Mittwoch, 23. August 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 24. August: Friedrich in den Gazetten

Caspar David Friedrich: Zwei Männer bei Mondaufgang am Meer.
Um 1835, Sepia, 24,5 x 34,5 cm, Emeritage St. Petersburg

In den Zeiten, da Caspar David Friedrich in Dresden als prominenter Maler galt, war er auch Thema in den Unterhaltungsblättern, die, wie das auch heute der Fall ist, über ihn Mutmaßungen oder Null-Nachrichten verbreiteten, die mit den realen Geschehnissen wenig bis gar nichts zu tun hatten. Friedrich kam von einer Reise aus Greifswald und Neubrandenburg nach Dresden zurück. Ein anonymer Schreiber berichtet am 24. August 1809 den Lesern der Zeitung für die elegante Welt, der Maler 

[...]war diesen ganzen Sommer auf einer Ulyssischen Wanderschaft begriffen [...] Er ist aufgeheitert zurückgekommen. Er hat ja das Meer gesehen, dessen Anblick ja so gut reinigt und beruhigt, als nach Aristoteles Definition die Tragödie. Ich wollt, sie hätten die zwei Miniaturen von seinem Pinsel sehen können [...] In solchen Szenen, wo Grab und Wiedererstehen, Leben und Tod, Erstarrung und Erwärmung miteinander im Kampf liegen, wo über dem Verödeten und Vergänglichen das belebende und Ewigdauernde siegreich, wie der Gedanke über dem Stoff schwebt, ist unser F. ein unübertroffener Meister.

Bei dem Maler wird da schon nicht mehr zwischen Leben und Kunst unterschieden, seine Bilder als die Verstrickung des Einen in dem Anderen wahrgenommen. Der Autor dieser Zeilen ahnt nicht einmal ansatzweise von Friedrichs Erlebnissen in Mecklenburg und Schwedisch Pommern.

Caspar David Friedrich Kalender am 23. August: Friedrich als Jesus in Madrid

Caspar David Friedrich: Ostermorgen. Um 1835, Öl auf Leinwand,
43,7 x34,4 cm, Madrid, Museum Thyssen- Bornemisza
Neben den Museen mit bedeutenden Werken von Caspar David Friedrich in den Sammlungen, sind auch weniger bekannte Standorte für Friedrich-Fans interessant. Wer im August in Madrid Ferien macht, kann das Museum Thyssen- Bornemisza im Palacio de Villahermosa in Madrid besuchen, unweit des Prado gelegen. Dort befindet sich das um 1835 entstandene Gemälde Ostermorgen

In dem Bild hat Caspar David Friedrich die Frauen seines Lebens versammelt. Hier inszeniert der Maler seinen eigenen Tod. Dazu benutzt er die biblischen Historie. Drei Frauen, Mariengestalten, gehen am Ostermorgen zum Grab Christi und finden es leer vor. Diese Frauen sind Maria Magdalena und Maria, Mutter des Jakobus, sowie Salome. In christlich-gnostischen Schriften werden Salome und Maria Magdalena zu den Jüngerinnen Jesu gerechnet. Auf Friedrichs Verhältnisse übertragen sind die beiden Jügerinnen als die beiden Frauen in seinem Leben zu deuten, die er im Geiste verehrte: Caroline Bardua und Juliane Kramer. Nur die ihm angetraute Caroline trägt Trauerkleidung. 

Dienstag, 22. August 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 22. August 2017: Friedrichs Gift (giveaway)

Caspar David Friedrich: Segelschiffe und Boote am Strand.
um 1818, Feder, 21,8 x 17,9 cm, Privatbesitz
Künstler verschenken ihre Bilder zu bestimmten Anlässen oder als Freundschaftsbeweis. Bei Caspar David Friedrich kam das, so weit man das weiß, höchst selten vor. Die Zeichnung Segelschiffe und Boote am Strand, die vermutlich im August 1818 entstand, ist das einig bekannte Bild, das erkennbar als so ein giveaway diente. Der Beschenkte, ein gewisser A. V. Enders, Zeichenlehrer bei dem Grafen Schönborn-Wiesentheid auf Schloss Schönborn in Heusenstamm, hält diese Bestimmung am unteren Bildrand fest.

Montag, 21. August 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 21. August 2017: Tod und Morgenrot beim Königsstuhl

Caspar David Friedrich: Stubbenkammer (Königsstuhl). 20. Juni 1801,
Feder in Braun, 23,5 x 36,6 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig

Am 21. August 1838 starb Adelbert von Chamisso in Berlin. Der 1781 in Frankreich geborene Naturforscher und Dichter gehörte zu jenen Schriftstellern, die sich durch Caspar David Friedrichs frühe Rügenbilder für die Insel begeistern ließen. So entstand das wohl schönste Gedicht zum Königsstuhl Die Jungfrau von Stubbenkammer.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.

