Freitag, 13. Oktober 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 13. Oktober 2017: Nachgestochen

Johann Friedrich Franz Bruder: Die Glashütte in Pottschapel (Freital)
im Plaueschen Grund bei Dresden. 1815, kolorierte Radierung
auf Karton, 43,4 x 53,9 cm (Platte), Staatliche Kunstsammlungen
Dresden, Kupferstichkabinett, nach Caspar David
Friedrichs Gouache "Die Glashütte in Döhlen" (unbekannter Verbleib)
Caspar David Friedrich war im Oktober 1802 im Plaueschen Grund bei Dresden unterwegs. Aus dem dort gefertigten Zeichnungen entstanden eine Serie von Gouchen, die in dieser Art und Technik im Werk des Malers so nicht weiter vorkommen. Später waren diese Arbeiten Friedrichs von Stechern wir Johann Friedrich Franz Bruder zu kolorierten Drucken verarbeitet worden und fanden eine weite Verbreitung. Wobei man bei diesen Bildern wohl kaum noch an den Romantiker denkt. Allerdings zeigt das Blatt nicht die Glashütte, die wurde erst 1805 dargestellt wird. Zu sehen ist das stinkende Vitriolwerk von Poschappel. Die beim Picknick dargestellten Familie unter dem Baum verweist auf die Faszination, die Monumente der beginnenden Industrialisierung in der Natur auf die Menschen ausübten.

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 12. Oktober: Der Architekt am Wege

Caspar David Friedrich: Rundbau mit Turmvorbau. 1814-1825, Feder,
laviert, 12 x 12 cm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Der Schlossherr von Dannenwalde Ferdinand von Waldow bekommt im Oktober 1818 die Genehmigung, im Park seines Schlosses eine neue Kirche zu errichten. Die Pläne für den Rundbau könnten von Caspar David Friedrich stammen.

Im Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums befinden sich von Caspar David Friedrich neun Blätter einer Entwurfszeichnung für eine neugotische Kapelle und deren Ausstattung, um 1818 datiert. Es hat sich hartnäckig die Auffassung gehalten, dies wären Entwürfe für die Kapelle in Vitt auf Rügen, doch mit dem achteckigen Zentralbau an der Ostsee wurde bereits 1806 begonnen. Gerhard Eimer erwähnt in seinen Stockholmer Vorlesungen von 1963 als erster die kleine, 1821 erbaute Kirche zu Dannenwalde als einen wahrscheinlichen Kirchbau nach Friedrich. Eine Analyse der Bauausführung zeigt, dass die vorgenommenen Änderungen gegenüber Friedrichs Entwurf baupraktischer Natur sein können. Auch hielt sich der Maler im Sommer 1818 bei seinem Verwandten, dem für den Kirchenbau in Dannenwalde federführenden Pastoris loci, Carl Ludwig Sponholz, auf, als der das Antragsverfahren auf den Weg brachte. Und noch viel mehr spricht dafür, dass die Kirche in Dannenwalde auf Friedrichs Idee zurück geht ...


Kirche in Dannenwalde 2007, Doris Antony,
Berlin, CC-BY-SA-3.0-migrated

Caspar David Friedrich Kalender am 11. Oktober 2017: Blick auf Meißen

Caspar David Friedrich: Blick auf Meißen. Oktober 1824, Bleistift,
12,7 x 20,6 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Caspar David Friedrich zeichnete im Oktober 1824 eine Ansicht vom sächsischen Meißendas vor allem durch seine Porzellanmanufaktur bekannt ist. Es ist dies sein wohl schönstes gezeichnetes Städtepanorama. Interessiert hat den Maler vor allem der gotische Dom als Mittelpunkt der Stadt.

Montag, 9. Oktober 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 10. Oktober: Radierte Erinnerung

Caspar David Friedrich: Landschaft mit strohgedeckter Hütte.
6. Oktober 1799, Radierung, 8,8 x 12,7 cm (Platte 9,2 x 15,3 cm),
Wolfenbüttel, Herzog August-Bibliothek

Caspar David Friedrich fertigte Anfang Oktober 1799 in einer kleinen Serie von Radierungen die Parklandschaften in Breesen und Hohenzieritz, später kamen wenige Motive von Landschaftsparks aus dem Dresdner Umland hinzu. Hier probierte sich der Maler in dieser Technik aus und blieb dabei in der Darstellungsweise der Barockmeister. Mit der Radierung konnte sich Friedrich nicht anfreunden. Einige Blätter haben Bedeutung für biografische Bezüge. Die Landschaft mit strohgedeckter Hütte zeigt einen Teil des Gutsparks von Breesen bei Neubrandenburg. In dem Dorf wohnte seine Schwester Dorothea, die mit dem dortigen Pastor August Sponholz verheiratet war.

