Sonntag, 9. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 9. August: Drama der Schilfhütte still erzählt

Caspar David Friedrich: Meeresstrand mit Fischer. 1807,
Öl auf Leinwand, 33,5 x 50,8 cm, Wien, Österreichische Galerie im Belvedere
Das am meisten dargestellte Artefakt in Caspar David Friedrichs Bilderwelt ist eine unscheinbare Schilfhütte am Strand. Wir wissen von der Zuordnung des Malers in einer Zeichnung aus dem August 1805, dass es sich um eine Hütte am Strand des Tollensesees südlich von Neubrandenburg handelt. Zu sehen ist die Schilfhütte auf Skizzen, Sepien und dem 1807 entstandenen Gemälde Meeresstrand mit Fischer. Was hat den Maler an diesem Landschaftsgegenstand so fasziniert? Offenbar die damit verbundene Historie.

Im Dreißigjährigen Krieg, am 15. März 1531, gilt dieser denkbar schmale Uferstreifen mit Schilfhütte als Schauplatz erbitterter Gefechte zwischen den kaiserlich-katholischen und und schwedisch-protestantischen Truppen, die weder in den See noch in den morastigen Bruch ausweichen können. Mit der Einnahme des legendären Aalhäuschens, von dem man noch bis ins späte 19. Jahrhundert den Kindern berichtete, entschied sich das blutige Schicksal der Stadt ... 

Noch im 20. Jahrhundert sortierten dort die Fischer Ihren Fang, wie ein Foto aus dem Regionalmuseum zeigt. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Bootsverleih. Friedrich erzählt mit seinen stillen Bildern oft dramatische Geschichten ... 

Mehr darüber im Kapitel 5 Das kleine Meer, der Fischer und die Mönche S. 348  http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book


Caspar David Friedrich: Neubrandenburger  See mit Tollense.
1805, Bleistift, 23,5 x 39 cm. Berlin Kupferstichkabinett
Caspar David Friedrich: Neubrandenburger See mit Tollense. 1805,
Feder und Pinsel in Sepia, 25 x 39 cm, Leipzig, Museum der bildenden Künste
Caspar David Friedrich: Der Tollense-See bei Neubrandenburg.
Um 1806 oder 1838, Bleistift und Sepia, 25 x 39,5 cm. Kopenhagen, Königliche Bibliothek
Die Fischerhütte, die Caspar David Friedrich 1805 gezeichnet hat,
 existierte 100 Jahre später immer noch. Gegenüber der Seehalle
links vom Oberbach sortierten die Fischer ihren Fang.
Foto: Regionalmuseum Neubrandenburg

Samstag, 8. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 8. August: Rügenlandschaft im Fadengitter

Caspar David Friedrich: Blick über den Neuensiner See
auf die Granitz. 8. August 1815, Bleistift, 11,3 x 17,7 cm, Nationalmuseum Oslo
Caspar David Friedrich zeichnete auf seiner Rügenwanderung im Sommer 1815 am 8. August auf einer Anhöhe bei Moritzdorf den Blick über den Neuensiner See auf die Granitz. Solche Landschaftspanoramen erfasste er in der Zentralperspektive, wie das alle Maler in ihrer Ausbildung an den Akademien des 18. Jahrhunderts lernten, mit einem Fadengitter in unterschiedlicher technischen Ausprägung. Man kann übrigens noch heute den Standort des Malers einnehmen und mit Hilfe der Rasterung gut die Veränderungen in der Landschaft erkennen. Der Rückenmann im Vordergrund ist der Dresdner Münzmeister Friedrich Gotthelf Kummer, der mit dem Maler diese Reise unternahm.

FadengitterVorrichtung zum perspektivischen Zeichnen (1710)

Freitag, 7. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 7. August: Winterlandschaft im Sommerurlaub

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft. 1811,
Öl auf Leinwand, 33 x 46 cm, Schwerin, Staatliches Museum
Neben den Museen mit bedeutenden Werken von Caspar David Friedrich in den Sammlungen, sind auch weniger bekannte Standorte für Friedrich-Fans interessant. Wer in Schwerin Ferien macht, kann das Staatliche Museum Schwerin besuchen. Dort befinden sich die 1811 entstandenen Gemälde Winterlandschaft. Das als Gegenstück konzipierte Gemälde Winterlandschaft mit Kirche befindet sich im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Zur Interpretation der beiden Bilder in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 136

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft mit Kirche. 1811,
Öl auf Leinwand, 33 x 45 cm. Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Donnerstag, 6. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 6. August: Tetschener Altar nicht für Tetschen gedacht

Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar).
1807, Öl auf Leinwand, 115 x 110,5 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister
Gräfin Brühl in einem Brief am 6. August 1808: Das schöne Kreuz ist leider! Nicht zu haben! Der brave Norde hat es seinem König verehrt, und obwohl er keine Gelegenheit hat es ihm zukommen zu lassen, und bis dahin wohl auch noch einige andre Stücke verfertigen könnte, so will er es doch nicht geben.

