Caspar David Friedrich: Relief des Swantevit in der Kirche zu Altenkirchen. Um 1815, Bleistift, 17,7 x 11,3 cm, Nationalmuseum Oslo |
Caspar David Friedrich zeichnete bei seiner Rügenwanderung im Jahr 1815 um den 10. August den vermauerten Priesterstein oder Swantewitsteins im südlichen Seitenanbau des Chores der romanischen Kirche von Altenkirchen.
Nach heutiger Kenntnis handelt sich hier um einen aus Granit bestehenden Grabstein eines Swantewitpriesters von der Tempelburg auf Kap Arkona aus vorchristlicher Zeit. Friedrich musste noch annehmen, dass er das Abbild des Slawengottes vor sich hat und kann von der dazu überlieferten Demütigungs-Symbolik erfahren haben. Die ersten Christen von Rügen bauen den Grabstein waagerecht in die Kirche ein, als Zeichen der Verhöhnung des entmachteten Gottes Swantewit! Eine der Christianisierungs-Erzählungen besagt, dass sich die Christen vor dem Gottesdienst einzeln und in Gruppen vor dem Stein versammeln, um ihn zu verhöhnen, sich also von dem „alten Gott“ lossagen und dann erst die Kirche zum Gottesdienst betreten.
Die Aufschrift in Friedrichs Zeichnung Sanctus Vitus oder Svantevits bezieht sich auf die damals in Pommern weit verbreitete Ansicht, der wendische Götze Swantewit sei aus dem Heiligen Veit, einem der vierzehn Nothelfer, entstanden und die Einrichtung des Wendischen Götzendienstes nach dem Muster des christlichen Gottesdienstes vorgenommen worden. Wahrscheinlicher aber trifft die Überlieferung zu, dass christliche Missionare im 12. Jahrhundert anstelle des Swantewit den römischen Heiligen Sanctus Vitus setzen, um den neugetauften Bewohnern Rügens den Gottesdienst zu erleichtern. Der heilige Veit wird so zum Landespatron. Weil die Slawen ihrem Gott Swantewit Hühner opfern, stellt man Veit auf Bildern mit einem Hahn im Arm dar.
Der Svantevitstein in der Kirche von Altenkirchen auf der Insel Rügen. Foto: Lapplaender CC-BY-SA-3.0-DE |