Die dargestellte Aussicht hat man zu dieser Zeit vom Breesener Gutshaus Richtung Nordwesten über den Teich mit einer kleinen baumbewachsenen Insel auf eine Bogenbrücke. Heute sind die einst angelegten Parksichten weitgehend zugewachsen. Auch wurde die Bogenbrücke Mitte der 1960er Jahre durch eine Metallkonstruktion ersetzt. Gleichwohl lässt sich die Situation in der Natur noch klar erfassen. Eine im Jahr 2000 aufgenommene Bestandsskizze des Parks zeigt den Prospekt des Malers als wichtigste Sichtachse in die Landschaft. Darüber schreibt die 1905 in Breesen geborene und dort aufgewachsene Schriftstellerin Sabine von Engel in ihrem Essay Nachruf einem alten Park:

Am anderen Teich, auf dessen buschiger Insel sich zahme und wilde Enten zum Brutgeschäft treffen, um dann stolz mit ihren kleinen Flottillen auf dem Wasserspiegel umherziehen, schwingt sich die steinerne Brücke über den Zufluß und gibt den Blick frei zu den Koppeln, wo im Hochsommer das Jungvieh seine schwarz-weißen Köpfe wie aufgefädelt über den Drahtzaun hängt und blöde in die schattige Platanenallee des Parkes stiert wie in ein dunkles Rohr.

Sonntag, 8. Oktober 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 9. Oktober 2017: Landschafter der Architektur

Carl Friedrich Schinkel: Mittelalterliche Stadt am Fluss.
1815, Alte Nationalgalerie Berlin

Am 9. Oktober 1841 starb Carl Friedrich Schinkel in Berlin, der in erster Linie als preußischer Baumeister, Architekt und Stadtplaner bekannt ist. Er war aber als Autodidakt auch ein begabter Maler, Grafiker und Bühnenbildner. Die Malerei betrieb Schinkel hauptsächlich in den Jahren von 1806 bis 1816, in einer Zeit, in der er kaum Aufträge als Architekt bekam. Mit Caspar David Friedrich verbindet Schinkel das Element der Gotik in der Landschaftsmalerei. Wie Friedrich thematisiert Schinkel in seinen Gemälden annähernd zeitgleich das Ideal der mittelalterlichen Stadt. Friedrich war der Architekt der Landschaft, Schinkel der Landschafter der Architektur.

Caspar David Friedrich Kalender am 8. Oktober 2017: Der Voyeur

Caspar David Friedrich: Felsenstudien, recto:
Baumstudie mit Toilettenhäuschen. 7./8. Oktober,
12. Oktober, Feder in Schwarz, 24,1 x 19 cm,
Privatbesitz

Caspar David Friedrich zeichnete am 8. Oktober 1799 in Loschwitz bei Dresden neben einem alten knorrigen Baum ein Toilettenhäuschen mit leicht geöffneter Tür, hinter der eine Frau beim Verrichten ihrer Notdurft zu beobachten ist. Diese Art Voyeurismus kann man einer seltsam infantilen Phase des jungen Malers zuschreiben, die auch in den Briefen jener Zeit zu bemerken ist.

Freitag, 6. Oktober 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 7. Oktober: Shooting in Werther-Manier

Caspar David Friedrich: Zwei Mädchen vor einem
Felsblock. 7. Oktober 1801, Feder und Pinsel,
18,5 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett

Am 7. Oktober 1801 entsteht von Caspar David Friedrichs Hand das letzte Bild aus einer Serie von lavierten Federzeichnungen, die Mädchen in einer Weise zeigt, die an die Illustrationen von Daniel Chodowiecki zu Goethes Werther erinnern. Der Maler hielt sich seit dem Spätsommer bei seiner Schwester Dorothea in Breesen auf. Anlass waren die Hochzeiten seiner Brüder Johann und Christian. Die Zeichnungen zeigen Mädchen des Dorfes im Gutspark von Breesen. Heute würde so ein Fotoshooting stattfinden. Die Mädchen posieren hier in Werther-Manier des vergangenen Zeitalters der Empfindsamkeit.

Dabei wäre Caspar David Friedrich im Herbst 1801 in Breesen in der Lage, sich in die Figur des Werthers hineinzuversetzen: Ein junger Mann, noch ohne festen Lebensplan, entflieht dem Stadtleben und kommt in ein idyllisches Dorf. Er genießt die Natur, streift umher und zeichnet, was ihm festhaltenswert erscheint. Sein vages Lebensziel ist, einmal Künstler zu werden. Er trifft auf eine junge Frau (namens Lotte), die allerdings schon vergeben ist ... Die Lotte in Goethes Briefroman könnte Friedrich in einer Schlüsselszene an seine Schwester Catharina erinnert haben. Der junge Wer­ther sieht Lotte zum ersten Mal von ihren acht jüngeren Geschwistern umringt, denen sie zum Abendbrot von einem Brotlaib Stück für Stück abschneidet. Er ist tief beeindruckt von dieser Szene, in deren Mittelpunkt ein schönes Mädchen steht, das eine Mutterrolle übernommen hat. Friedrich würde in dieser Lotte ein Frauenbild wie­derfinden, das seine Schwester Catharina bei ihm geprägt hat. Für welchen literarischen Stoff soll sich der junge Maler am Ende des 18. Jahrhunderts interessiert haben, wenn nicht für diesen? Also, wer könnte auf jenen Zeichnungen aus diesem Sommer Friedrichs Lotte gewesen sein?

Caspar David Friedrich: Studie einer sitzenden Frau vor Gebüsch.
5. Oktober 1801, Feder, laviert, 18,6 x 12 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett
Caspar David Friedrich: Studie einer lesenden Frau.
6. Oktober 1801, Feder laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden,
Kupferstichkabinett
Caspar David Friedrich: Freundinnen unter einem
Baum.6. Oktober 1801, Feder und Pinsel, laviert,
18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett