Freitag, 29. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 29. September 2017: Garten der Erinnerung

Caspar David Friedrich: Ruine Eldena. Um 1828, Bleistift- und Federzeichnung,
aquarelliert, 17,8 x 22,9 cm, Sammlung Georg Schäfer Schweinfurt

Am 29. September 1789 wurde  Peter Joseph Lenné in Bonn geboren. Der Gartenarchitekt erhielt vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. 1828 den Auftrag, das Gelände um die Greifswalder Ruine Eldena, die ein Lieblingsmotiv von Caspar David Friedrich war, als Gartenlandschaft zu gestalten. Der König hatte 1810 als Kronprinz das Gemälde Abtei im Eichwald erworben, in dem die Ruine verwendet wurde und fand es unerträglich, dass die Greifswalder planten, die Ruine auf einem völlig verwahrlosten Gelände abzureißen.


Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf
Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie

Mittwoch, 27. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 28. September 2017: Wanderer reist mit Elektrobeats in die Zukunft



Fundstück im September. Die Dresdner Band Futurum widmete sich mit dem Album Neoromantik den Bildern Caspar David Friedrichs, die wie ein Videospiel animiert werden. Unter anderem schicken sie den Wanderer über dem Nebelmeer auf eine Reise durch die Zukunft.  Den Liedern von Robert Schumann stellt man verzerrte Gitarren zur Seite, singt Texte von Joseph von Eichendorff und Heinrich Heine zu Elektrobeats.  Fünf junge Männer um den Dresdener Sänger Sebastian Lohse wagen sich an eine ganz eigene Sichtweise der Kunst der Romantik, einer Epoche, deren Künstler sich der Sehnsucht verschrieben, sich dem Gefühl hingaben, dem Unendlichen. Eine Kunst, die nie vollendet sein kann, wie es Friedrich von Schlegel schon 1798 formulierte, und die von Futurum nun weiter ins Wunderbare, Märchenhafte, Absurde, Schreckliche und Geheimnisvolle getrieben wird.

Weitere Informationen hier.

Dienstag, 26. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 27. September 2017: Blick auf den Lilienstein

Caspar David Friedrich: Elblandschaft mit Linienstein.
27. September 1802, Feder, laviert, 11,9 x 18 cm, Privatbesitz

Caspar David Friedrich zeichnete am 27. September 1802 im Schandauer Elbtal. Hier der Standort oberhalb von Krippen. Rechts die Sandsteinbrüche von Postelwitz, in der Mitte des Blattes der Bad Schandauer Kirchturm, im Hintergrund der Lilienstein.


Lilienstein, Foto: Iven Eissner, CC-BY-SA-3.0-migrated

Montag, 25. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 26. September 2017: Vom Tegernsee nach Chemnitz

Caspar David Friedrich: Segelschiff. 1815,
Öl auf Leinwand, 71 x 49,5 cm,
Städtische Kunstsammlungen Chemnitz

Das Gemälde Segelschiff von Caspar David Friedrich wurde am 26. September 1930 in dem Berliner Auktionshaus Ball & Graupe aus dem Besitz des Herzogs Carl Theodor von Bayern versteigert. Zuvor befand sich das Bild zehn Jahre lang im Schloss Tegernsee. Erworben hatte das Bild das Museum Cheminitz, heute Städtische Kunstsammlungen, wo es sich auch heute noch befindet. Friedrich malte das Segelschiff 1815 in einer Serie von maritimen Motiven.

Sonntag, 24. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 25. September 2017: Die Ästhetik der lahmen Hand

Caspar David Friedrich: Berglandschaft bei Teplitz mit dem Milleschauer. 23. Sept. 1835,
Bleistift, weiße Kreide, 12,9 x 20,5 cm, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Caspar David Friedrich kam Ende September 1835 von einer vierwöchigen Kur mit einem vollen Skizzenbuch aus Teplitz zurück. Der Maler hatte am 25. Juni des Jahres einen Schlaganfall, in dessen Folge seine rechte Hand teilweise gelähmt war. Während des Kuraufenthaltes versuchte er, zu einem Zeichenstil zu finden, bei dem er sich mit seinem Handicap arrangieren konnte. So entstanden Zeichnungen, deren Binnenstruktur die Ungeschicklichkeiten in der Schraffur auffangen konnte. Eines dieser typischen Blätter, die durch die Verwendung von Kreide und Bleistift einen ganz eigenen ästhetischen Reiz bekommen haben, ist die Berglandschaft bei Teplitz mit dem Milleschauer.

An seinen Neffen Heinrich schrieb der Maler:

Ich bin jetzt ziemlich gut auf den Füßn und hoffe das die Nachwirkungen des Bades auch meine Hand wieder Fähig machen werden zur Arbeit. Die ganze Badezeit hindurch [ist] das schöne Wetter gewesen und die schöne Umgebung von Teplitz und das Wenige was ich der halb lamen Hand wegen habe machen können, kann dennoch für mich wen[n] anders ich je die Fähigkeit wieder erlangen werde mahlen zu können von nutzen sein.


Milleschauer, Foto: Björn Ehrlich, CC-BY-SA-3.0

Caspar David Friedrich Kalender am 24. September 2017: Der empfindsame Büchermann

Georg Friedrich Kersting: Carl Friedrich Frommann.
1824, Öl auf Leinwand, 33.5 × 27.5 cm, Privatbesitz

Der einflussreiche Jenaer Buchhändler Carl Friedrich Frommann besucht am 24. September 1810 Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier. Dort sah er die Gemälde Mönch am Meer, die Abtei im Eichwald und der Morgen im Riesengebirge. Er war feststellbar der einzige Zeitgenosse des Malers, der dessen Werk in Demut begegnete und den Bildern eine Gültigkeit über die Zeit hinaus zubilligte. Er notierte in seinem Tagebuch: Welche Dauer werden diese feinen Ölgemälde haben? 

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810,
Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809,
Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie
Caspar David Friedrich: Der Morgen im Riesengebirge. 1810,
Öl auf Leinwand, 108 × 170 cm, Alte Nationalgalerie Berlin

Freitag, 22. September 2017

Caspar David Friedrich Kalender am 23. September 2017: Wutbild zum Herbstanfang

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Herbst. Um 1819, Öl auf Leinwand,
55 x 71 cm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Galerie Neue Meister

Heute, am 23. September, ist Herbstanfang ist astronomischer Herbstanfang. Von Caspar David Friedrich existiert nur ein ausgesprochenes Herbstgemälde, das Hünengrab im Herbst, in dem der erste Herbststurm Bäume umgeknickt hat. Warum der Maler ein Hünengrab ins Zentrum des Bildes gesetzt hat, ist nicht sicher zu beantworten. Möglicherweise machte er mit dieser Bilderzählung seiner Enttäuschung Luft, einem Schwindel aufgesessen zu sein.

Mit der Darstellung von Hünengräbern reagierte Caspar David Friedrich auf den unglaublichen Hype, den der Herzog Carl II. in Mecklenburg-Strelitz veranstaltete. Die, wie sich letztlich herausstellte, gefälschten Prillwitzer Idole, machten das kleine Herzogtum in ganz Europa bekannt und zum Pilgerort archäologisch interessierter Adliger und Wissenschaftler. Auch Goethe, der die Bilder mit Friedrichs Hünengräber für die Sammlung des Weimarer Herzogs ankaufte, interessierte sich brennend für die seltsamen Artefakte, die in der Gegend um Prillwitz in scheinbar unerschöpflicher Menge ans Tageslicht befördert wurden.
Herzog Carl versuchte als Bruder der englischen Königin mittels Archäologie seinen Stammbaum aufzuwerten und ließ eine Genealogie anfertigen, die bis in die Zeit der Vandalen zurück reichen sollte. Auf dem Höhepunkt der patriotischen Archäologie in Meckenburg Strelitz fertigte Friedrich 1807 seine ersten kommentierenden Arbeiten Hünengrab am Meer und Hünengrab im Schnee. Als sich etwa 1815 führende Altertumswissenschaftler einig waren, dass die Artefakte von Prillwitz Fälschungen sind, und das Herzogtum in ganz Europa als das Land der Deppen galt, begann Friedrich das Wutbild Hünengrab im Herbst mit abschlagenen stolzen Eichen.
Die Hünengrab-Bilder sind typischerweise Kompilationen, dass heißt zusammengesetzte Reallandschaften. Allerdings verweist das Hünengrab im Schnee auf eine auffindbare Topografie, das Königsgrab auf dem Berg in Wustrow am Tollensesee. Solche Eichen wie auf dem Neubrandenburger Wall findet man da nicht, sondern verkrüppelte Windflüchter, aber auch die sind nicht 200 Jahre alt. Eine Überraschung gibt es auf dem Hügel doch. Von den Eichen aus Friedrichs-Zeiten sind unter Laub und Moos noch die drei Baumstümpfe in jener Konstellation der Friedrich-Bilder vorhanden. So kommt man mittels Archäologie in der Kunstgeschichte weiter.


Caspar David Friedrich: Hünengrab am Meer. 1807, Bleistift,
Sepia, 64,5 x 95 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee. 1807, Öl auf Leinwand,
1,5 x 80 cm, Dresden Gemäldegalerie Neue Meister