Donnerstag, 22. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 23. Oktober: In Abwesenheit des Hauptdarstellers


Der Dokumentar-Spielfilm Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit von Peter Schamoni erlebte am 23. Oktober 1986 seine Kinopremiere. Drehorte waren West- und Ost-Berlin, Greifswald, Neubrandenburg, die Ostseeinsel Rügen, Dresden, Königstein, die Sächsische Schweiz und das Riesengebirge. Der Film ist in sofern ein Kuriosum, weil die Hauptfigur Caspar David Friedrich nicht vorkommt, sondern nur über den Maler geredet wird. Der Film ist als DVD erhältlich und im Streaming.

Der Veteran des britischen Sozialkinos Mike Leigh hat 2014 mit dem Film Mr. Turner – Meister des Lichts in einem Biopic über den berühmten Landschaftsmaler J.M.W. Turner mit seinem Lieblingsdarsteller Timothy Spall in der Titelrolle dem großen Romantiker Englands ein filmisches Denkmal gesetzt. Caspar David Friedrich, der den Deutschen weit aus mehr bedeutet als den Engländern William Turner, hat solch eine Beachtung noch nicht gefunden. 



Mittwoch, 21. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 22. Oktober: Mein Zustand ist sehr traurig

Caspar David Friedrich: Bildnis der Schwester
Katharina Dorothea. Um 1798 Kreide,
21 x 17 cm, Stuttgart, Staatsgalerie

Am 22. Oktober 1808 schrieb Dorothea Sponholz aus Breesen den letzten Brief vor ihrem Tod an ihren Bruder Caspar David Friedrich in Dresden. Sie war Ersatzmutter für den jungen Caspar David gewesen. Der Maler hielt sich bis 1808 oft bei der Pfarrersfamilie in Breesen auf. In dem Brief geht es auch um den Tetschener Altar. Dies ist insofern von Bedeutung, da die kranke Frau das "Altarstück" mit einer gewissen Hoffnung sehen wollte. Das wäre im Grunde nur möglich, wenn sie von dem vorgesehenen Standort in der wenige Kilometer entfernten Kapelle des Schlosses Hohenzieritz wusste.

Lieber Bruder

Bey lesung Deines letzten Briefes freute und schämte ich mich zugleich, das ich deinen Brief vom März unbeantwortet gelaßen hatte, nun nahm ich mir heilig vor sogleich wieder zu schreiben, und deine Verzeihung zu erbitten, die ich auch gewiß erhalten hätte, denn seit länger als einen halben Jahr habe ich fast keinen gesunden Tag mehr gehabt. Jetzt bin ich seit den 20sten August bettlägrig, und so daß ich ohne die Hülfe Anderer; nicht von einer Stelle zur anderen kommen kann, mein Zustand ist sehr traurig. Doch was soll ich Dir länger von meinen Leiden unterhalten? Verzeih daß ich’s so lange that.

Daß Du vorigen Sommer so gute Einnahmen gehabt hast, hat mich herzlich gefreut. Hast Du das Altarstück fertig? Ich möchte es wohl sehen, ich glaube es wird viel Eindruck machen.

Daß Du immer gesund seyn magst das wünscht

Deine Schwester C. D. Sponholz

Daß dieser Brief wohl etwas unverständlich ist will ich gern glauben


Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 173

Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge
 (Tetschener Altar). 1807, Öl auf Leinwand, 115 x 110,5 cm,
 Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister

Dienstag, 20. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 21. Oktober: Lauter falsche Monde

Caspar David Friedrich: Zwei Männer in Betrachtung des Mondes.
Um 1825, Öl auf Leinwand, 34,9 x 43,8 cm, Matropolitan Museum of Art New York

Wer am Jahresende zum Shopping nach New York reist, kann im Metropolitan Museum of Art New York ein Bild von Caspar David Friedrich besichtigen, das man eigentlich in der Galerie Neue Meister in Dresden vermutet, nämlich das Gemälde Zwei Männer in Betrachtung des Mondes. Die New Yorker Arbeit des Malers ist die zweite bekannte von einer unbestimmten Zahl von Kopien. Wobei sich die Kunsthistoriker einig sind, dass in Dresden die Urfassung hängt. Letztlich jedoch fehlt der Beweis, welches die Urfassung ist, schon deshalb, weil nicht alle Exemplare bekannt sind. In der Berliner Alten Nationalgalerie existiert die Variante Mann und Frau den Mond und davon wiederum gibt es eine Kopie in Züricher Privatbesitz.

Caspar David Friedrich: Zwei Männer in Betrachtung des Mondes.
1819, Öl auf Leinwand, 33 x 44,5 cm, Galerei Neuer Meister Dresden

Caspar David Friedrich: Mann und Frau bei Betrachtung des Mondes.
1835, Öl auf Leinwand, 34 x 44 cm, Alte Nationalgalerie Berlin

Montag, 19. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 20. Oktober: Göttliche Kunst

Caspar David Friedrich: Kreuz im Walde. Um 1820.
Öl auf Leinwand, 32 x 42 cm, Staatsgalerie Stuttgart

Caspar David Friedrich - Kunst und Glaube heißt ein Vortrag, der heute, am 20. Oktober 2015, 19 Uhr, in der Lister Matthäuskirche in Hannover von Professor Peter Rautmann gehalten wird. Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung 100 Jahre Erich Grün statt.

