Samstag, 30. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 31. Januar: Rot wie Blut

Caspar David Friedrich: Marienkirche Stralsund,
Entwurf zum Abendmahlskelch. 1818. Aquarell, 43,5 x
35,9 cm, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Am 31. Januar 1818 schickte Caspar David Friedrich seine Entwürfe für die Neugestaltung der Inneneinrichtung der Stralsunder Marienkirche an den Rat der Stadt. Zum abgebildeten Entwurf des Abendmahlskelchs schrieb er:

Die Zeichnung H stellt den Kelch in seiner wirklichen Größe dar, und I ist der Grundriß des Fußes vom Kelche. Der eigendliche Becher ist glanz Gold das Kräutz ein wenig vertieft matt Gold so wie auch die Palmzweige matt Gold sind. Das Rothe sollen Rubine seyn oder Steine so dem Bluthernen ehnlichsten sehn, in Ermangelung dessen nimt man geferbtes Glaß.

Der neogotische Entwurf kam wegen einer finanziellen Krise der Stadt nicht zur Ausführung.

Marienkirche Stralsund. Foto: Darkone, wikimedia

Freitag, 29. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 30. Januar: Scort-Leben

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft mit der Ruine 
des Klosters Eldena (Der Winter), 1810, Öl auf Leinwand, 73 x 106 cm. Besitzer:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen in München

Im Januar 1808 besuchte Christian August Semler Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier und sah die ersten Arbeiten an dem Gemälde Der Winter. Der Schriftsteller ließ in einem Artikel im Journal des Luxus und der Moden dazu wissen:

Die Winterlandschaft war erst angelegt, sie wird eine mit Schnee bedeckte Ruine zwischen alten, zum Theil abgestorbenen Eichen enthalten unter denen ein alter Mönch nach dem Eingange des Kirchhofs zuwankt.

Der Maler nimmt in diesem Bild den letzten Mönch des Klosters Broda bei Neubrandenburg ins Bild. Da das Kloster nicht mehr existierte, versetzte er die Runie des Klosters Eldena an diesen Ort. Über den letzten Mönch wurde berichtet:

Welche wüste Wirthschaft hier zur Reformations-Zeit geherrscht, darüber giebt uns das Visitationsprotokoll de 1558 Auskunft, woselbst es unter Andern heißt, daß der letzte Mönch im Kloster, Nicolaus Schütte, „ein offenbar Scort-Leben führte und gebrannten Wein schenke.“ Erst nach vielen und wiederholten Bemühungen ist es den Visitatoren gelungen, ihn von solch‘ gotteslästerlichem Leben abzubringen, und heißt es dann später daselbst: „Gemeldeter Mönch hat gefreyet und Pönitenz gethan." 


Klosterhügel von Broda, Foto; RonnyKrüger, wikimedia



Donnerstag, 28. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 29. Januar: Wo das Volk keine Stimme hat

Caspar David Friedrich: Entwurf für ein Kriegerdenkmal.
Um 1813, Bleistift, Feder, 32,1 x 25,2 cm, Kunsthalle Mannheim

Ernst Moritz Arndt starb am 29. Januar 1860 in Bonn. Ein Brief Caspar David Friedrichs an den Schriftsteller und Demokraten vom 12. März 1814 ist erhalten:

Hochgeschätzter Landsmann! Ihren lieben Brief und die dabei erfolgten Zeichnungen habe ich erhalten. Ich wundere mich keineswegs, daß keine Denkmäler errichtet werden, weder die, so die große Sache des Volkes bezeichnen, noch die hochherzigen Taten einzelner deutscher Männer. So lange wir Fürstenknechte bleiben, wird auch nie etwas Großes der Art geschehen. Wo das Volk keine Stimme hat, wird dem Volk auch nicht erlaubt, sich zu fühlen und zu ehren. Ich beschäftige mich jetzt mit einem Bilde, wo auf dem freien Platz einer erdachten Stadt ein Denkmal aufgerichtet steht. Dieses Denkmal wollte ich für den edlen Scharnhorst bestimmen und Sie bitten, eine Inschrift zu machen. Viel über zwanzig Worte dürfte aber diese Inschrift wohl nicht lang sein, weil es mir sonst an Platz fehlt. Ich erwarte von Ihrer Güte die Gewährung meiner Bitte. Ihr Landsmann Friedrich.

