Donnerstag, 15. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 16. Oktober: Der zu spät Gekommene

Arnold Böcklin: Die Toteninsel. 1883, Öl auf Leinwand,
80 x 150 cm, Alte Nationalgalerie
Am 16. Oktober 1827 wurde Arnold Böcklin in Basel geboren. Der Schweizer war der letzte Maler des 19. Jahrhunderts, der sich in die Tradition von Caspar David Friedrich stellte. Das Gemälde Die Toteninsel gilt als das bedeutendste Werk des Spätromantikers. Man kann es als kompositorisches Pendant zu Friedrichs 1817 entstandenes Gedächtnisbild für Johann Emanuel Bremer sehen.
Die Zeit der Romantik war vorbei, sie wurde als phantastische Schwärmerei und subjektivistische Weltflucht abgetan. Nur der bayerische König Ludwig I. protegierte die Kunst Böcklins. 

Caspar David Friedrich: Gedächtnisbild für Johann Emanuel Bremer.
Um 1817, Öl auf Leinwand, 57 x 44 cm, Schloss Charlottenburg


Mittwoch, 14. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 15. Oktober: Malerischer Nebel

Caspar David Friedrich: Nebel im Elbtal. Um 1824,
Öl auf Leinwand. 33 x 42,5 cm, Alte Nationalgalerie Berlin

Der Herbst ist die Zeit der malerischen Nebel. Dann brach Caspar David Friedrich morgens im Dunkel von seinem Haus in Dresden auf, um im Elbtal das ästhetische Spiel von durchbrechender Sonne und aufsteigenden Nebel zu beobachten. Aus diesen Beobachtungen entstanden im Atelier Gemälde wie Nebel im Elbtal, das eine Landschaft bei Bad Schandau zeigt.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Oktober: Der entführte Maler

Johan Christian Dahl: Der Ausbruch des Vesuv im Dezember 1820.
1826, Öl auf Leinwand, 128 x 172 cm, Städl Museum Frankfurt am Main

Johan Christian Clausen Dahl starb am 14. Oktober 1857 in Dresden. Der norwegische Maler war ein enger Freund Caspar David Friedrichs. Dahl wollte Friedrich zu einer Italienreise überreden. Wie auch bei anderen Angeboten lehnte der Pommer dankend ab. Bei einer Einladung durch seinen  Malerfreund Frederik Christian Lund schrieb er zur Begründung folgendes:

Dank für die freundliche Einladung nach Rom zu kommen, aber ich gestehe frei daß mein Sinn nie dahin getrachtet. Aber jetzt da ich einige Zeichenbücher des H[errn] Farber durchblättert bin ich fast anderen Sinnes worden. Ich kann es mir jetzt recht schön denken nach Rom zu reisen und dort zu leben. Aber den Gedanken von da wieder zurück nach Norden könnte ich nicht ohne Schaudern zu denken; daß hieße nach meiner Vorstellung so viel: als sich selbst lebendig begraben. Stille zu stehen lasse ich mir gefallen, ohne Murren, wenn das Schicksall es so will; aber rückwärts Gehen ist meiner Natur zuwider dagegen empört sich mein ganzes Wesen.

Dahl nahm Friedrich schließlich doch mit auf eine Reise nach Neapel. Er entführte ihn auf dem Gemälde Der Ausbruch des Vesuv im Dezember 1820. Im Bild ist eine Rückenfigur am Rand des Vulkans mit Hilfe von Dahls Zeichnung Prof. Friedrichs Figur als Caspar David Friedrich zu erkennen.




Johan Christian Dahl:  Prof. Friedrichs Figur,
Zeichnung (Ausschnitt), 1824, Oslo Nationalgalerie

Montag, 12. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 13. Oktober: Nachgestochen

Johann Friedrich Franz Bruder: Die Glashütte in Pottschapel (Freital)
 im Plaueschen Grund bei Dresden. 1815, kolorierte Radierung
auf Karton, 43,4 x 53,9 cm (Platte), Staatliche Kunstsammlungen
Dresden, Kupferstichkabinett, nach Caspar David
Friedrichs Gouache "Die Glashütte in Döhlen" (unbekannter Verbleib)

Caspar David Friedrich war im Oktober 1802 im Plaueschen Grund bei Dresden unterwegs. Aus dem dort gefertigten Zeichnungen entstanden eine Serie von Gouchen, die in dieser Art und Technik im Werk des Malers so nicht weiter vorkommen. Später waren diese Arbeiten Friedrichs von Stechern wir Johann Friedrich Franz Bruder zu kolorierten Drucken verarbeitet worden und fanden eine weite Verbreitung. Wobei man bei diesen Bildern wohl kaum noch an den Romantiker denkt.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 12. Oktober: Der Architekt am Wege

Caspar David Friedrich: Rundbau mit Turmvorbau. 1814-1825, Feder,
laviert, 12 x 12 cm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Der Schlossherr von Dannenwalde Ferdinand von Waldow bekommt im Oktober 1818 die Genehmigung, im Park seines Schlosses eine neue Kirche zu errichten. Die Pläne für den Rundbau könnten von Caspar David Friedrich stammen.

