Donnerstag, 18. Februar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 19. Februar: Verfolgungswahn

Caspar David Friedrich: Blick aus dem Atelier des
Künstlers. 1806, Sepia, 31 x 24 cm, Kunsthistorisches Museum Wien

Im Februar 1806 entstand die Sepia Blick aus dem Atelier des Künstlers. Ein interessantes Detail des Bildes ist der an der Wand hängende Schlüssel. Caspar David Friedrich hielt sein Schreibpult später seine Kammer verschlossen und wollte den Schlüssel immer im Blick haben. Im Alter nahm dieser Verfolgungswahn pathologische Züge an, wenn er schrieb über sich in der dritten Person:

erkennst du denn noch immer nicht, daß die Zahl deiner Gegner Legion ist, denen kein Mittel zu schlecht ist, [...] einen Menschen zu schaden [...]? [...] Armer Teufel, du dauerst mich! denn sei versichert, wo du gehst und wo du stehest, und wo du sitzest und wo du liegest, und was du thuest und was du treibest, man umschleigt dich von ferne (selbst dein Schreibtisch und Briefe sind diesen Leuten nicht verschlossen), und siehe es geht kein Wort über deine Zunge so diese Gauner nicht zu verdrehen wissen, zu deinem Nachtheile und ihrem Vortheile. Dein Bild hier würde gewiß unter andern Umständen Anerkennung finden, und daß es hier überhaupt noch aufgenommen ist, hat gewiß noch seinen besonderen Grund, wohinter man die eigene Schuld verstecken will und damit zu teuschen glaubt.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 18. Februar: Optische Sentimentalität


Caspar David Friedrich: Kreidefelsen auf Rügen. 1818, Öl auf
Leinwand, 90,5 x 71 cm, Winterthur, Museum Oskar Reinhart

Am 18. Februar 2005 brach an den Wissower Klinken wieder ein großes Stück des Kreidefelsens ab - etwa 1000 Kubikmeter. Es war der dritte größere Abbruch innerhalb der vorangegangenen 6 Jahre. Regelmäßig wird dieser Verlust mit der Landschaft in Caspar David Friedrichs Gemälde Kreidefelsen auf Rügen in Verbindung gebracht. Hier handelt es sich jedoch um den Felsen der Kleinen Stubbenkammer, südlich der Victoriaussicht. Wenn man das überhaupt so sagen kann, denn Friedrich hat seine Klippen auch aus Skizzen von verschiedenen Felsen zusammengestellt. So stammt die rechte Felswand von der Großen Stubbenkammer. Außerdem gab es in den vergangenen 200 Jahren ständig Veränderungen an der Küste. Die Wissower Klinken existierten zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes noch nicht, sondern entstanden erst später erosionsbedingt. Wenn man sich die Bilder betrachtet, entsteht aber schon so etwas wie eine rein optische Sentimentalität.

Wissower Klinken vor dem Abbruch 2005. Foto: Lapplaender CC-BY-SA-3.0-DE
Wissower Klinken nach dem Abbruch 2005. Foto: Lapplaender CC-BY-SA-3.0-DE

Dienstag, 16. Februar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 17. Februar: Falsche Ewigkeitsgefühle

Caspar David Friedrich: Nordische See im Mondlicht. 1824,
Öl auf Leinwand, 22 x 30,5 cm, Nationalmuseum Prag

Am 17. Februar 1796 starb James Macpherson. Der schottische Schriftsteller wurde berühmt durch seine Fragments of Ancient Poetry. Diese Texte gab Hugh Blair 1760 als Werk eines gälischen Sängers Ossian heraus, vorgeblich die Aufzeichnung einer sehr alten gälischen mündlichen Überlieferung, gesammelt in Schottland. Die Sammlungen wurden überall euphorisch aufgenommen. Macpherson galt neben Edward Young und Thomas Gray als einer der Urväter der englischen Romantik. Später erkannte man die Werke Macphersons als Fälschung.