Ich kam am frühen Tage
Nachsinnend einsam her,
Und lauscht' dem Wellenschlage,
Und schaute übers Meer.

Wie schweifend aus der Weite
Mein Blick sich wieder neigt,
Da hat sich mir zur Seite
Ein Feenweib gezeigt.

An Schönheit sondergleichen,
Wie nimmer Augen sah'n,
Mit gold'ner Kron' und reichen
Gewändern angethan.

Sie kniet' auf Felsensteinen,
Umbrandet von der Flut,
Und wusch, mit vielem Weinen,
Ein Tuch, befleckt mit Blut.

Umsonst war ihr Beginnen,
Sie wusch und wusch mit Fleiß,
Der böse Fleck im Linnen
Erschien doch nimmer weiß.

Da sah sie unter Thränen
Mich an, und bittend fast;
Da hat ein heißes Sehnen
Mich namenlos erfaßt.

»Gegrüßet mir, du blendend,
Du wundersames Bild.« – –
Sie aber, ab sich wendend,
Sprach schluchzend aber mild:

»Ich weine trüb' und trüber
Die Augen mir und blind;
Gar Viele zieh'n vorüber,
Und nicht ein Sonntagskind.

Nach langem, bangen Hoffen
Erreichst auch du den Ort –
O hättest du getroffen
Zum Gruß das rechte Wort!

Hätt'st du Gott helf'! gesprochen,
Ich wär erlöst und dein,
Die Hoffnung ist gebrochen,
Es muß geschieden sein!« –

Da stand sie auf, zu gehen,
Das Tuch in ihrer Hand,
Und wo die Pfeiler stehen,
Versank sie und verschwand.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.

Samstag, 19. August 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 20. August: Gartenlaube im Hopfenfeld

Caspar David Friedrich: Gartenlaube. 1818, Öl auf
Leinwand, 30 x 22 cm, München, Neue Pinakothek

Caspar David Friedrich zeichnete am 20. August 1818 auf seiner Hochzeitsreise in Greifswald zwei Frauen in einer Gartenlaube mit Blick auf die Nikolaikirche. Zurück in Dresden entstand aus eben dieser Studie das Gemälde Gartenlaube. Aus der stehenden Frau wurde ein Mann, aus den Blattandeutungen fein ausgearbeitete Hopfenpflanzen und aus der barocken Kirche eine gotische. Das Motiv ist als ein Gedächtnisbild für den 1818 verstorbenen Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll mit seiner Frau Friederike zu interpretieren, dessen größter Wunsch der Umbau des barocken Turms der Neubrandenburger Marienkirche zu einem gotischen gewesen ist. Boll besaß eine Gartenlaube inmitten der Hopfenfelder vor dem Treptower Tor. Von dieser Gartelaube aus konnte man die Marienkirche in exakt dieser Position sehen.
Die Zeichnung ist die einziger dieser Art, an der man bei Friedrich von der Skizze zum Gemälde den Entstehungsprozess als geplant nachverfolgen kann, mit dem Austausch von Landschaft und Personal, Ort und Bedeutung.


Caspar David Friedrich: Blick aus einer Laube auf die
Nikolaikirche in Greifswald. 20. August 1818, Bleistift,
19,7 x 12,4 cm, Dresden, Kupferstichkabinett

Freitag, 18. August 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 19. August 2017: Die Raben von Paris

Caspar David Friedrich: Rabenbaum. Um 1822,
Öl auf Leinwand, 54 x 71 cm, Paris, Louvre

Neben den Museen mit bedeutenden Werken von Caspar David Friedrich in den Sammlungen, sind auch weniger bekannte Standorte für Friedrich-Fans interessant. Wer in Paris Ferien macht, wird sicher den Louvre besuchen. Dort befindet sich seit 1974 das Gemälde Der Rabenbaum, das um 1822 entstanden sein soll. Der Kunsthändler Peter Nathan hatte das Bild an das Museum verkauft. Das Motiv bietet einen Blick auf ein bronzezeitliches Kegelgrab am Südende des Tollensesees bei Neubrandenburg. Der Rabenbaum ist das einzige Bild des Malers in dem Pariser Museum. Krähen, blattlose Eiche und Baumstümpfe sind als Todessymbole deutbar.

Caspar David Friedrich Kalender am 18. August 2017: Ins Netz gegangen

Caspar David Friedrich: Schiffe im Hafen am Abend. um 1828,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 88 cm, Galerie Neue Meister in Dresden

Caspar David Friedrich zeichnet während seiner Hochzeitsreise wo es irgendwie ging, so auch am 18. August 1818 in Wiek bei Greifswald Fischfanggerät, vor allem zum Trocknen aufgehängte Netze. Die Zeichnung wurde erst 1828 bei dem Ölbild Schiffe im Hafen am Abend verwendet.


Caspar David Friedrich: Fischfanggerät am Ufer. 18. August
1818, 20,2 x 12,7 cm, Nationalmuseum Oslo