Caspar David Friedrich: Abschied. 1818, Öl auf Leinwand, 21 x 29,5 cm, 1931 im Münchner Glaspalast verbrannt |
Am 4. September 1818 ist der Philosoph und Theologe Friedrich Schleiermacher bei Caspar David Friedrich in Dresden zu Besuch. Der Maler führt Schleiermacher aus diesem Anlass durch die gerade stattfindende Akademieausstellung, in der u. a. Friedrichs Gemälde Abschied gezeigt wird. Es wäre spannend zu wissen, wie Friedrich dieses Bild kommentierte. Vielleicht sagte er dazu nichts, wie er es fast immer handhabte. Es ist anzunehmen, dass der Künstler mit diesem Gemälde unmittelbar vor seiner Hochzeit den Junggesellenabschied von seiner geliebten Julia inszeniert.
Die Frau auf dem Stein am Ufer scheint mit der Frau vor der untergehenden Sonne durch Kleidung im altdeutschen Stil und der Frisur identisch. Sie winkt mit ihrem Taschentuch der Besatzung eines Segelbootes hinterher. Die Szene wirkt auf den Betrachter derart suggestiv, dass schon der Rezensent der Dresdner Ausstellung im August 1818 nicht umhin kommt, in dem Gruß ein Lebewohl für den „scheidenden Geliebten“ zu deuten. Die Darstellung der Abschieds-Geste erzwingt eine Seitenansicht der Person, die ein Stück weiter erkennbar wird. Die Unendlichkeit des Meereshorizontes signalisiert die Unmöglichkeit der Rückkehr des davonfahrenden Bootes. Das Bild ist wohl kurz vor Friedrichs Hochzeit, also in der zweiten Hälfte des Jahres 1817 entstanden. Wir können es als Friedrichs Abschied von seiner Beziehung zu Julia Krämer deuten.
In der Reallandschaft zeigt das Bild den Blick vom Greifswalder Bodden, etwa auf der Höhe Lubmin, auf die Insel Rügen.
Es gibt von diesem Bild keine farbliche Darstellung mehr (und noch keine Farbrekonstruktion), da es am 6. Juni 1931 beim Brand im Münchner Glaspalast vernichtet wurde.
Es gibt von diesem Bild keine farbliche Darstellung mehr (und noch keine Farbrekonstruktion), da es am 6. Juni 1931 beim Brand im Münchner Glaspalast vernichtet wurde.
Mehr über diese Geschichte in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie Frauenbild", S. 39