Freitag, 26. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 27. August 2016: Uttewalder Schattenspiel

Caspar David Friedrich: Das Felsentor im Uttewalder Grund.
Um 1801, Sepia, 70,6 x 50 cm, Museum Folkwang Essen

Caspar David Friedrich zeichnete Ende August 1800 bei einer Wanderung zusammen mit dem Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll in der Sächsischen Schweiz bei Dresden das Felsentor im Uttewalder Grund. Daraus entstand diese großformatige Sepia, in der im Gegenlicht zur das Schattenspiel mit zwei Figuren inszeniert.

Das Felsentor ist bei einer Nationalparkwanderung zu besichtigen. Informationen hier.
Auch das Wandern auf dem Malerweg führt am Felsentor vorbei.

Donnerstag, 25. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 26. August: Denkmal wieder aufgestellt

Das von Caspar David Friedrich entworfenen Denkmal für Franz
Christian Boll an der Neubrandenburger Marienkirche Foto: Detlef Stapf

Am 26. August 1997 wurde das Denkmal für den Pastor Franz Christian Boll an der Südseite der Marienkirche in Neubrandenburg wieder aufgestellt. Es war 1976 eingelagert worden. In dem Jahr beginnt die Stadt mit der Restaurierung der am Ende des Zweiten Weltkrieges stark zerstörten Marienkirche und der Architekt des Vorhabens reklamierte die notwendige Baufreiheit. Der Platz um die Marienkriche entspricht jetzt wieder dem Zustand des Jahres 1854, dem Jahr der Aufstellung. Das Denkmal ist eine touristische Landmarke geworden. Caspar David Friedrich war Urheber des Denkmalentwurfes. Bis in die Mitte der 1960 Jahre blieb diese Tatsache vergessen. 


Caspar David Friedrich: Entwurf für ein Denkmal
mit hohem Schaft, 
bekrönt mit eisernem Kreuz
(Denkmal für Pfarrer Franz Christian Boll). 1818, 

Bleistift, Feder, farbig angelegt auf bräunlichem
Papier,  ohne Maßstab, 
51,5 x 31,5 cm,
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 

Mittwoch, 24. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 25. August 2016: Disqualifiziert und doch gewonnen

Caspar David Friedrich: Wallfahrt bei Sonnenuntergang. 1805,
Bleistift, Sepia, 40,5 x 62 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Am 25. August 1805 reicht Caspar David Friedrich die beiden Sepien Wallfahrt bei Sonnenuntergang und Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche für den Wettbewerb der Weimarer Kunstfreunde ein. Dafür erhält er die Hälfte des ersten Preises. Diese Auszeichnung war der erste nennenswerte Erfolg des Malers. Kurios an der Angelegenheit ist die Tatsache, dass sich Friedrich augenscheinlich nicht an die von Goethe und Heinrich Meyer gestellte Preisaufgabe hielt. Die Ausschreibung des Wettbewerbs sah  die Darstellung von Fabeln und Sagen über den Herkules vor. Damit war Friedrich eigentlich disqualifiziert. Goethe soll persönlich entschieden haben, dass dem Dresdner Maler ex aequo die Hälfte des Preisgeldes zugesprochen wird. Die anderen Wettbewebsteilnehmer zeigten sich empört. Wenn man aber die von Friedrich dargestellte Geschichte von den Fischern und den Mönchen am Tollensesee bei Neubrandenburg erzählt, gibt es deutliche Parallelen zur Sage, in der Herkules den Augias-Stall reinigt. Goethe hatte vielleicht mehr gewusst, als er zur Preisverleihung verkündete.
Das Wallfahrt-Blatt zeigt den Ort des Belvedere am Nordufer des Tollensesee, der im Mittelalter Prozessionsort der Prämonstratensermönche des Klosters Broda war. Die Sommerlandschaft zeigt den Ausichstpunkt bei Alt Rehse am Tollensesee.

Caspar David Friedrich: Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche.
1805, Bleistift, Sepia, 40,5 x 62 cm. Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Dienstag, 23. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 24. August 2016: Friedrich in den Gazetten

Caspar David Friedrich: Zwei Männer bei Mondaufgang am Meer.
Um 1835, Sepia, 24,5 x 34,5 cm, Eemeritage St. Petersburg

In den Zeiten, da Caspar David Friedrich in Dresden als prominenter Maler galt, war er auch Thema in den Unterhaltungsblättern, die, wie das auch heute der Fall ist, über ihn Mutmaßungen oder Null-Nachrichten verbreiteten, die mit dem realen Geschehnissen wenig bis gar nichts zu tun hatten. Friedrich kam von einer Reise aus Greifswald und Neubrandenburg nach Dresden zurück. Ein anonymer Schreiber berichtet am 24. August 1809 den Lesern der Zeitung für die elegante Welt, der Maler 

[...]war diesen ganzen Sommer auf einer Ulyssischen Wanderschaft begriffen [...] Er ist aufgeheitert zurückgekommen. Er hat ja das Meer gesehen, dessen Anblick ja so gut reinigt und beruhigt, als nach Aristoteles Definition die Tragödie. Ich wollt, sie hätten die zwei Miniaturen von seinem Pinsel sehen können [...] In solchen Szenen, wo Grab und Wiedererstehen, Leben und Tod, Erstarrung und Erwärmung miteinander im Kampf liegen, wo über dem Verödeten und Vergänglichen das belebende und Ewigdauernde siegreich, wie der Gedanke über dem Stoff schwebt, ist unser F. ein unübertroffener Meister.

