Freitag, 4. September 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 4. September: Junggesellenabschied vor Rügen

Caspar David Friedrich: Abschied. 1818, Öl auf Leinwand,
21 x 29,5 cm, 1931 im Münchner Glaspalast verbrannt

Am 4. September 1818 ist der Philosoph und Theologe Friedrich Schleiermacher bei Caspar David Friedrich in Dresden zu Besuch. Der Maler führt Schleiermacher aus diesem Anlass durch die gerade stattfindende Akademieausstellung, in der u. a. Friedrichs Gemälde Abschied gezeigt wird. Es wäre spannend zu wissen, wie Friedrich dieses Bild kommentierte. Vielleicht sagte er dazu nichts, wie er es fast immer handhabte. Es ist anzunehmen, dass der Künstler mit diesem Gemälde unmittelbar vor seiner Hochzeit den Junggesellenabschied von seiner geliebten Julia inszeniert.

Die Frau auf dem Stein am Ufer scheint mit der Frau vor der untergehenden Sonne durch Kleidung im altdeutschen Stil und der Frisur identisch. Sie winkt mit ihrem Taschentuch der Besatzung eines Segelbootes hinterher. Die Szene wirkt auf den Betrachter derart suggestiv, dass schon der Rezensent der Dresdner Ausstellung im August 1818 nicht umhin kommt, in dem Gruß ein Lebewohl für den „scheidenden Geliebten“ zu deuten. Die Darstellung der Abschieds-Geste erzwingt eine Seitenansicht der Person, die ein Stück weiter erkennbar wird. Die Unendlichkeit des Meereshorizontes signalisiert die Unmöglichkeit der Rückkehr des davonfahrenden Bootes. Das Bild ist wohl kurz vor Friedrichs Hochzeit, also in der zweiten Hälfte des Jahres 1817 entstanden. Wir können es als Friedrichs Abschied von seiner Beziehung zu Julia Krämer deuten.

In der Reallandschaft zeigt das Bild den Blick vom Greifswalder Bodden, etwa auf der Höhe Lubmin, auf die Insel Rügen.

Es gibt von diesem Bild keine farbliche Darstellung mehr (und noch keine Farbrekonstruktion), da es am 6. Juni 1931 beim Brand im Münchner Glaspalast vernichtet wurde. 

Donnerstag, 3. September 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 3. September: Kindheitserinnerung Heuernte

Caspar David Friedrich: Rast bei der Heuernte. 1834, Öl auf Leinwand.
72,5 x 102 cm, Kriegsverlust 1945 auf Schloss Wesenstein
Caspar David Friedrich malte das Bild Rast bei der Heuernte vermutlich im September 1834. Es war sein letztes Gemälde, bevor ihn ein Schlaganfall die Arbeit erschwerte. Das Bild zeigt drei Bäuerinnen bei der Heuernte vor der Kulisse der Ruine Burg Landskron in Vorpommern. Man kann davon ausgehen, dass es sich hier bei dem Maler im Alter um eine Kindheitserinnerung handelt. Die Haushälterin der Familie in Greifswald, Mutter Heiden, stammte aus dem Dorf Iven nahe der Burg und war mit den Kindern hin und wieder zu den Verwandten gereist. Für Friedrich war die Ruine auch eine Landmarke. Auf dem Weg von Greifswald nach Neubrandenburg durchquerte er dort den großen Landgraben.

Mehr über diese Geschichte in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie Frauenbild", S.21

Veste Landskron, Foto: Ronny Krüger, wikipedia

Dienstag, 1. September 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 2. September: Friedrich im interreligiösen Dialog

Caspar David Friedrich: Friedhofseingang. 1825, Öl auf Leinwand,
143 × 110 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Caspar David Friedrichs unvollendetes Gemälde Friedhofseingang und ein abstraktes Gemälde von Gerhard Richter waren am 2. September 2015, 16 Uhr, im Dresdner Albertinum Gegenstand der Veranstaltung

Kunst im interreligiösen Dialog zu Gast: Licht und Hoffnung: Darstellungen in der Malerei - Bedeutung in den Religionen

Zwei Gemälde der Sammlung der Neuen Galerie geben den Anlass zum interreligiösen Dialog: wie lesen Vertreter/innen von Islam, Judentum und Christentum das Gemälde von C.D. Friedrich: "Der Friedhof"? Wie sehen Friedhöfe in den drei abrahamitischen Religionen aus, warum unterscheiden sich die Bestattungsrituale? Und welche Bedeutung hat das Licht in den abrahamitischen Religionen? Gerhard Richters "Abstraktes Bild" gibt den zweiten Anlass zum Dialog an diesem Abend.


