Freitag, 19. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 20. Mai 2017: Die Hütte steht noch


Caspar David Friedrich: Bauernhaus mit Schilfdach. 20. Mai
1806, Bleistift, 11,8 x 18,2 cm, Nationalmuseum Oslo

Am 20. Mai 1806 zeichnete Caspar David Friedrich ein Bauernhaus mit Schilfdach. Die Zeichnung entstand bei einem Aufenthalt des Malers bei seiner Schwester Dorothea in Breesen bei Neubrandenburg. Das Haus steht immer noch gegenüber dem Kirchhof. Dass Gebäude hat über mehr als 200 Jahren einige Umbauten erlebt, ist aber noch als Friedrichs Bauernhaus zu erkennen.

Bauernhaus in Breesen. Foto: D. Stapf

Caspar David Friedrich Kalender am 19. Mai 2017: Der Vater des Rügen Marketing

Caspar David Friedrich: Klein Stubbenkammer. 19. Mai
1802, Feder laviert, 13 x 20,4 cm, Museum der Bildenden Künste Leipzig

Caspar David Friedrich zeichnete die Kleine Stubbenkammer am 19. Mai 1802 am Ende seiner Rügenreise im Mai 1802. Bis 1998 wurde angenommen es handele sich bei bei den Kreidefelsen um die Wissower Klinken. Mit dieser Art frühen Rügen-Zeichnungen, die in einer relativ großen Zahl entstanden und auch gut verkauft werden konnten, bewirkte Friedrich den ersten nennenswerten Tourismus auf die Insel. Er visualisierte eine Landschaft, die den Menschen in Berlin oder Dresden völlig fremd war und märchenhaft erschien.

Stubbenkammer um 1900

Mittwoch, 17. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 18. Mai 2017: Bruder Johann und die Bäume der Ahnen

Landschaft hinter dem Breesener Pfarrhaus. Caspar David
Friedrich: Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung.
1822, Öl auf Leinwand, 55 x 71 cm, Berlin Nationalgalerie

Caspar David Friedrichs älterer Bruder Johann Samuel wurde am 18. Mai 1773 in Greifswald geboren. Von ihm ist kein gezeichnetes Porträt erhalten geblieben. Johann Friedrich erweist sich jedoch als Quelle für die Interpretation der Eichen in Friedrichs Bildern. Im Haus des Huf- und Waffenschmiede-Amtsmeisters hielt sich der Maler auf, wenn er nach Neubrandenburg reiste.

Carl Gustav Carus berichtet in seinen Erinnerungen er über seinen Besuch bei Friedrichs Bruder Johann im Jahr 1819:

Recht bezeichnend kam es mir jedenfalls vor, als Meister Friedrich [Caspar David Friedrichs Bruder Johann Samuel, Schmied in Neubrandenburg], wie wir um den Wall gingen, uns erzählte: es sei seit alten Zeiten hier Brauch, wenn ein junger Mann zum Bürger gemacht werde, so habe er am Wall eine Eiche zu pflanzen, und so gehe denn dort ebensowenig echtes Bürgertum als der echte Baum aus.

Caspar David Friedrichs legendäre Eichen, die in seinen Hauptwerken Verwendung finden, sind Bäume vom Neubrandenburger Stadtwall oder aus Breesen. Diese Solitäre hat der Maler offenbar nicht zufällig ausgewählt. Seit dem Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert musste man, um in der Stadt Bürger zu werden, auf dem Wall eine Eiche Pflanzen und ein Ehepaar pflanzte nach der Hochzeit zwei Bäume. Der Standort der Familienbäume wurde von Generation zu Generation weiter gegeben. Bürgermeister Ahlers nannte die Eichen schließlich die Vertrauten unserer Vorfahren, auf die pietätvoll Bedacht zu nehmen! sei. Die Familienbäume wurden oft aus diesem Grund nicht zu Bauholz verarbeitet, so dass die Eichen ein Alter von mehr als 300 Jahre erreichten, wie das Foto unten zeigt. Manche Eichenbilder Friedrichs erzählen so auch Familiengeschichte. 


Walleiche. Caspar David Friedrich:
Alte Eiche mit Storchennest. 23. Mai 1806,
Bleistift, 28,6 x 20,5 cm, Hamburg, Kunsthalle
Die ältesten Eichen auf dem Neubrandenburger Wall um 1900
hatten ein Alter zwischen 300 und 400 Jahren. Foto: Regionalmuseum

Dienstag, 16. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 17. Mai 2017: Der Heinrich Zille des frühen 19. Jahrhunderts

Caspar David Friedrich: Hofmusikanten in Greifswald. 17. Mai.
1801, Feder aquarelliert, 9,7 x 11,5 cm, Privatbesitz

Caspar David Friedrich fertigte die Zeichnung Hofmusikanten in Greifswald am 17. Mai 1801. Solche Milieustudien der kleinen Leute auf dem Hinterhof, von denen der Maler nur wenige in seiner Orientierungsphase nach dem Akademiestudium hinterlassen hat, erinnern an den eine Generation weiter geborenen Heinrich Zille. Die Zeichnung entstand während einer Reise von Dresden nach Greifswald und auf die Insel Rügen im Frühjahr 1801 und gehört in das Kleine Mannheimer Skizzenbuch von 1800 bis 1802. 

