgenössische Quelle für das Verständnis, was im Sinne phantastischer wie unheimlicher Traumwelten der englischen Romantik in Friedrichs Bildern  als romantisch gesehen wurde.

In seiner Schrift Über Poesie und Kunst schreibt Sibbern

Wenn Friedrich uns in einen seiner Holzschnitte ein Frauenzimmer zeigt, das tief bekümmert in einer Waldeinsamkeit zwischen zwei Bäumen sitzt, zwischen die eine Spinne ihr großes Netz gespannt hat, dann ist die Wirkung hier romantisch. 

Frederik Christian Sibbern, Lithographie von Johannes Jensen
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie, Frauenbild", S. 30

Freitag, 29. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 29. Mai: Zeichnen wo der Hopfen wächst

Caspar David Friedrich: Frau beim Wäscheaufhängen vor einer Kapelle.
29. Mai 1806, Bleistift, 18,3 x 11,7 cm, Oslo, Nationalgalerie
Caspar David Friedrich zeichnete am 29. Mai 1806 vom Garten seiner Großeltern Bechly aus die mittelalterliche frühgotische Kapelle St. Georg in Neubrandenburg, davor die Nachbarin Frau Pommerening beim Wäsche aufhängen. In diesem Gebiet vor dem Treptower Tor wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch Hopfen angebaut. In den Gärten gab es je Garten bis zu 40 Hopfenkuhlen, mit denen die kleinen Brauereien der Stadt beliefert wurden und als Kapitalanlage galten. In der Kapelle kann man heute standesamtlich heiraten.

Foto: Uwe Barghaan Kapelle St. Georg 2012, CC-BY-3.0 
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 147

Donnerstag, 28. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 28. Mai: Figuren sind meine Sache nicht ...

Das Konzert zu Groß-Schöppenstedt, 1816, Holzschnitt von Christan Friedrich 
nach einer Zeichnung von Johann August Hahn, 23 x 32,5 cm
Caspar David Friedrich schreibt am 29. Mai 1816 an seinen Bruder Christian in Greifswald:

Ich bin deinetwegen gestern bei Hahn gewesen und habe bereitz daß was er auf Holtz zu zeichnen gedenkt aufs Papier entworfen gesehen. Er hat mir versprochen es bald zu machen und ich glaube daß es dir gefallen wird ... Da du lieber Figuren haben willst und das so eigendlich meine Sache nicht ist so hab ich Hahn in Anspruch genommen ...

Caspar David Friedrichs Bruder Christian war ein ganz passabler Holzschneider, dem der Maler zahlreiche Vorlagen lieferte. In diesem Brief geht es um die Vorlage-Zeichnung einer Kapelle, wozu sich Friedrich nicht in der Lage sah, weil ihm zum Figurenzeichnen das Talent fehlte. Er bat den Dresdner Hochschullehrer Johann August Hahn um die zeichnerische Vorlage. So kam Das Konzert zu Groß-Schöppenstedt zustande. Das Blatt wird in der Auktion bei artnet fälschlicherweise als Arbeit Caspar David Friedrichs angeboten.

Caspar David Friedrich: Bildnis des Bruders Christian Friedrich. 
Um 1798, Kreide, 23,5 x 18,5 cm, München, Sammlung Winterstein

Mittwoch, 27. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 27. Mai: Die schöne Schwester

Am 27. Mai 1791 starb Caspar David Friedrichs Schwester Maria im Alter von 23 Jahren in Greifswald an Fleckfieber. Sie war verheiratet mit dem Kaufmann Joachim Praefke. In den Erinnerungen von Lotto Sponholz wird Maria aus ausgesprochene Schönheit beschrieben. Der Maler selbst erwähnte die Schwester weder in seiner Korrespondenz noch in anderen Niederschriften. Eine bildliche Darstellung ist nicht bekannt.

Dienstag, 26. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 26. Mai: Gezeichnete Wegmarken

Caspar David Friedrich: Baum, Hünengrab und Turm. 26. Mai 1806, Bleistift, 36 x 26 cm, Oslo, Nationalgalerie
Caspar David Friedrich zeichnet oft ein Blatt mit Wegmarken einer Wanderung. Die Zeichnung Baum, Hünengrab und Turm entstand ab 26. Mai 1806. Der Maler hält sich in Breesen bei seiner Schwester Catharina Dorothea auf und zeichnet den Baum. Am 27. Mai bricht er nach Neubrandenburg auf und zeichnet unterwegs ein Hünengrab an der Krappmühle. Dann entsteht am 29. Mai in Neubrandenburg die Studie des Fangelturms in der nordwestlichen Stadtmauer Neubrandenburgs, der 1899 einstürzte.

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie, Frauenbild", S. 72


Montag, 25. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 25. Mai: Der Watzmann in Breslau

Caspar David Friedrich: Der Watzmann. Um 1824, 136 x 170 cm, Berlin , Alte Nationalgalerie
Caspar David Friedrich schreibt am 25. Mai 1850 an den Kunstverein Breslau

Durch die gütige Besorgung des Herrn Professor Dahl empfängt der Kunstverein in Breslau zwei Bilder: der Ostseestrand und eine Gebirgsgegend und bittet nach Beendigung der Ausstellung es wieder nach Dresden zurück zu senden. 

Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster 
C D Friedrich

Bei der Gebirgsgegend handelt es sich um das Gemälde Der Watzmann. Das Bild Mondscheinklandschaft an der Ostsee ist in der Ansicht nicht erhalten geblieben.

Friedrich selbst war nie in den Alpen gewesen. Als Vorlage für das Gemälde nutzte er eine Aquarellstudie seines Schülers Johann August Heinrich von 1821 und implementierte im Vordergrund eine Zeichnung von der Harzreise des Jahres 1811. 

Sonntag, 24. Mai 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 24. Mai: Das gotische Tor

Caspar David Friedrich: Architekturstudie zum Treptower Tor in Neubrandenburg. 24. Mai 1809,
 Bleistift, 36 x 25,7 cm, Oslo, Nationalgalerie
Caspar David Friedrich zeichnete am 24. Mai 1809 das Treptower Tor, eines der vier Stadttore von Neubrandenburg. Der Maler zeichnete hier nicht die reich verzierte Stadtseite, sondern wählt die Ansicht der Blendnischen an einer Ecke der Landseite aus. Er erfasste auch nicht die Details, Maßwerk und Wimperge sind nur angedeutet. Es interessierten ihn die typisch gotischen Merkmale des Tores.

Treptower Tor, Landseite, 2007, Grandy02,  CC-BY-SA-3.0-migrated
Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie, Frauenbild", S. 18