Sonntag, 28. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 29. Januar 2018: Wo das Volk keine Stimme hat

Caspar David Friedrich: Entwurf für ein Kriegerdenkmal.
Um 1813, Bleistift, Feder, 32,1 x 25,2 cm, Kunsthalle Mannheim

Ernst Moritz Arndt starb am 29. Januar 1860 in Bonn. Ein Brief Caspar David Friedrichs an den Schriftsteller und Demokraten vom 12. März 1814 ist erhalten:

Hochgeschätzter Landsmann! Ihren lieben Brief und die dabei erfolgten Zeichnungen habe ich erhalten. Ich wundere mich keineswegs, daß keine Denkmäler errichtet werden, weder die, so die große Sache des Volkes bezeichnen, noch die hochherzigen Taten einzelner deutscher Männer. So lange wir Fürstenknechte bleiben, wird auch nie etwas Großes der Art geschehen. Wo das Volk keine Stimme hat, wird dem Volk auch nicht erlaubt, sich zu fühlen und zu ehren. Ich beschäftige mich jetzt mit einem Bilde, wo auf dem freien Platz einer erdachten Stadt ein Denkmal aufgerichtet steht. Dieses Denkmal wollte ich für den edlen Scharnhorst bestimmen und Sie bitten, eine Inschrift zu machen. Viel über zwanzig Worte dürfte aber diese Inschrift wohl nicht lang sein, weil es mir sonst an Platz fehlt. Ich erwarte von Ihrer Güte die Gewährung meiner Bitte. Ihr Landsmann Friedrich.

Den Brief Friedrichs fand die Polizei im Juli 1819 bei der Durchsuchung von Arndts Bonner Wohnung. 1921 hielten die Behörden dem Dichter diese Korrespondenz im Verhör wegen des Verdachts auf Theil­nahme an geheimen politischen Verbindungen und Umtrieben vor. Gefragt wurde er: Was hat es für eine Bewandtniß damit, daß der Verfasser den Mangel an Denkmälern […] in dem Umstande findet, daß, solange wir Fürstenknechte blieben, so etwas nicht geschehen könne? Arndt antwortete darauf hin: Ich weiß nicht, wie der Maler Friedrich auf diesen Gedankengang gekommen ist? 

Caspar David Friedrich Kalender am 28. Januar 2018: Stahlhelm auf! Mit Friedrich, Gott und Vaterland

Caspar David Friedrich: Grabmale alter Helden. 1812, Öl auf
Leinwand, 49,5 x 70,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

Am 28. Januar 1851 wurde Andreas Aubert in Christiana geboren. Der norwegische Kunsthistoriker entdeckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Werk des Malers Caspar David Friedrich wieder. Seine Interpretationen prägen die neuere Friedrich-Forschung und halten sich trotz nachgewiesener Irrtümer hartnäckig. 

Er hinterließ eine fragmentarisch gebliebene Biografie über den Romantiker, die 1915 posthum unter dem Titel Gott, Freiheit, Vaterland erschien und im Vorwort an den Durchhaltewillen der deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg appellierte. Aubert sah Friedrichs Kunst als Verkörperung des nordisch-romantischen Naturgefühls

Ein Gemälde, für das Aubert die Deutung lieferte, sind die Grabmale alter Helden. Hier sah er das Arminius-Motiv von Heinrich von Kleists Die Hermannsschlacht beeinflusst.


Frederik Klem: Andreas Aubert, 1875

Freitag, 26. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 27. Januar 2018: Caspars Kinder zeigen TAKE ME TO PLACE

TAKE ME TO THE PLACE – Motiv von Uta Eckelt

Vom 20. Januar bis zum 17. März 2018 zeigen Studierende des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald Fotografien und Filme im Pommerschen Landesmuseum und im Caspar-David-Friedrich-Zentrum. Die Ausstellung mit dem Titel „TAKE ME TO THE PLACE“ ist das Ergebnis einer Exkursion nach Stettin im Jahr 2017.