Montag, 15. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 16. Mai 2017: Verrissener Abschied

Caspar David Friedrich: Abschiedszene. 16. Mai 1799,
Pinsel laviert, 18,6 x 23,6 cm, Kunsthalle Mannheim

Am 16. Mai 1799 fertigte Caspar David Friedrich die Zeichnung Abschiedsszene. In der Kunsthistorischen Forschung gilt das Blatt als wichtiger Beleg für des Malers mangelhaftes Talent für die figürliche Komposition, Scheitern im Figurenfach und mangelhafte Begabung für die Historienmalerei. Auch wird dem Bild jegliches Fehlen allegorischer Bezüge attestiert.

Sonntag, 14. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 15. Mai 2017: Die Ästhetik des Zeichners

Caspar David Friedrich: Die Kapelle bei
Wrangelsburg bei Greifswald (oben) und
Architekturstudien zum Treptower
Tor in Neubrandenburg. 15. Mai 1809,
Bleistift, 36 x 25,7 cm, Oslo Nationalgalerie

Caspar David Friedrich wanderte am 15. Mai 1809 von Greifswald nach Neubrandenburg und machte in Wrangelsburg vor den Toren Greifswalds halt. Das verfallene Wrangelburger Schloss war 1803 abgerissen worden, das heutige Herrenhaus entstand erst 1880. Der Maler fand am Ort des Schlosses nur noch die ebenfalls verfallene Kapelle vor und nahm die Studie der Ruine in sein Skizzenbuch auf. Die Kapelle war ein 1650 errichteter barocker Ovalbau mit Mittelstütze. Die Zeichnung ist ein gutes Beispiel für Friedrichs ästhetische Ausführung, bei der er in einer insgesamt flüchtig wirkenden Lineatur den Fokus des Betrachters mit erhöhten Dunkelwerten und sorgfältig gezeichneten Bereichen auf die gewünschten Bildinhalte lenkt. Wer die Insel Usedom oder Greifswald besucht, kann einen Abstecher nach Wrangelsburg machen.

Samstag, 13. Mai 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Mai 2017: Das Porträt der Schönrednerin

Caspar David Friedrich: Bildnis der jungen Lotte Sponholz.
14. Mai 106, Bleistift, 11 x 8 cm, Hamburger Kunsthalle

Caspar David Friedrich porträtiert am 14. Mai 1806 seine Nichte Lotte Sponholz, deren schriftliche Hinterlassenschaften heute als die umfangreichste Quelle zu Jugend und Familie des Malers gelten, aber in einigen Passagen wenig glaubwürdig sind. Man kann davon ausgehen, dass die Frau in Anbetracht der Prominenz des Verwandten Abstammung und wirtschaftliche Verhältnisse der Familie Friedrich in ihren Lebenserinnerungen aufgehübscht hat. Friedrich stammt väterlicherseits von Handwerkern (meist Seifensieder und Kerzenmacher) ab, die, so weit nachweisbar, in Neubrandenburg lebten, mütterlicherseit von Schmieden, die als Familie Bechly aus der Schweiz über Prenzlau nach Neubrandenburg eingewandert sind. Lotte Sponholz schreibt über die Abstammung:

Bei den Tronfolgeunruhen in Schweden flüchtete ein Graf welcher der unterliegenden Partei angehörte mit seinem Sohn aus dem Vaterland. Auf dem Schiff angesichts allmählich verschwindenden Küste des geliebten Heimatlandes stand der Graf auf dem Verdeck, seinen Sohn an der Hand. Als die Küste verschwand, warf er sein Grafendiplom in das Wasser! Indem er ausrief, ,der schwedische Graf N. N. liegt im Meere begraben, aber Friedrich lebt (sein Taufnahme) und wird in die fortleben‘ (sein Sohn), wohin er sich mit dem Knaben wandte weiss ich nicht, nur dass er sich nach mehreren Land- und Seereisen sich in Greifswald, welches damals mit einem Teil Pommerns zu Schweden gehörte, als Licht und Seifenfabrikant niederließ und eine große persönliche Achtung genoß.

Diese Geschichte wurde varieantenreich kolportiert. Den Nachkommen Adolf Gottlieb Friedrichs (Vater von Caspar David) war möglicherweise die niedere Herkunft des Vaters und Großvaters peinlich. Immerhin galt „Seifensieder“ in Neubrandenburg als Schimpfwort für einen besonders kulturlosen Menschen.