In Caspar David Friedrichs Bildern glaubten die zeitgenössischen Betrachter die Welt des Ossian wieder zu erkennen. So hieß es 1807 in der Zeitung für die elegante Welt über ein heute verlorenes Gemälde:

die stille Mondlandschaft am einsamen Gestade der Ostsee, wo bloß Kahn, vom Anker gehalten, zwischen Steinen, auf kleinen, spielenden Wellen sich bewegt, und wo jeder Seele, die Ossian kennt, unwillkürlich die ersten zwanzig Verse aus Darthula vor die Phantasie treten - die stillen, melancholischen und doch so süßen Nacht - und Ewigkeitsgefühle, sie zittern noch in allen Herzen nach und erinnern lieblich an den Sohn der Natur, den Rügens Felsgestade ossianisch erzogen, an den einfachen Friedrich ...

Caspar David Friedrich Kalender am 16. Februar: Völkisch forschend

Caspar David Friedrich: Gebirgslandschaft mit Regenbogen.
1810, Öl auf Leinwand, 70 x 102 cm, Essen, Museum Folkwang

Herbert von Einem wurde am 16. Februar 1905 in Saarburg, Lothringen geboren.Der Kunsthistoriker trug in der Zeit des Nationalsozialismus wesentlich zu einer völkisch definierten Kunstgeschichte bei. Von 1943 bis 1945 erhielt er eine ordentliche Professur an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. 1943 wurde er Mitglied des NS-Dozentenbundes. Sein Forschungsschwerpunkt war u. a. Caspar David Friedrich. Er stellte den Maler in einen national-herorischen Kontext, legte gleichwohl einige grundlegende Erkenntnisse vor, die bis heute Bestand haben. Dazu gehört eine Studie zu dem Gemälde Gebirgslandschaft mit Regenbogen, in dem er ein Selbstbildnis Friedrichs erkannte.

Sonntag, 14. Februar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 15. Februar: Der Düsseldorfer Nachfolger

Carl Friedrich Lessing: Romantische Landschaft. 

Carl Friedrich Lessing wurde am 15. Februar 1808 in Breslau geboren.In der Malerei der Spätromantik der Düsseldorfer Malerschule kann man den Landschafts- und Historienmaler als Nachfolger von Caspar David Friedrich bezeichnen. Seine Motive waren zerfallene Burgen, vergessene Kirchhöfe mit Mönchen oder zerklüftete Felsenpartien.

Carl Friedrich Lessing: Felsen im Gebirge

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Februar: Goethe, der Dieb

Caspar David Friedrich: Nebelmorgen. Um 1804,
Sepia, 12,1 x 18,1 cm, Staatsgalerie Stuttgart

Vermutlich im Februar 1804 soll Caspar David Friedrich nach einer Anekdote die Sepia Nebelmorgen einer Dame in ihr Stammbuch gezeichnet haben. Dieses Blatt hatte Johann Wolfgang von Goethe so gut gefallen, dass er es der Dame wegnahm und Friedrich schrieb, er möge es für die Dame noch einmal malen. Die Umstände, das kleine Format und die Tatsache, dass die Sepia in genauer Wiederholung existiert, sprechen für diese Vermutung.

Freitag, 12. Februar 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 13. Februar: Der Unverständige

Caspar David Friedrich: Das große Gehege. Um 1830, Öl auf
Leinwand, 73,8 x 102,5 cm, Dresden, Galerie Neue Meister

Philipp Veit wurde am 13. Februar 1793 in Berlin geboren. Der Dresdner Landschaftszeichner, Radierer und Kupferstecher fertigte 1833 für die Bilderchronik des Sächsischen Kunstvereins einen Reproduktionsstich mit dem Titel Abend an der Elbe nach dem Gemälde Das Große Gehege von Caspar David Friedrich. Veith korrigierte die Perspektive des Vordergrundes hin zu einem flacheren Winkel. Damit hatte der Stecher die Gestaltungsabsicht des Malers zunichte gemacht. Denn die hyperbolische Grundstruktur des Bildes vermittelt die einzigartige Wirkung der Landschaft.

Johann Philipp Veith: Abend an der Elbe. um 1832.
Kupferstich nach C. D. Friedrich


Joseph Binder: Porträt Johann Philipp Veith. 1838