Freitag, 8. Dezember 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 8. Dezember 2017: Die Eislüge

Caspar David Friedrich: Das Eismeer. 1823, Öl auf Leinwand,
126,9 x 96,7 cm, Hamburger Kunsthalle

Am 8. Dezember 1787 ist Caspar David Friedrichs Bruder Christoffer in einem Greifswalder Gewässer ertrunken. Das Kirchenbuch vermerkt:

Den 8. 12. 1787 ist des Lichtgießers Friedrichs sel. Sohn, alt 12 Jahr, da er seinem ins Wasser gefallenen Bruder retten wollte, ertrunken.

Kolportiert wurde von Zeitgenossen, dass Caspar David den Bruder retten wollte, als der beim Schlittschuhlaufen auf dem Eis eingebrochen ist. Daraus wurde die Legende gestrickt, dass dieser Unfall der Grund für Schwermut und die Sujets des Maler sei, wie bei dem in Berlin lebenden polnischen Grafen Athanasius Raczynski nachlesen ist:

Friedrich malte die düsteren Gegenstände; öde Landflächen, Seewüsten, Polareis, Nebel, Schnee, Gletscher, Nacht, Kirchhöfe und dergleichen. Seine trübe Stimmung soll in dem Unglück, das ihm begegnet ist, seinen Grund haben. Er lief einst Schlittschuh: das Eis brach unter ihm [...].

Entgegen dieser Darstellung hält sich allerdings lange in der Familie Friedrich die Überlieferung, die beiden Brüder seien im Greifswalder Wallgraben mit einer als Boot verwendeten Holzwanne gekentert und Christoffer sei dabei ertrunken.

Die Geschichte mit dem Eis und dem Schlittschulaufen lässt sich aber dramatischer erzählen, wie die vom Norddeutschen Rundfunk 2007 produzierte Filmcollage Caspar David Friedrich - Der Gedankenmaler der Romantik zeigt.

Die Eisvariante ist jedoch schlechterdings unmöglich. Nicht nur, dass man in pommerschen Pfarrchroniken des Jahres 1787 von einem milden Dezember lesen kann, auch die meteorologischen Temperaturreihen weisen für den Dezember 1787 eine Durchschnittstemperatur von 2 Grad aus, die solche Schlittschuhverhältnisse als nicht möglich erscheinen lassen.

Caspar David Friedrich Kalender am 7. Dezember 2017: Buchstabenrätsel

Caspar David Friedrich: Grabmale alter Helden. 1812, Öl auf
Leinwand, 49,5 x 70,5 cm, Hamburg, Kunsthalle

Der Advent ist die Zeit der Rätsel. Caspar David Friedrich hinterließ der Nachwelt einige. Der Maler gab in dem 1812 entstandenen Gemälde Grabmale alter Helden, heute in der Hamburger Kunsthalle, zwei der interessantesten Rätsel der Kunstgeschichte auf.

Die Initialen am Sockel des Obelisken und am Deckel des Sarkphages G.A.F. und F.A.K. wurde immer für Abkürzungen der Namen von gefallenen Freiheitskriegern gehalten. 

Aus dem Entstehungszusammenhang des Gemäldes sollte G.A.F. in der Auflösung als Gib acht! Freund gelesen werden, eine in der Zeit des Sturm und Drang verwendete Redewendung im Sinne von Goethes Gedichtzeile Gib acht! es wird dir allerlei begegnen ..., die mit Freundesbekundungen den Weg in die Stammbücher fand. Und F.A.K. ergibt die alttestamentarische Formel Für alle Kommenden(Generationen).

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 6. Dezember 2017: Der Nikolaus, der klaute

Caspar David Friedrich: Ansicht eines Hafens. 1815/16,
Öl auf Leinwand, 90 x 71 cm, 1815/16, Potsdam, Schloss Charlottenhof

Nach der Schließung des Schlosses Charlottenhof in Potsdam am Abend des 6. Dezember 1996 drangen Einbrecher in Galerie ein und entwenden das Ölgemälde Ansicht eines Hafens von Caspar David Friedrich. Das 1816 vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. erworbene Gemälde (Schätzwert: bis 4 Millionen Euro) war nicht versichert.

Anfang 1997 stellen die Polizei mit Hilfe ehemaliger Stasi-Mitarbeiter das Bild in einer Potsdamer Garage sicher. Die vier Diebe waren keine professionellen Kunsträuber. Zu ihre Entschuldigung sagten die Einbrecher vor dem Potsdamer Landgericht: Das Gemälde hing so günstig! Außerdem sei der Raub ein Kinderspiel gewesen, Das Gemälde hing günstig. Man hätte auch ein anderes mitgenommen.

Montag, 4. Dezember 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 5. Dezember 2017: Millionen-Irrtum

Caspar David Friedrich: Eule auf einem kahlen Baum. Um 1835,
Öl auf Leinwand, 25,2 x 31 cm, Privatbesitz

Am 5. Dezember 2011 verkaufte die Pariser Galerie Talabardon & Gautier ein Caspar David Friedrich zugeschriebenes Gemälde Eule auf einem kahlen Baum für 6,5 Millionen Euro an einen französischen Privatsammler. Gekauft hatte die Galerie das Werk im Februar 2010 in Cannes auf einer Hausratsversteigerung des Auktionshauses Azur Enchères als Schule des 19. Jahrhunderts für 350.000 Euro. Dort war das Gemälde auf etwa 100 Euro geschätzt worden.

Es soll sich um ein Gemälde handeln, das der Bildhauer David d’Angers 1834 von Caspar David Friedrich erwarb. Der Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan hatte das Bild als ein bedeutendes Werk Friedrichs Spätzeit eingeordnet.

