Joseph Karl Stieler: Johann Wolfgang von Goethe. 1828, Öl auf Leinwand, 78 × 63.8 cm, Neue Pinakothek München |
Am 18. September 1810 besucht Johann Wolfgang von Goethe den Maler Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier. In sein Tagebuch notierte der Dichterfürst "zwei wunderbare" Landschaften gesehen. Gemeint waren damit die beiden Gemälde Der Mönch am Meer und Abtei im Eichwald. Nun ist von Goethe bekannt, dass er den Mönch am Meer nicht mochte, nicht einmal für Kunst hielt. Die Kunsthistoriker rätselten, wie man den Tagebucheintrag deuten sollte? Goethe hat das Wort wunderbar oft ambivalent, mehr im Sinne von wundersam, wunderlich verwendet. Das scheint des Pudels Kern. Hier ein Beispiel für einen solchen Gebrauch des Wortes in einem Goethe-Zitat.
Gewiß bleibt es wunderbar, daß der Mensch das große Vorrecht, nach seinem Tode noch über seine Habe zu disponieren, sehr selten zu Gunsten seiner Lieblinge gebraucht und, wie es scheint aus Achtung für das Herkommen, nur diejenigen begünstigt, die nach ihm sein Vermögen besitzen würden, wenn er auch selbst keinen Willen hätte.
Mehr zum Verhältnis von Goethe zu Friedrich in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 4, "Die Bäume der Ahnen", S.302 ff.
Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie |
Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809, Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie |