Mittwoch, 24. Juni 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 24. Juni: Juno-Tempel in Dortmund


Caspar David Friedrich: Junotempel in Agrigent.
Um 1830, Öl auf Leinwand, 54 x72 cm,
Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Caspar David Friedrichs Gemälde Juno Tempel in Agrigent ist eines der bedeutendsten Werke der Ausstellung Meisterwerke im Dortmunder U – Caspar David Friedrich bis Max Beckmann. 

Die Schau, die noch bis zum 9. August läuft, zeigt mehr als 140 Gemälde, 40 Graphiken und 15 Skulpturen aus zwei Jahrhunderten. Die Dortmunder Gemäldesammlung überrascht mit populären Namen: Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg, Anselm Feuerbach, Hans Makart, Hans Thoma, Franz von Lenbach, Arnold Böcklin und Franz von Stuck stehen für die Malerei des 19. Jahrhunderts. Max Slevogt, Lovis Corinth, Max Liebermann, Christian Rohlfs, August Macke, Erich Heckel, Otto Mueller, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Alexej von Jawlensky, Oskar Kokoschka und Max Beckmann gelten als Künstler der Klassischen Moderne.

Caspar David Friedrich war nie in Italien gewesen und doch gibt es das 1830 entstandene Dortmunder Gemälde Junotempel in Agrigent.

Als Bildvorlage diente eine Aquatinta-Radierung von Franz Hegi, der nach einem Bild von Carl Ludwig Frommel aus dem 1826 in Paris erschienenem Werk Voyage pittoresque en Silice arbeitete. Friedrich verändert die Bildvorlage allerdings noch einmal nach einer Textvorlage aus Christian Cay Lorenz Hirschfelds Theorie der Gartenkunst im Kapitel über die Ruinen als Staffage, in dem aus Richard Chandlers Buch Reisen in Kleinasien zitiert wird zu den Ruinen von dem Tempel des Apollo zu Ura.

So wird ein römischer Tempel nach der Beschreibung einer griechischen Ruine verwendet zur Herstellung der wohl kalkulierten Stimmungswerte von Wehmut, Trauer und Melancholie. Gegenüber der Vorlage sind die Staffagefiguren, Aloen und Olivenbäume weggelassen, Trümmer in Felsen umgedeutet, Gebirgszüge verändert, von Hirschfeld empfohlene Bepflanzung eingesetzt sowie das helle Tageslicht in die Stimmung des Sonnenuntergangs gewandelt. Wir erleben die Art und Weise von Retusche, als hätte Caspar David Friedrich in einer Werbeagentur des 21. Jahrhunderts Platz genommen.

Mehr zur Geschichte des Bildes in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 2 "Die Denkmale für Boll" S. 238 ff.

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