Die in Paris lebende Einlieferin bei Azur Enchères hätte nach der französischen Gesetzeslage die Versteigerung wegen Irrtums in der Substanz für nichtig erklären lassen können. Es gab jedoch eine außergerichtliche Einigung, mit der Galerist und Einlieferin jeweils zu 50 Prozent Eigentümer des Bildes wurden.

Die Galerie bot das Gemälde dem Louvre an, der bislang nur zwei Werke von Friedrich besitzt. Das Museum sah sich jedoch nicht in der Lage zum Ankauf. Die Galerie suchte nun nach einem französischen Interessenten, obwohl sich Angebote von Museen aus den USA auf bis zu 10 Millionen Dollar beliefen.

Das große Interesse erklärt sich aus der allgemeinen Vorstellung von der deutschen Romantik, dem das Gemälde gerade zu ideal entspricht.

Natürlich ist bei der Sachlage ein Irrtum nicht ausgeschlossen.

Caspar David Friedrich Kalender am 4. Dezember 2017: Säumiges Mitglied

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Herbst. Um 1819, Öl auf
Leinwand, 55 x 71 cm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Galerie Neue Meister

Am 4. Dezember 1816 wurde Caspar David Friedrich in die Dresdner Akademie aufgenommen und bezog ein Gehalt von 150 Talern. Am 13. Dezember 1816 erging eine Aufforderung an den Maler ein mit der Aufnahme verbundenes Rezeptionsbild abzuliefern. Das ist offenbar nicht geschehen, denn am 12. Januar 1819 musste die Lieferung angemahnt werden. Gedacht war dafür das 1817 begonnene Gemälde Hünengrab im Herbst. Vermutlich hat Friedrich die Angelegenheit solange schleifen lassen, bis seine Ernennung zum außerordentlichen Professor der Akademie durch die Säumigkeit in Gefahr geriet. Die Ernennung fand am 21. Januar 1824 statt.

Sonntag, 3. Dezember 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 3. Dezember 2017: Die Spürnase

Caspar David Friedrich: Böhmische Landschaft Gebirgslandschaft,
Die zwei Bäume. Um 1810, Öl auf Leinwand, 70 x 103 cm,
Württembergische Staatsgalerie Stuttgart

Alfred Lichtwark wurde am 3. Dezember 1886 zum ersten Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen. Ihm ist die bedeutende Sammlung der Kunsthalle zur Romantik mit Werken von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge zu verdanken.

Er entdeckte als erster Kunsthistoriker, dass die meisten von Friedrichs Landschaften nicht in Böhmen oder auf Rügen, sondern in der Gegend um den Tollensesee bei Neubrandenburg zu verorten sind. Das machte er an einem Landschaftstypus fest, der sich dem Betrachter dieser Real-Landschaften als einzigartig aufdrängt. Lichtwark schreibt im Februar 1908 aus dem mecklenburgi­schen Marienhof (östlich des Tollensesees), in eben dieser Landschaft gelegen:

Es hat mich immer gewundert, wie er [Friedrich] zu dem Motiv des einzelnen Baumes in dem weiten hügeligen Gelände gekommen ist. Jetzt weiß ich es. Er hat es von Neubrandenburg aus im östlichen Mecklenburg gesehen. 


Leopold Karl Walter Graf von Kalckreuth: Alfred Lichtwark.
1912, Öl auf Leinwand, 99,5 x 85 cm, Hamburger Kunsthalle

Samstag, 2. Dezember 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 2. Dezember 2017: Freund oder nicht Freund TITQ

Philipp Otto Runge: Der Morgen. 1808, Öl auf
Leinwand, 106 x 81 cm, Hamburger Kunsthalle

Am 2. Dezember 1777 wurde Philipp Otto Runge in Wolgast geboren.Er gilt neben Caspar David Friedrich als der zweite große Romantiker der deutschen Malerei. Den beiden Pommern wird unterstellt, dass sie ein tiefe Freundschaft verbunden habe. Dabei ist jedoch mehr Wunsch als Wirklichkeit. Beide Maler hatten sehr hohe Freundschaftsideale.

Als Beleg für eine Freundschaft wird meist ein Brief Runges vom 6. April 1803 an seinen Bruder Daniel in Hamburg angeführt.

Hier ist der junge Fridrich aus Greifswald, ein Landschaftsmaler, der hat ein paar Ansichten von Stubbenkammer ausgestellt, in Sepia gezeichnet und in einer ansehnlichen Größe sehr schön beleuchtet, behandelt uns ausgeführt; sie finden allgemeinen Beifall und verdienen es.[...] das erste Stück als Morgen, das zweyte als Abend behandelt, hab‘ ich ihm für 30 Thlr. jedes abgekauft.

Diese Briefzeilen legen eine große Wertschätzung nahe. Nur wird in aller Regel der folgende Text des Briefes nicht beachtet:

Ich werde sie [die Bilder] mit nach Leipzig bringen, sie werden euch viel Vergnügen machen, und ihr werdet sie sehr gut verkaufen können -.

Daniel Runge verkaufte die beiden Bilder auf der Ende April in Leipzig beginnenden Oster-Messe mit hohem Profit weiter. Philipp Otto Runge hat offenbar Friedrich, der überhaupt kein Verkaufsgeschick bewies, übervorteilt, was zu einer Freundschaft dieser Zeit nicht passte.

Philipp Otto Runge: Selbstporträt. 1803, Öl auf
Leinwand, 37 x 37 cm, Hamburger Kunsthalle