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Caspar David Friedrich: Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall.
Um 1793, Sepia, Deckfarbe auf Papier, 50,1 x 69,8 cm, Essen, Privatbesitz |
Joseph Wright of Derby starb am
28 August 1797 im Alter von 62 Jahren. Was hat der englische Maler mit
Caspar David Friedrich zu tun?
Friedrich konnte nicht wissen, dass seine Kunstepoche einmal die der Romantik genannt würde. Gleichwohl stand am Anfang seiner Kunst der Begriff des Romantischen oder auch des Romanhaften, wie es im späten 18. Jahrhundert hieß. Vermutlich noch bevor der Maler die
Akademie in Kopenhagen besuchte, entstand seine erste Landschaft mit dem Titel
Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall, datiert auf das Jahr 1793.
Lange galt die Annahme, dass es sich bei der Sepia um die Darstellung des
Amselfalls im Amselgrund in der
Sächsischen Schweiz handelt. Heute wissen wir, diese Landschaft ist nach einem Text aus dem Buch
Theorie der Gartenkunst von
Christian Cay Lorenz Hirschfeld aus dem Jahr 1785 gearbeitet. Dort wird das Beispiel einer romantischen Landschaft in dem berühmten Tal von
Dovedale im englischen
Derbyshire beschrieben.
Friedrich, der nie in England gewesen ist, war offenbar gefesselt von diesem Plot. Das romantische Tal zog im 18. Jahrhundert viele Künstler an, auch
Joseph Wright of Derby, von dem das Gemälde Dovedale bei Mondlicht stammt. So sind wir heute in der Lage Friedrichs Bildkonstruktion aus einem Text, neben ein vor der Natur gemalten Bild und die Reallandschaft zu stellen. Später sind noch weitere Textbilder Friedrichs entstanden, wie
Der Abend oder
Das große Gehege.
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Joseph Wright of Derby: Dovedale bei Mondlicht. Um 1785, Öl auf Leinwand,
46 x 66 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud |
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Ausschnitt der Reallandschaft: Derbyshire, Dovedale,
Lion Rock, Foto: Old UK Photos.com
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Der Text zu dem Bild Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall:
Das Thal ist zwo Meilen (engl.) lang, tief
und schmal; beyde Seiten bestehen aus
Felsen; und die Dowe, die zwischen ihnen durchfließt, verändert beständig
ihren Lauf, ihre Bewegung, ihr Ansehen. Sie ist nirgends kleiner als dreyßig,
und nirgends bis sechzig Fuß breit; gemeiniglich aber ohnegefähr vier Fuß tief;
, dabey aber durchsichtig bis auf den Boden, ausgenommen wo sie unterhalb den Wasserfällen, die vollkommen helle
sind, mit Schaum von dem reinsten weiß
bedeckt ist. Diese Wasserfälle sind sehr zahlreich, aber auch sehr verschieden.
An einigen Orten gehen sie gerade, an anderen aber schief über den Fluß; und
wieder an andern nehmen sie nur einen Theil von ihm ein. [...] An einem
besondern Ort kommen die beiden Seiten
des Thlas beynahe zusammen, so daß kaum ein Durchgang für den Fluß übrig
bleibt, welcher eingeschlossen und sich einen Weg durchkämpfend tobt, brauset
und schäumt, bis er sich aus seinem Kerker durchgewunden hat. [...] Die Felsen verändern durch das ganze
Thal hindurch so oft ihre Gestalt,
als der Fluß seinen Lauf. An einem Ort verliert
sich eine breite Fläche nach und fast in eine Spitze, an einem anderen hängt ein schwerer Gipfel weit herüber,
und überschattet alle unter ihm
befindlichen Gegenstände, bald siehet man die verschieden Figuren unordentlich unter einander geworfen; bald sind
sie in schwache und dünne gerade
aufwärtssteigende Spitzen, bisweilen zwey oder drey zusammen, bisweilen in einer größeren Anzahl, zerrissen. Auf
der einen Seite des Thals sind sie gänzlich
kahl; auf der andern stehet hin und
wieder Gehölze; und die unermeßliche Höhe von beyden Seiten, nebst dem
engen Raum zwischen ihnen, vermehret die Mannigfaltigkeit. Denn so oft die
Sonne hinter der einen scheinet, so bildet sich ihre Gestalt deutlich und
vollkommen auf der andern; die rauhe Fläche, worauf sie fällt, verändert die Schattirung, und ein
starkes gebrochenes Licht stralet oft am
Rande des dunkelsten Schattens; die Felsen
behalten niemals lange eben dieselbe Figur und Lage, und sind sehr weit von einander abgesondert. Bald
machen sie die Seiten des Thals durch steile
Anhöhen, durch Klippen und Absätze;
bald scheinen sie aus dem Boden
heraufzusteigen, und sich rückwärts
an den Berg zu lehnen; und bald
stehen sie ganz im Freyen hervor, indem sie sich in ungeheure Pfeiler aufthürmen, oder in kegelförmigen auf die hundert Fuß hohen Figuren aufschießen.
Einige sind durchaus feste und dichte; andere sind gespalten; und noch andere
zerschmettert und untergraben, und diese werden auf eine wunderbare Art von
abgebrochenen Stücken unterstützt, die, dem Augenscheine nach, der Last, die
sie tragen, nicht angemessen sind. [...] Die einzige Spur von Menschen ist ein versteckter Fußsteig, der aber nur
wenig ausgetreten ist; wie er dem auch nur selten, und zwar nur von denen
besucht wird, welche die Neugierde reizt, die Wunder zu sehen, die sie von
Dowdale haben erzählen hören. Es scheint in der That mehr ein Aufenthalt für eingebildete Wesen zu
seyn; das Ganze hat das Aussehen einer bezauberten Gegend.
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