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Caspar David Friedrich: Junger Mann an einem Baumstumpf lehnend. 9. Juni
1802, Feder, 10,2 x 11,8 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum |
Caspar David Friedrich fertigte diese Zeichnung am
9. Juni 1802 an. Der Maler hielt sich, von der Insel
Rügen kommend, an diesem Tag anlässlich der Hochzeit seines Verwandten, Freundes und eines seiner wichtigsten Bildmotive
Franz Christian Boll (1776-1818) in
Neubrandenburg auf. Der Pastor heiratete am 10. Juni
Friedricke Brückner, die Tochter des hiesigen Kreisphysikus
Adolf Brückner, in der
Marienkirche der Stadt. Boll war seit 4. April 1802 dritter Prediger und Seelsorger an St. Marien und St. Johannis.
Das Bild zeigt den 13-jährigen
Gustav Brückner, Bruder der Braut. Der frühreife und hochbegabte Sohn des Kreisphysikus erlangte die Aufmerksamkeit im Kreise der Erwachsenen. Er zeichnete, dichtete und interessierte sich für die Naturwissenschaften. Boll war der Hauslehrer des Knaben gewesen. Der Maler
Philipp Otto Runge hatte ein schwärmerisches Verhältnis zum jungen Gustav Brückner, wie ein Brief vom 9. Juli 1808 zeigt:
Ich fühle mich zu jedem menschlichen Herzen, welches, wie das deine, in dem Moment steht, wo es sich von etwas noch unbekanntem angeregt fühlt, innigst hingezogen. Gott hat es in des Menschen Willen gestellt, zu wählen Tod oder Leben, zu ergreifen das Sichtbare oder das Unsichtbare, es sei in Beziehung auf unser geistiges oder leibliches Auge [...] Schreibe mir bald, ich nehme an allem Theil, was du thust, und hoffe, daß du dich wie ein rechter Mann durch alles durchschlagen wirst. Gustav Brückner wurde 1813 Leibarzt des Mecklenburger Großherzogs in
Ludwigslust.
Mehr zur Geschichte dieser Zeichnung in
Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2 "Die Denkmale für Boll" S. 110 ff.