Den Brief Friedrichs fand die Polizei im Juli 1819 bei der Durchsuchung von Arndts Bonner Wohnung. 1921 hielten die Behörden dem Dichter diese Korrespondenz im Verhör wegen des Verdachts auf Theil­nahme an geheimen politischen Verbindungen und Umtrieben vor. Gefragt wurde er: Was hat es für eine Bewandtniß damit, daß der Verfasser den Mangel an Denkmälern […] in dem Umstande findet, daß, solange wir Fürstenknechte blieben, so etwas nicht geschehen könne? Arndt antwortete darauf hin: Ich weiß nicht, wie der Maler Friedrich auf diesen Gedankengang gekommen ist?

Mittwoch, 27. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 28. Januar: Stahlhelm auf! Mit Friedrich, Gott und Vaterland

Caspar David Friedrich: Grabmale alter Helden. 1812, Öl auf
Leinwand, 49,5 x 70,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

Am 28. Januar 1851 wurde Andreas Aubert in Christiana geboren. Der norwegische Kunsthistoriker entdeckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Werk des Malers Caspar David Friedrich wieder. Seine Interpretationen prägen die neuere Friedrich-Forschung und halten sich trotz nachgewiesener Irrtümer hartnäckig. 

Er hinterließ eine fragmentarisch gebliebene Biografie über den Romantiker, die 1915 posthum unter dem Titel Gott, Freiheit, Vaterland erschien und im Vorwort an den Durchhaltewillen der deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg appellierte. Aubert sah Friedrichs Kunst als Verkörperung des nordisch-romantischen Naturgefühls

Ein Gemälde, für das Aubert die Deutung lieferte sind die Grabmale alter Helden. Hier sah er das Arminius-Motiv von Heinrich von Kleists Die Hermannsschlacht beeinflusst.

Frederik Klem: Andreas Aubert, 1875

Dienstag, 26. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 27. Januar: Die Stille nach dem Stift

Caspar David Friedrich: Fenster mit Parkaussicht. 1805,
Sepia, 31,2 x 23,7 cm, Eremitage St. Peterburg

Januarfundstück: Ein Film über eine in Deutschland kaum wahrgenommen Ausstellung mit Caspar David Friedrichs Zeichnungen in der Fundación Juan March de Madrid, vom 15. Oktober 2009 bis 10. Januar 2010. Sehr schön erfahrbar ist die Stille der Zeichnung.



Montag, 25. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 26. Januar: Ökomaler

Caspar David Friedrich: Nebel im Elbtal. 1822, Öl auf
Leinwand, 33 x 42,5 cm, Schloss Chralottenburg, Berlin

Im Januar 1822 hat der Philologe Carl August Böttiger bei einem Besuch in Caspar David Friedrichs Dresdner Atelier ein Bild gesehen, das er mit eine sich über der Elbe zerteilenden Nebelpartie beschrieb. Dabei muss es sich um das Gemälde Nebel im Elbtal gehandelt haben.

In der Deutung des Bildes gibt es eine Kontroverse, ob der Dunst, der hinter den Häusern aufsteigt, natürlich Ursprungs ist, oder von einem dort vermuteten Kaklofen (wie es solche in Weinböhla oder Strehlen gab) stammt und der Maler die industrielle Aktivität des Menschen zum Thema machte, also so etwas wie ein vormoderner Ökomaler war.

Sonntag, 24. Januar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 25. Januar: Der verfolgte Untote


Caspar David Friedrich: Huttens Grab. Um 1823/24.
Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlung

Am 23. Januar 1776 wurde Josef Görres in Koblenz geboren. Caspar David Friedrich hat den Namen des katholischen Publizisten und Gründers des Rheinischen Merkur am Sarkophag auf dem Gemälde Huttens Grab neben Jahn, Arndt, Stein und Scharnhorst verewigt. Nun war Görres keinesfalls verstorben. Der Maler wollte an die militärischen und politischen Helden der Befreiungskriege von 1813/14 erinnern, die unter der Restaurationspolitik nach dem Wiener Kongress in Vergessenheit geriet oder verfolgt wurden.

1816 wurde der in Koblenz erscheinende Rheinische Merkur durch die Zensurbehörden verboten. Görres, der Gegner Frankreichs, floh vor einer deutschen Regierung 1819 nach Straßburg und saß 1820 im Schweizer Exil. Für Friedrich war wohl auch interessant, dass sich Görres kunsttheoretisch mit dem Zeiten Projekt von Philipp Otto Runge beschäftigt hatte.