Peter Rautmann von der Hochschule für Künste Bremen ist ein ausgewiesener Friedrich-Forscher. Veröffentlicht hat er  u. a. die Publikationen:

Caspar David Friedrich. Landschaft als Sinnbild entfalteter bürgerlicher Wirklichkeitsaneignung. Kunstwissenschaftliche Studien, Bd.7, Frankfurt/Main, Bern, Las Vegas 1979.

Caspar David Friedrich, Das Eismeer. Durch Tod zu neuem Leben, Fischer Taschenbuch (Kunststück 10234), Frankfurt am Main 1991

Weitere Informationen hier

Sonntag, 18. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 19. Oktober: Blue Style

Caspar David Friedrich: Blick auf Greifswald. Um 1818,
Aquarell, 24 x 35,6 cm, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt

Caspar David Friedrich war ein Ateliermaler. Seine Gemälde und Aquarelle entstanden nie vor der Natur. Sie waren sämtlich Konstruktion einer inneren Wirklichkeit, in der Elemente der äußeren Wirklichkeit miteinander verbunden, komponiert wurden. Im Herbst unternahm Friedrich auf Grundlage seiner mitgebrachten Zeichnungen auch Form- und Farbexperimente, die oft einmalige Ergebnisse brachten.
Bei der Ansicht seiner Heimatstadt Blick auf Greifswald von der Boddenmündung des Ryck aus gesehen, versucht der Maler mit nur zwei Grundtönen Blau und Gelb auszukommen, so dass nicht nur das Wasser des Flusses, sondern auch die Stadtsilhouette bläulich, wie aus dem Meer entstiegen, erscheint. Das macht er mit einem zarten Aquarellton, der in der unkalibrierten Wiedergabe leider nicht zum Tragen kommt. Dieser dualen Farbkomposition kann man auch heute noch Modernität unterstellen.

Caspar David Friedrich Kalender am 18. Oktober: Schau, dies ist des Malers Land

Caspar David Friedrich: Zwei Männer auf Mönchgut. 1826, Feder,
17,1 x 18,6 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
An diesem Oktoberwochenende beginnt der 3. Wanderherbst Rügen - 15. bis 25. Oktober 2015

Zur Auswahl stehen rund 70 Wander- und Aktivangebote – die meisten davon kostenfrei. Erkunden kann man die Insel Rügen auf fachkundigen Führungen, Nordic-Walking-Touren oder Ortsrundgängen!

Morgen am 19. Oktober 2015 gibt es die Wanderung: Caspar David Friedrich auf Mönchgut (Länge: 15 km), Treffpunkt: Baabe, Haus des Gastes, Zeit: 10:00 bis 15:00 Uhr, Anmeldung: Tel. 038303 1420

Friedrich hatte die Gegend um Mönchgut bei mehreren Rügen-Touren immer wieder gezeichnet.

Weitere Informationen hier

Freitag, 16. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 17. Oktober: Lieblicher Horror

Bernardo Belotto (Canaletto): Dresden vom rechten Elbufer
unterhalb der Augustusbrücke. 1748, Öl auf Leinwand,
133 x 237 cm, Gemäldegalerie Alter Meister Dresden

Bernardo Bellotto, genannt Canaletto starb am 17. Oktober 1780 in Warschau. Nichts hat Caspar David Friedrich so unter Druck gesetzt, wie die berühmte Dresden-Ansicht (heute:Canaletto-Blick) des venezianischen Malers. Für viele Zeitgenossen lag hierin die ganze Schönheit der Elbestadt und Friedrich musste sich unzählige Male die Frage gefallen lassen, warum er in seinen Bildern diesen lieblichen Ausdruck nicht preisen wollte. Hierauf kann man ihn zitieren:

Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. Sonst werden seine Bilder den Spanischen Wänden gleichen, hinter denen man nur Kranke und Tote erwartet.

Friedrich, der in der Stadt nicht glücklich war, weil ihm jene beruflich Anerkennung verwehrt wurde, die er erhoffte, kamen die Dresden-Ansichten nicht gut weg. Die Panoramen der Stadt gerieten entweder düster oder wurden hinter einen Berg gestellt. Dass er auch heitere Veduten malen konnte, zeigt seine Ansicht von Greifswald. Es lag also an der inneren Sicht.

Caspar David Friedrich: Sonnenuntergang hinter der Dresdener
Hofkirche,  1824, Öl auf Leinwand, 20,8 × 24,7 cm, Privatbesitz
Caspar David Friedrich: Die Augustusbrücke in Desden. Um 1830, Öl auf
Leinwand, 28 x 35 cm, ehem. Hamburger Kunsthalle, verbrannt
 
Caspar David Friedrich: Wiesen bei Greifswald. Um 1822,
Öl auf Leinwand, 35 x 49 cm, Hamburger Kunsthalle