Im Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums befinden sich von Caspar David Friedrich neun Blätter einer Entwurfszeichnung für eine neugotische Kapelle und deren Ausstattung, um 1818 datiert. Es hat sich hartnäckig die Auffassung gehalten, dies wären Entwürfe für die Kapelle in Vitt auf Rügen, doch mit dem achteckigen Zentralbau an der Ostsee wurde bereits 1806 begonnen. Gerhard Eimer erwähnt in seinen Stockholmer Vorlesungen von 1963 als erster die kleine, 1821 erbaute Kirche zu Dannenwalde als einen wahrscheinlichen Kirchbau nach Friedrich. Eine Analyse der Bauausführung zeigt, dass die vorgenommenen Änderungen gegenüber Friedrichs Entwurf baupraktischer Natur sein können. Auch hielt sich der Maler im Sommer 1818 bei seinem Verwandten, dem für den Kirchenbau in Dannenwalde federführenden Pastoris loci, Carl Ludwig Sponholz, auf, als der das Antragsverfahren auf den Weg brachte. Und noch viel mehr spricht dafür, dass die Kirche in Dannenwalde auf Friedrichs Idee zurück geht ...

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 224

Kirche in Dannenwalde 2007, Doris Antony,
Berlin,  CC-BY-SA-3.0-migrated

Caspar David Friedrich Kalender am 11. Oktober: Blick auf Meißen

Caspar David Friedrich: Blick auf Meißen. Oktober 1824, Bleistift,
12,7 x 20,6 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Caspar David Friedrich zeichnete im Oktober 1824 eine Ansicht vom sächsischen Meißen, das vor allem durch seine Porzellanmanufaktur bekannt ist. Es ist dies sein wohl schönstes gezeichnetes Städtepanorama. Interessiert hat den Maler vor allem der gotische Dom als Mittelpunkt der Stadt.

Freitag, 9. Oktober 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 10. Oktober: Radierte Erinnerung

Caspar David Friedrich: Landschaft mit strohgedeckter Hütte.
6. Oktober 1799, Radierung, 8,8 x 12,7 cm (Platte 9,2 x 15,3 cm),
Wolfenbüttel, Herzog August-Bibliothek

Caspar David Friedrich fertigte im Anfang Oktober 1799 eine kleine Serie von Radierungen die Parklandschaften in Breesen und Hohenzieritz, später kamen wenige Motive von Landschaftsparks aus dem Dresdner Umland hinzu. Hier probiert sich der Maler in dieser Technik aus und bleibt dabei in der Darstellungsweise der Barockmeister. Mit der Radierung konnte sich Friedrich nicht anfreunden. Einige Blätter haben Bedeutung für biografische Bezüge. Die Landschaft mit strohgedeckter Hütte zeigt einen Teil des Gutsparks von Breesen bei Neubrandenburg. In dem Dorf wohnte seine Schwester Dorothea, die mit dem dortigen Pastor August Sponholz verheiratet war.

Die dargestellte Aussicht hat man zu dieser Zeit vom Breesener Gutshaus Richtung Nordwesten über den Teich mit einer kleinen baumbewachsenen Insel auf eine Bogenbrücke. Heute sind die einst angelegten Parksichten weitgehend zugewachsen. Auch wurde die Bogenbrücke Mitte der 1960er Jahre durch eine Metallkonstruktion ersetzt. Gleichwohl lässt sich die Situation in der Natur noch klar erfassen. Eine im Jahr 2000 aufgenommene Bestandsskizze des Parks zeigt den Prospekt des Malers als wichtigste Sichtachse in die Landschaft. Darüber schreibt die 1905 in Breesen geborene und dort aufgewachsene Schriftstellerin Sabine von Engel in ihrem Essay Nachruf einem alten Park:

Am anderen Teich, auf dessen buschiger Insel sich zahme und wilde Enten zum Brutgeschäft treffen, um dann stolz mit ihren kleinen Flottillen auf dem Wasserspiegel umherziehen, schwingt sich die steinerne Brücke über den Zufluß und gibt den Blick frei zu den Koppeln, wo im Hochsommer das Jungvieh seine schwarz-weißen Köpfe wie aufgefädelt über den Drahtzaun hängt und blöde in die schattige Platanenallee des Parkes stiert wie in ein dunkles Rohr.

Mehr zu dieser Geschichte in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie Frauenbild", S.57