Freitag, 2. September 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 3. September 2016: Kindheitserinnerung Heuernte

Caspar David Friedrich: Rast bei der Heuernte. 1834, Öl auf Leinwand.
72,5 x 102 cm, Kriegsverlust 1945 auf Schloss Wesenstein

Caspar David Friedrich malte das Bild Rast bei der Heuernte vermutlich im September 1834. Es war sein letztes Gemälde, bevor ihn ein Schlaganfall die Arbeit erschwerte. Das Bild zeigt drei Bäuerinnen bei der Heuernte vor der Kulisse der Ruine Burg Landskron in Vorpommern. Man kann davon ausgehen, dass es sich hier bei dem Maler im Alter um eine Kindheitserinnerung handelt. Die Haushälterin der Familie in Greifswald, Mutter Heiden, stammte aus dem Dorf Iven nahe der Burg und war mit den Kindern hin und wieder zu den Verwandten gereist. Für Friedrich war die Ruine auch eine Landmarke. Auf dem Weg von Greifswald nach Neubrandenburg durchquerte er dort den großen Landgraben.


Veste Landskron, Foto: Ronny Krüger, wikipedia

Donnerstag, 1. September 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 2. September 2016: Septemberbild

Caspar David Friedrich: Risengebirgslandschaft. Um 1810, Öl auf
Leinwand, 45 x 58,3 cm, Museum der Bildenden Künste Moskau

Einige Gemälde Caspar David Friedrichs kann man als Septemberbilder bezeichnen. Die Motive halten einen Naturzustand dieses Monats fest, in dem das Laub der Bäume noch grün ist und die Felder nach der Ernte umgepflügt sind. Diesen kräftigen Farben war der Maler sehr zugeneigt. Dazu gehört das um 1810 entstandene Gemälde Riesengebirgslandschaft. Dargestellt ist der Blick vom Landhausgarten in Warmbrunn (Cieplice Śląskie-Zdrój) zur Vorgebirgspartie von Saalberg, zum Silberkamm links, zur kleinen Sturmhaube in der Mitte und zur Mädelsenke rechts. Allerdings sind wie so oft die Bergzüge erheblich aufmodelliert und erscheinen dadurch wesentlich höher als in der Natur.

Mittwoch, 31. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 1. September 2016: Überraschend Idylle

Caspar David Friedrich: Der Morgen im Gebirge. 1823,
Öl auf Leinwand, 135 x 170 cm, Eremitage St. Petersburg

Caspar David Friedrich erwähnt in einem Brief vom 1. September 1823 an seinen Bruder Christian in Greifswald eine Dresdner Ausstellung, auf der unter anderem sein Gemälde Der Morgen im Gebirge gezeigt wurde. Dieses Gebirgsbild ist eines der Ausnahmen im Gesamtwerk, bei der mit der Hirtenstaffage eine für den Maler untypische Idylle gezeigt wird. Allerdings soll diese Idee auf den biedermeierlichen Friedrich-Freund Georg Friedrich Kersting zurückgehen.

Dienstag, 30. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 31. August 2016: Der Ludwigsburger Pfeifenraucher

Caspar David Friedrich: Pfeifenraucher. 10. Juni 1802,
Feder, 11,8 x 10,2 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum

Friedrich August von Klinkowström wurde am 31. August 1778 Ludwigsburg bei Greifswald geboren. Der Pädagoge, Maler, Schriftsteller und preußischer Offizier war ein Freund der Romantiker Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge. Friedrich porträtierte Klinkowström am 10. Juni 1802 als Pfeifenraucher während der Hochzeit des Neubrandenburger Pastors Franz Christian Boll. Zu dieser Zeit hatte Klinkowström gerade seinen Abschied als Offizier vom preußischen Militär genommen und widmete sich in Dresden ganz der Malerei.Im Schloss Ludwigsburg, in dem Klikowström lebte, gibt es eine kleine Ausstellung zu den drei pommerschen Romantikern.