Weitere Informationen hier

Donnerstag, 25. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 26. Januar: Die Stille nach dem Stift

Caspar David Friedrich: Fenster mit Parkaussicht. 1805,
Sepia, 31,2 x 23,7 cm, Eremitage St. Peterburg

Januarfundstück: Ein Film über eine in Deutschland kaum wahrgenommen Ausstellung mit Caspar David Friedrichs Zeichnungen in der Fundación Juan March de Madrid, vom 15. Oktober 2009 bis 10. Januar 2010. Sehr schön erfahrbar ist die Stille der Zeichnung.



Mittwoch, 24. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 25. Januar 2018: Der verfolgte Untote

Caspar David Friedrich: Huttens Grab. Um 1823/24.
Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlung

Am 23. Januar 1776 wurde Josef Görres in Koblenz geboren. Caspar David Friedrich hat den Namen des katholischen Publizisten und Gründers des Rheinischen Merkur am Sarkophag auf dem Gemälde Huttens Grab neben JahnArndtStein und Scharnhorst verewigt. Nun war Görres keinesfalls verstorben. Der Maler wollte an die militärischen und politischen Helden der Befreiungskriege von 1813/14 erinnern, die unter der Restaurationspolitik nach dem Wiener Kongress in Vergessenheit geriet oder verfolgt wurden.

1816 wurde der in Koblenz erscheinende Rheinische Merkur durch die Zensurbehörden verboten. Görres, der Gegner Frankreichs, floh vor einer deutschen Regierung 1819 nach Straßburg und saß 1820 im Schweizer Exil. Für Friedrich war wohl auch interessant, dass sich Görres kunsttheoretisch mit dem Zeiten Projekt von Philipp Otto Runge beschäftigt hatte.

Dienstag, 23. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 24. Januar 2018: Die Wiedergeburt

Caspar David Friedrich: Meeresküste bei Mondschein.
Um 1820, Öl auf Leinwand, 77 x 97 cm, Nationalgalerie Berlin

Am 24. Januar 1906, um 12 Uhr, öffnete in der Berliner Nationalgalerie die Jahrhundertausstellung deutscher Kunst. Mit dieser Ausstellung, von Hugo von Tschudi und Woldemar von Seidlitz organisiert, wurde der inzwischen vergessene Caspar David Friedrich als bedeutender Künstler wiederentdeckt und eine Renaissance seiner Werke eingeleitet. Die Präsentation umfasste 37 seiner Gemälde, darunter der Mönch am Meer und die Abtei im Eichwald, aber auch die Meeresküste bei Mondschein

Hier geht es zum Überblick über alle 37 auf der Jahrhundertausstellung gezeigten Werke Caspar David Friedrichs.

Montag, 22. Januar 2018

Caspar David Friedrich Kalender am 23. Januar 2018: Erzürne nicht die herrlich Gestalt!

Caspar David Friedrich: Frau am Fenster. 1822,
Öl auf Leinwand, 44 x 37 cm, Berlin, Nationalgalerie

Am 23. Januar 1843 starb Friedrich de la Motte Fouqué in Berlin. Der Dichter der Romantik lernte Caspar David Friedrich kennen und besuchte ihn 1822 in seinem Dresdner Atelier. Danach verfasste er das Sonett Zwey Bilder aus Maler Friedrichs Werkstatt, in dem sich der erste Teil auf das Gemälde Frau am Fenster bezieht.

I.
Sie steht, vom veilchenrothem Kleid umwallt,
Am Fenster, abgewendet von hier innen,
Und sieht hinaus, vertieft in ernstes Sinnen:-
Sanft bebt mein Geist in mir, und mein Busen wallt

Wer zog mich her, durch magische Gewalt?-
Fast möcht' ich fliehn; - und kann doch nicht von hinnen! -
Ich möcht' ihr Nah'n - zurück, o kühn Beginnen!
Erzürne nicht die herrlich Gestalt!

o wende du - nein, nein, o wende nicht
Zu mir, huldvolles Räthsel, dein Gesicht! 
Laß mich nur still im seel'gen Ahungsbangen.

Wär's minderer Reiz, wär's dies mein Glück vergangen,
Und strahlt' es wirklich, das ersehnte Licht, 
Blieb' rettungslos im Zauber ich gefangen