Freitag, 21. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 21. August: Tod und Morgenrot beim Königsstuhl

Caspar David Friedrich: Stubbenkammer (Königsstuhl). 20. Juni 1801,
 Feder in Braun, 23,5 x 36,6 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig
Am 21. August 1838 starb Adelbert von Chamisso in Berlin. Der 1781 in Frankreich geborene Naturforscher und Dichter gehörte zu jenen Schriftstellern, die sich durch Caspar David Friedrichs frühe Rügenbilder für die Insel begeistern ließen. So entstand das wohl schönste Gedicht zum Königsstuhl Die Jungfrau von Stubbenkammer.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.

Ich kam am frühen Tage
Nachsinnend einsam her,
Und lauscht' dem Wellenschlage,
Und schaute übers Meer.

Wie schweifend aus der Weite
Mein Blick sich wieder neigt,
Da hat sich mir zur Seite
Ein Feenweib gezeigt.

An Schönheit sondergleichen,
Wie nimmer Augen sah'n,
Mit gold'ner Kron' und reichen
Gewändern angethan.

Sie kniet' auf Felsensteinen,
Umbrandet von der Flut,
Und wusch, mit vielem Weinen,
Ein Tuch, befleckt mit Blut.

Umsonst war ihr Beginnen,
Sie wusch und wusch mit Fleiß,
Der böse Fleck im Linnen
Erschien doch nimmer weiß.

Da sah sie unter Thränen
Mich an, und bittend fast;
Da hat ein heißes Sehnen
Mich namenlos erfaßt.

»Gegrüßet mir, du blendend,
Du wundersames Bild.« – –
Sie aber, ab sich wendend,
Sprach schluchzend aber mild:

»Ich weine trüb' und trüber
Die Augen mir und blind;
Gar Viele zieh'n vorüber,
Und nicht ein Sonntagskind.

Nach langem, bangen Hoffen
Erreichst auch du den Ort –
O hättest du getroffen
Zum Gruß das rechte Wort!

Hätt'st du Gott helf'! gesprochen,
Ich wär erlöst und dein,
Die Hoffnung ist gebrochen,
Es muß geschieden sein!« –

Da stand sie auf, zu gehen,
Das Tuch in ihrer Hand,
Und wo die Pfeiler stehen,
Versank sie und verschwand.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.

Donnerstag, 20. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 20. August: Die geplante Gartenlaube

Caspar David Friedrich: Gartenlaube. 1818, Öl auf Leinwand,
30 x 22 cm, München, Neue Pinakothek
Caspar David Friedrich zeichnete am 20. August 1818 auf seiner Hochzeitsreise in Greifswald zwei Frauen in einer Gartenlaube mit Blick auf die Nikolaikirche. Zurück in Dresden entstand aus eben dieser Studie das Gemälde Gartelaube. Aus der stehenden Frau wurde ein Mann, aus den Blattandeutungen fein ausgearbeitete Hopfenpflanzen und aus der barocken Kirche eine gotische. Das Motiv ist als ein Gedächtnisbild für den 1818 verstorbenen Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll zu interpretieren, dessen größter Wunsch der Umbau des barocken Turms der Marienkirche zu einem gotischen gewesen ist. Boll besaß eine Gartenlaube inmitten der Hopfenfelder vor der Stadt.
Die Zeichnung ist die einziger dieser Art, an der man bei Friedrich von der Skizze zum Gemälde den Entstehungsprozess als geplant nachverfolgen kann, mit dem Austausch von Landschaft und Personal, Ort und Bedeutung.

Mehr zur Geschichte der Bildentstehung in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 106

Caspar David Friedrich: Blick aus einer Laube auf die
Nikolaikirche in Greifswald. 20. August 1818, Bleistift,
19,7 x 12,4 cm, Dresden, Kupferstichkabinett

Mittwoch, 19. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 19. August: Die Raben von Paris

Caspar David Friedrich: Rabenbaum. Um 1822,
Öl auf Leinwand, 54 x 71 cm, Paris, Louvre
Neben den Museen mit bedeutenden Werken von Caspar David Friedrich in den Sammlungen, sind auch weniger bekannte Standorte für Friedrich-Fans interessant. Wer in Paris Ferien macht, wird sicher den Louvre besuchen. Dort befindet sich seit 1974 das Gemälde Der Rabenbaum, das um 1822 entstanden sein soll. Der Kunsthändler Peter Nathan hatte das Bild an das Museum verkauft. Das Motiv bietet einen Blick auf ein bronzezeitliches Kegelgrab am Südende des Tollensesees bei Neubrandenburg. Der Rabenbaum ist das einzige Bild des Malers in dem Pariser Museum. Krähen, blattlose Eiche und Baumstümpfe sind als Todessymbole zu deuten. 

