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Caspar David Friedrich: Pastor Brückner. Um 1898. Schwarze Kreide. 25,2 x 19,7 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett |
Vermutlich im
April 1799 zeichnet
Caspar David Friedrich in
Neubrandenburg den Pastor
Ernst Theodor Brückner. Das Bild kann heute daran erinnern, dass das
Schmähgedicht in der deutschen Literatur eine lange Tradition hat. Brückner gehörte dem
Göttinger Hain an. Als der Dichterbund in einer literarischen Fehde gegen
Christoph Martin Wieland als der
Geschmacks- und Sittenverderber am Ende des 18. Jahrhunderts zu Felde zog, war der in seiner Wortwahl nie zimperliche Neubrandenburger Pastor Brückner die Sperspitze der Verleumdungskampagne und verfasste zur Schmähung ein Epigramm, das damals als
unter der Gürtellinie galt:
Wieland./ Die Muse Sions stieß ihn aus./ Voll Rach und Brunst den heißen Busen./ Gerieth er in ein Hurenhaus,/ Und sah die Metzen an für Musen.
Das war keine Satire, sondern bitterer Ernst.
Wenig später rückte Brückner von seiner Haltung ab und schämte sich doch insgeheim derselben.