Schloss Ludwigsburg, Foto: Chron-Paul, CC-BY-SA-3.0


Philipp Otto Runge: Friedrich August von Klinkowström. 1808,
Öl auf Leinwand, 64 × 48 cm, Kunsthistorisches Museum Wien

Montag, 29. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 30. August 2016: Zwölf mal hat das kleine Wesen schon genießt

Caspar David Friedrich: Der Abendstern. 1835, Öl auf Leinwand,
32,5 x 45 cm, Freies Deutsches Hochstift Frankfurt am Main

Caspar David Friedrich ist am 30. August 1819 zum ersten Mal Vater. Seine Tochter Emma Johanna wurde in Dresden geboren. Emma heiratete 1838 Johann Andreas Robert Krüger. Der Maler schreibt am Abend der Geburt an seinen Bruder in Neubrandenburg.

Lieber Bruder Johann,

Eben schlägt es 12 Uhr es ist Mitternachtsstunde. Es ist alles stille um mich her, nur von Zeit zu Zeit schreit ein kleines Kind. Diesen Abend um 1/4 auf 10 gebahr meine Liena ein klein wohlgestaltetes Mädchen. Um 7 Uhr Abends strickte sie noch an einem Strumpf. Die Wehen folgten schnell aufeinander und mochten wohl heftig seyn, denn sie schrie einige mal sehr laut, daß es die Leute wohl auf der Gasse haben hören können; doch in den Zwischenräumen lachte sie und bat mich mich nur nicht zu ängstigen. Die Mutter scheint in diesem Augenblick zu schlafen und auch das Kind. Zwölf mal hat das kleine Wesen schon genießt und schrie und das recht laut in der selben Minute als es geboren war. Jetzt ist das Kind wieder wach und schreit und nießt und macht sich immer frei mit den kleinen Händen. Dies ist die wahrhafte und treu Lebensgeschichte des kleinen Mädchens ohne Nahmen. Der Nahme Johanna Clara ist ihr zugedacht. Unser Bruder Adolf steht gefatter und meine Schwiegermutter und die Frau des Bruders meiner Schwiegermutter.
Mache du die Niederkunft meiner Frau der ganßen Familie und auch den in Breesen bekannt [...]

Das Gemälde Der Abendstern zeigt Friedrichs Frau, Tochter und Sohn auf einem Hügel vor Dresden.

Sonntag, 28. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 29. August 2016: Billige Neubrandenburger Wölfe

Caspar David Friedrich: Wölfe im Wald vor einer Höhle (Wolfsschlucht).
1798, Öl auf Leinwand (doubliert). 46 x 58,5 cm, Privatbesitz
Fundstück im August. Caspar David Friedrichs Gemälde Wölfe im Wald vor einer Höhle gehört zu jenen frühen Gemälden, deren Zuschreibung immer mal wieder angezweifelt wird. Das hatte sich auch bei der Versteigerung des Bildes 2015 in einer Auktion des Kunsthauses Lempertz gezeigt. Statt des vergleichsweise schon niedrigen Schätzpreis von 120.000,00 Euro ging das Gemälde an einen Bieter für lediglich 85.000 Euro.

Das Bild soll ein Geschenk des Künstlers an seinen Bruder Johann Samuel Friedrich in Neubrandenburg gewesen sein und sich bis 1928 in der Familie Friedrich befunden haben.

Weitere Informationen hier 

Samstag, 27. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 28. August 2016: Im Tal der Wörter

Caspar David Friedrich: Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall.
Um 1793, Sepia, Deckfarbe auf Papier, 50,1 x 69,8 cm, Essen, Privatbesitz
Joseph Wright of Derby starb am 28 August 1797 im Alter von 62 Jahren. Was hat der englische Maler mit Caspar David Friedrich zu tun?

Friedrich konnte nicht wissen, dass seine Kunstepoche einmal die der Romantik genannt würde. Gleichwohl stand am Anfang seiner Kunst der Begriff des Romantischen oder auch des Romanhaften, wie es im späten 18. Jahrhundert hieß. Vermutlich noch bevor der Maler die Akademie in Kopenhagen besuchte, entstand seine erste Landschaft mit dem Titel Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall, datiert auf das Jahr 1793. 
Lange galt die Annahme, dass es sich bei der Sepia um die Darstellung des Amselfalls im Amselgrund in der Sächsischen Schweiz handelt. Heute wissen wir, diese Landschaft ist nach einem Text aus dem Buch Theorie der Gartenkunst von Christian Cay Lorenz Hirschfeld aus dem Jahr 1785 gearbeitet. Dort wird das Beispiel einer romantischen Landschaft in dem berühmten Tal von Dovedale im englischen Derbyshire beschrieben. 
Friedrich, der nie in England gewesen ist, war offenbar gefesselt von diesem Plot. Das romantische Tal zog im 18. Jahrhundert viele Künstler an, auch Joseph Wright of Derby, von dem das Gemälde Dovedale bei Mondlicht stammt. So sind wir heute in der Lage Friedrichs Bildkonstruktion aus einem Text, neben ein vor der Natur gemalten Bild und die Reallandschaft zu stellen. Später sind noch weitere Textbilder Friedrichs entstanden, wie Der Abend oder Das große Gehege