Montag, 31. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 1. September: Überraschend Idylle

Caspar David Friedrich: Der Morgen im Gebirge. 1823,
Öl auf Leinwand, 135 x 170 cm, Eremitage St. Petersburg
Caspar David Friedrich erwähnt in einem Brief vom 1. September 1823 an seinen Bruder Christian in Greifswald eine Dresdner Ausstellung, auf der unter anderem sein Gemälde Der Morgen im Gebirge gezeigt wurde. Dieses Gebirgsbild ist eines der Ausnahmen im Gesamtwerk, bei der mit der Hirtenstaffage eine für den Maler untypische Idylle gezeigt wird. Allerdings soll diese Idee auf den biedermeierlichen Friedrich-Freund Georg Friedrich Kersting zurückgehen.

Caspar David Friedrich Kalender am 31. August: Der Ludwigsburger Pfeifenraucher

Caspar David Friedrich: Pfeifenraucher. 10. Juni 1802,
Feder, 11,8 x 10,2 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Friedrich August von Klinkowström wurde am 31. August 1778 Ludwigsburg bei Greifswald geboren. Der Pädagoge, Maler, Schriftsteller und preußischer Offizier war ein Freund der Romantiker Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge. Friedrich porträtierte Klinkowström am 10. Juni 1802 als Pfeifenraucher während der Hochzeit des Neubrandenburger Pastors Franz Christian Boll. Zu dieser Zeit hatte Klinkowström gerade seinen Abschied als Offizier vom preußischen Militär genommen und widmete sich in Dresden ganz der Malerei.Im Schloss Ludwigsburg, in dem Klikowström lebte, gibt es eine kleine Ausstellung zu den drei pommerschen Romantikern.
Schloss Ludwigsburg, Foto: Chron-Paul, CC-BY-SA-3.0

Philipp Otto Runge: Friedrich August von Klinkowström. 1808,
Öl auf Leinwand, 64 × 48 cm, Kunsthistorisches Museum Wien

Sonntag, 30. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 30. August: Zwölf mal hat das kleine Wesen schon genießt

Caspar David Friedrich: Der Abendstern. 1835, Öl auf Leinwand,
32,5 x 45 cm, Freies Deutsches Hochstift Frankfurt am Main

Caspar David Friedrich ist am 30. August 1819 zum ersten Mal Vater. Seine Tochter Emma Johanna wurde in Dresden geboren. Emma heiratete 1838 Johann Andreas Robert Krüger. Der Maler schreibt am Abend der Geburt an seinen Bruder in Neubrandenburg.

Lieber Bruder Johann,

Eben schlägt es 12 Uhr es ist Mitternachtsstunde. Es ist alles stille um mich her, nur von Zeit zu Zeit schreit ein kleines Kind. Diesen Abend um 1/4 auf 10 gebahr meine Liena ein klein wohlgestaltetes Mädchen. Um 7 Uhr Abends strickte sie noch an einem Strumpf. Die Wehen folgten schnell aufeinander und mochten wohl heftig seyn, denn sie schrie einige mal sehr laut, daß es die Leute wohl auf der Gasse haben hören können; doch in den Zwischenräumen lachte sie und bat mich mich nur nicht zu ängstigen. Die Mutter scheint in diesem Augenblick zu schlafen und auch das Kind. Zwölf mal hat das kleine Wesen schon genießt und schrie und das recht laut in der selben Minute als es geboren war. Jetzt ist das Kind wieder wach und schreit und nießt und macht sich immer frei mit den kleinen Händen. Dies ist die wahrhafte und treu Lebensgeschichte des kleinen Mädchens ohne Nahmen. Der Nahme Johanna Clara ist ihr zugedacht. Unser Bruder Adolf steht gefatter und meine Schwiegermutter und die Frau des Bruders meiner Schwiegermutter.
Mache du die Niederkunft meiner Frau der ganßen Familie und auch den in Breesen bekannt [...]

Das Gemälde Der Abendstern zeigt Friedrichs Frau, Tochter und Sohn auf einem Hügel vor Dresden. 

Samstag, 29. August 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 29. August: Friedrich-Tag in Greifswald



In Greifswald findet heute, am 29. August 2015, der Caspar David Friedrich Tag statt. Am Wochenende vor dem Geburtstag des Malers am 5. September bietet seine Geburtsstadt ein buntes Treiben mit einem historischen Markt und Veranstaltungen des Pommerschen Landesmuseums mit seinem Bestand an Friedrich-Werken sowie im Caspar David Friedrich Zentrum. Hier einige Fotoimpressionen vom historischen Markt.