Bei dem Maler wird da schon nicht mehr zwischen Leben und Kunst unterschieden, seine Bilder als die Verstrickung des Einen in dem Anderen wahrgenommen. Der Autor dieser Zeilen ahnt nicht einmal ansatzweise von Friedrichs Erlebnissen in Mecklenburg und Schwedisch Pommern.

Montag, 22. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 23. August 2016: Friedrich als Jesus in Madrid

Caspar David Friedrich: Ostermorgen. Um 1835, Öl auf Leinwand,
43,7 x34,4 cm, Madrid, Museum Thyssen- Bornemisza

Neben den Museen mit bedeutenden Werken von Caspar David Friedrich in den Sammlungen, sind auch weniger bekannte Standorte für Friedrich-Fans interessant. Wer im August in Madrid Ferien macht, kann das Museum Thyssen- Bornemisza im Palacio de Villahermosa in Madrid besuchen, unweit des Prado gelegen. Dort befindet sich das um 1835 entstandene Gemälde Ostermorgen



In dem Bild hat Caspar David Friedrich die Frauen seines Lebens versammelt. Hier inszeniert der Maler seinen eigenen Tod. Dazu benutzt er die biblischen Historie. Drei Frauen, Mariengestalten, gehen am Ostermorgen zum Grab Christi und finden es leer vor. Diese Frauen sind Maria Magdalena und Maria, Mutter des Jakobus, sowie Salome. In christlich-gnostischen Schriften werden Salome und Maria Magdalena zu den Jüngerinnen Jesu gerechnet. Auf Friedrichs Verhältnisse übertragen sind die beiden Jügerinnen als die beiden Frauen in seinem Leben zu deuten, die er im Geiste verehrte: Caroline Bardua und Juliane Kramer. Nur die ihm angetraute Caroline trägt Trauerkleidung. 

Sonntag, 21. August 2016

Caspar David Friedrich Kalender am 22. August 2016: Friedrichs Gift (giveaway)

Caspar David Friedrich: Segelschiffe und Boote am Strand.
um 1818, Feder, 21,8 x 17,9 cm, Privatbesitz
Künstler verschenken ihre Bilder zu bestimmten Anlässen oder als Freundschaftsbeweis. Bei Caspar David Friedrich kam das, so weit man das weiß, höchst selten vor. Die Zeichnung Segelschiffe und Boote am Strand, die vermutlich im August 1818 entstand, ist das einig bekannte Bild, das erkennbar als so ein giveaway diente. Der Beschenkte, ein gewisser A. V. Enders, Zeichenlehrer bei dem Grafen Schönborn-Wiesentheid auf Schloss Schönborn in Heusenstamm, hält diese Bestimmung am unteren Bildrand fest.

Caspar David Friedrich Kalender am 21. August 2016: Tod und Morgenrot beim Königsstuhl

Caspar David Friedrich: Stubbenkammer (Königsstuhl). 20. Juni 1801,
Feder in Braun, 23,5 x 36,6 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig

Am 21. August 1838 starb Adelbert von Chamisso in Berlin. Der 1781 in Frankreich geborene Naturforscher und Dichter gehörte zu jenen Schriftstellern, die sich durch Caspar David Friedrichs frühe Rügenbilder für die Insel begeistern ließen. So entstand das wohl schönste Gedicht zum Königsstuhl Die Jungfrau von Stubbenkammer.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.

Ich kam am frühen Tage
Nachsinnend einsam her,
Und lauscht' dem Wellenschlage,
Und schaute übers Meer.

Wie schweifend aus der Weite
Mein Blick sich wieder neigt,
Da hat sich mir zur Seite
Ein Feenweib gezeigt.

An Schönheit sondergleichen,
Wie nimmer Augen sah'n,
Mit gold'ner Kron' und reichen
Gewändern angethan.

Sie kniet' auf Felsensteinen,
Umbrandet von der Flut,
Und wusch, mit vielem Weinen,
Ein Tuch, befleckt mit Blut.

Umsonst war ihr Beginnen,
Sie wusch und wusch mit Fleiß,
Der böse Fleck im Linnen
Erschien doch nimmer weiß.

Da sah sie unter Thränen
Mich an, und bittend fast;
Da hat ein heißes Sehnen
Mich namenlos erfaßt.

»Gegrüßet mir, du blendend,
Du wundersames Bild.« – –
Sie aber, ab sich wendend,
Sprach schluchzend aber mild:

»Ich weine trüb' und trüber
Die Augen mir und blind;
Gar Viele zieh'n vorüber,
Und nicht ein Sonntagskind.

Nach langem, bangen Hoffen
Erreichst auch du den Ort –
O hättest du getroffen
Zum Gruß das rechte Wort!

Hätt'st du Gott helf'! gesprochen,
Ich wär erlöst und dein,
Die Hoffnung ist gebrochen,
Es muß geschieden sein!« –

Da stand sie auf, zu gehen,
Das Tuch in ihrer Hand,
Und wo die Pfeiler stehen,
Versank sie und verschwand.

Ich trank in schnellen Zügen
Das Leben und den Tod
Beim Königsstuhl auf Rügen
Am Strand im Morgenrot.