Joseph Wright of Derby: Dovedale bei Mondlicht. Um 1785, Öl auf Leinwand,
46 x 66 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Ausschnitt der Reallandschaft: Derbyshire, Dovedale,
Lion Rock, Foto: Old UK Photos.com

Der Text zu dem Bild Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall:

Das Thal ist zwo Meilen (engl.) lang, tief und schmal; beyde Seiten bestehen aus Felsen; und die Dowe, die zwischen ihnen durchfließt, verändert beständig ihren Lauf, ihre Bewegung, ihr Ansehen. Sie ist nirgends kleiner als dreyßig, und nirgends bis sechzig Fuß breit; gemeiniglich aber ohnegefähr vier Fuß tief; , dabey aber durchsichtig bis auf den Boden, ausgenommen wo sie unterhalb den Wasserfällen, die vollkommen helle sind, mit Schaum von dem reinsten weiß bedeckt ist. Diese Wasserfälle sind sehr zahlreich, aber auch sehr verschieden. An einigen Orten gehen sie gerade, an anderen aber schief über den Fluß; und wieder an andern nehmen sie nur einen Theil von ihm ein. [...] An einem besondern Ort kommen die beiden Seiten des Thlas beynahe zusammen, so daß kaum ein Durchgang für den Fluß übrig bleibt, welcher eingeschlossen und sich einen Weg durchkämpfend tobt, brauset und schäumt, bis er sich aus seinem Kerker durchgewunden hat. [...] Die Felsen verändern durch das ganze Thal hindurch so oft ihre Gestalt, als der Fluß seinen Lauf. An einem Ort verliert sich eine breite Fläche nach und fast in eine Spitze, an einem anderen hängt ein schwerer Gipfel weit herüber, und überschattet alle unter ihm befindlichen Gegenstände, bald siehet man die verschieden Figuren unordentlich unter einander geworfen; bald sind sie in schwache und dünne gerade aufwärtssteigende Spitzen, bisweilen zwey oder drey zusammen, bisweilen in einer größeren Anzahl, zerrissen. Auf der einen Seite des Thals sind sie gänzlich kahl; auf der andern stehet hin und wieder Gehölze; und die unermeßliche Höhe von beyden Seiten, nebst dem engen Raum zwischen ihnen, vermehret die Mannigfaltigkeit. Denn so oft die Sonne hinter der einen scheinet, so bildet sich ihre Gestalt deutlich und vollkommen auf der andern; die rauhe Fläche, worauf sie fällt, verändert die Schattirung, und ein starkes gebrochenes Licht stralet oft am Rande des dunkelsten Schattens; die Felsen behalten niemals lange eben dieselbe Figur und Lage, und sind sehr weit von einander abgesondert. Bald machen sie die Seiten des Thals durch steile Anhöhen, durch Klippen und Absätze; bald scheinen sie aus dem Boden heraufzusteigen, und sich rückwärts an den Berg zu lehnen; und bald stehen sie ganz im Freyen hervor, indem sie sich in ungeheure Pfeiler aufthür­men, oder in kegelförmigen auf die hundert Fuß hohen Figuren aufschießen. Einige sind durchaus feste und dichte; andere sind gespalten; und noch andere zerschmettert und untergraben, und diese werden auf eine wunderbare Art von abgebrochenen Stücken unterstützt, die, dem Augenscheine nach, der Last, die sie tragen, nicht angemessen sind. [...] Die einzige Spur von Menschen ist ein versteckter Fußsteig, der aber nur wenig ausgetreten ist; wie er dem auch nur selten, und zwar nur von denen besucht wird, welche die Neugierde reizt, die Wunder zu sehen, die sie von Dowdale haben erzählen hören. Es scheint in der That mehr ein Aufenthalt für eingebildete Wesen zu seyn; das Ganze hat das Aussehen einer bezauberten Gegend.