Mehr zur Geschichte der Bildentstehung in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 4, "Die Bäume der Ahnen", S. 311

Dienstag, 18. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 18. August: Ins Netz gegangen

Caspar David Friedrich: Schiffe im Hafen am Abend. um 1828,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 88 cm, Galerie Neue Meister in Dresden

Caspar David Friedrich zeichnet während seiner Hochzeitsreise wo es irgendwie ging, so auch am 18. August 1818 in Wiek bei Greifswald Fischfanggerät, vor allem zum Trocknen aufgehängte Netze. Die Zeichnung wurde erst 1828 bei dem Ölbild Schiffe im Hafen am Abend verwendet.

Caspar David Friedrich: Fischfanggerät am Ufer. 18. August
1818, 20,2 x 12,7 cm, Nationalmuseum Oslo

Sonntag, 16. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 17. August: Küste von Mönchgut für den Mönch

Caspar David Friedrich: Südküste von Rügen (Mönchgut). 17. August 1801,
Feder, teilweise laviert, 23,1 x 36,6 cm. Hamburg, Kunsthalle

Caspar David Friedrich zeichnete am 17. August 1801 bei seiner zweiten Rügenreise die Ostküste von Mönchgut mit Blick auf das Nordperd. Sieben Jahre später verwendete der Maler die Zeichnung für die entscheidende Landschaftskontur des Strandes, auf den er den Mönch am Meer platzierte. Die Strandlinie erschien ihm als ideal, um den grünen Strand am Tollensesee bei Neubrandenburg, wie in dem Gemälde Meeresstrand mit Fischer, in eine Tote Wüste zu verwandeln.

Mehr zur Geschichte der Bildentstehung in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 358

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809,
Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Meeresstrand mit Fischer. 1807,
Öl auf Leinwand, 33,5 x 50,8 cm, Wien, Österreichische Galerie im Belvedere

Caspar David Friedrich Kalender am 16. August: Des Malers Kamerafahrt

Caspar David Friedrich: Schlossruine Teplitz.
 Um 1828, Aquarell, Bleistift auf Velin, 18,8 x 21,4 cm.
Moskau, Staatliches Puschkin-Museum der bildenden Künste
Caspar David Friedrich kannte die Kamerafahrt um ein Natur- oder Architekturmotiv herum, um das Objekt von verschiedenen Seiten aufnehmen zu können. Dokumentiert in den beiden Darstellungen der Schlossruine von Teplitz, vermutlich aus dem August 1828. Die Kenntnis darüber, dass der Maler dieses Verfahren anwandte, half den topografischen Ort der Abtei im Eichwald zu bestimmen. Das zur gleich Zeit entstandene Gemälde Der Winter stellt die 90 Grad Kamerafahrt um die Abtei-Ruine im Gemälde Abtei im Eichwald gegen den Uhrzeigersinn dar. So kann man im Hintergrund das Geländeprofil der Brodaer Hügel und den Brodaer Friedhof am authentischen Ort ausmachen. Diese Erkenntnis führt zu der Erklärung, warum Friedrich die Greifswalder Ruine Eldena nach Broda bei Neubrandenburg versetzte ...


Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand,
110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie
Caspar David Friedrich: Der Winter. 1808, Öl auf Leinwand, 75 x 106 cm,
ehemals München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, 1931 verbrannt

Samstag, 15. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 15. August: Der Mond ist aufgegangen

Caspar David Friedrich: Einsames Haus am Kiefernwald. um 1830/37,
19 x 25,5 cm, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Am 15. August 1740 wurde Matthias Claudius geboren. Der Dichter gilt wegen seines populären Gedichtes oder Abendliedes Der Mond ist aufgegangen als das literarische Pendant zum Maler Caspar David Friedrich. Der Text wurde zum ersten Mal 1779 im Vossischen Musenalmanach veröffentlicht und soll 1778 in Wandsbeck entstanden sein.

Hier zum anhören

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!