Gemeint war mit dem Kreuz der Tetschener Alter von Caspar David Friedrich. Diesen Brief fand die Kunsthistorikerin Eva Reitharovà 1977 in tschechischen Archiven.

Seitdem ist klar, dass die Gräfin Brühl den Altar für ihr Schloss in Tetschen nicht in Aufrag gegeben hat, der dort im gräflichen Schlafzimmer aufgestellt war. Da Friedrich den Altar erklärtermaßen für eine Kapelle nach Aufmaß konzipierte, scheint die Kapelle im Schlosspark von Hohenzieritz der wahrscheinliche Ort, für den das gute Stück gedacht war. Eine Vermessung der Altarnische zeigt, dass diese Friedrichs Altar auf den Zentimeter genau aufnehmen könnte, einschließlich des im Depot der Dresdner Kunstsammlungen befindlichen Sockels in Höhe der Fußbodenleiste des Kirchenraumes.

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 174

Schlosskapelle in Hohenzieritz. Foto:  PodracerHH CC-BY-SA-3.0-migrated

Mittwoch, 5. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 5. August: Segel setzen in Stralsund

Caspar David Friedrich: Maste und Segelschiffe.
4. und 5. August 1818, Bleistift, 20,3 x 12, 6 cm, Privatbesitz

Caspar David Friedrich zeichnete am 5. August 1818 in seinem Skizzenbuch Maste und Segelschiffe im Hafen von Stralsund vor seiner Überfahrt nach Rügen. Er war mit seiner Frau Caroline von Dresden aus zur Hochzeitsreise in seine nördliche Heimat aufgebrochen. Die Detailstudien verwendete der Maler später in verschiedenen Ölbildern mit Schiffsmotiven.

Dienstag, 4. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 4. August: Geschichte vom Bild einer traurigen Liebesgeschichte

Caspar David Friedrich: Studie einer Frau. 1804,
Feder, laviert, 16,7 x 9,9 cm, Privatbesitz

Am 4. August 1999 hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin Federzeichnung Frau mit Umschlagtuch (Studie einer Frau - 1804) von Caspar David Friedrich aus der Sammlung Silberberg an einen Vertreter der in England lebenden Alleinerbin Max Silberbergs, Gerta Silberberg, übergeben. Die Zeichnung  aus der Sammlung des Städtischen Museums Stettin war von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz treuhänderisch verwahrt worden. Die Zeichnung befand sich bis 1916 im Besitz von Harald Friedrich, Hannover, ein Enkel des Malers.

Max Silberberg, Kaufmann in Breslau und Mitinhaber der Firma M. Weißenburg, wurde als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt. Er war deshalb gezwungen, von 1935 an bis zu seiner Einlieferung in das Konzentrationslager Theresienstadt sein gesamtes Vermögen zu veräußern bzw. dem Deutschen Reich entschädigungslos zu überlassen. Im Zusammenhang mit der erzwungenen Veräußerung der von ihm genutzten Villa in Breslau an die NSDAP sowie aufgrund der durch den Verfolgungsdruck eingetretenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Firma M. Weißenburg musste Max Silberberg auch seine umfangreiche, weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Kunstsammlung veräußern. 

Das Blatt wurde bislang zweimal bei Sotheby's versteigert, nach 1999 wieder am 20. November 2013, bei einem Schätzwert von 15,000 — 25,000 GBP für 27,500 GBP.

Das Bild zeigt eine Frau in einem damals üblichen Hochzeitskleid in einer traurigen Haltung. Die Frau heißt Julia Stoye, eine Schwester oder Cousine von Friedrichs Schwägerin, in die er offenbar verliebt war. 

Montag, 3. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 3. August: Des Königs neue Bilder

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810,
Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie
Am 3. August 1770 wurde der Preußische König Friedrich Wilhelm III. von Preußen geboren. Ihm hat Caspar David Friedrich seine Karriere als bedeutender Maler seiner Zeit zu verdanken. Der kunstferne Monarch zeigte zwar keinerlei Interesse an Friedrichs Kunst, doch auf Bitten seines Sohnes, dem 15-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV., kaufte er 1810 die beiden Gemälde Der Mönche am Meer und Abtei im Eichwald. Damit war Friedrichs Kunst gesellschaftsfähig und der Maler wurde Mitglied der Berliner Akademie. Da der König nun den seltsamen Kunstgeschmack des Prinzen kannte, kaufte er ihm zum 21. Geburtstag Friedrichs als Bildpaar gedachten Gemälde Söller vor dem Domplatz im Zwielicht und Ansicht eines Hafens.

Mehr zum Thema in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2, "Denkmale für Boll", S. 211

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809,
Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Ansicht eines Hafens. 1815/16,
Öl auf Leinwand, 90 x 71 cm, 1815/16, Potsdam, Schloss Charlottenhof
Friedrich Wilhelm III. von Preußen