Donnerstag, 17. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 18. Dezember: Jedem seine Gedanken

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809, 
Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie

Am 18. Dezember 1825 starb in Dresden Christian August Semler. Der Sekretär an der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Dresden war der erste kunsthistorisch begabte Gelehrte, der den Bildern von Caspar David Friedrich, wie Mönch am Meer oder Tetschener Altar eine offene Vieldeutigkeit attestierte, wie das erst am Ende des 20. Jahrhunderts Konsens unter den Kunsthistorikern wurde.

Zum Mönch am Meer schrieb er: jeder leiht ihm vielleicht andere Gedanken, weil jeder in dem großen und ernsten Gegenstande eine andere geistige Ansicht zu nehmen, durch seine Individualität bestimmt wird.

Caspar David Friedrich Kalender am 17. Dezember: Engelsblindheit

Caspar David Friedrich: Engel in Anbetung. Um 1826,
Bleistift, 18,5 x 26,7 cm, 1826, Hamburger Kunsthalle

In der Vorweihnachtszeit sind die Engel in Anbetung von Caspar David Friedrich ein durchaus herzeigbares Motiv. Wobei dieses Blatt ein Rätsel aufgibt: Warum der linke Engel beim Blick durch die Wolken auf die Erde die Hände vor die Augen hält? Für den einen ist das die Blendung durch das Urlicht oder ein demütiges Schuldbekenntnis einer aufgestiegenen Seele, für den anderen die Aussage: Das kann ich nicht mit ansehen, schrecklich, was da unten vor sich geht!

Dienstag, 15. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 16. Dezember: Friedrich TV

Caspar David Friedrich: Lebensstufen. Um 1835, Öl auf
Leinwand, 72,5 x 94 cm, Museum der Bildenden Künste Leipzig

Heute am 16. Dezember 2015 und auch noch die Tage danach spricht der Kurator Christof Metzger auf museumsfernsehen.de  über Caspar David Friedrich Bild Lebensstufen in der Ausstellung Welten der Romantik in der Wiener Albertina, die noch bis zum 21. Februar 2016 gezeigt wird.

Hier gehts zum Video  by museumsfernsehen

Montag, 14. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 15. Dezember: Markenrechte für CDF



Caspar David Friedrich: Selbstporträt. (Ausschnitt) 1810,
Kreide, 23 x 18,2, Nationalgalerie Berlin

Am 5. Dezember 1998 stellte die Stadt Greifswald beim Deutschen Patent- und Markenamt den Antrag, die Wortmarke Caspar David Friedrich vor missbräuchlicher oder unangemessener Verwendung zu schützen. Dem Ansinnen war kein Erfolg beschieden, weil für einen solchen Eintrag die Voraussetzungen fehlen.

Markerechtlich ist die Schutzwürdigkeit von Namen verstorbener Künstler, für deren Werke das Urheberrecht nach 70 Jahren abgelaufen ist, juristisch eine schwierige Materie. Das zeigt die Begründung für Ablehnung des Schutzes der Wortmarke RINGELNATZ vom Bundespatengericht aus dem Jahr 2007 (Urteil).

Manche wünschten sich einen Markenschutz, da vor allem mit den Werken Friedrichs, wie mit denen kaum eines anderen Malers, Schindluder getrieben wird.

Hintergrund für den Greifswalder Antrag: Die Stadt wollte ein Caspar David Friedrich Denkmal verhindern, wie das 2009 auf einem Privatgrundstück in der Lappstraße errichtet wurde. Die Stadt hatte eigene Pläne für ein Denkmal auf dem Marktplatz, die jedoch nicht realisiert wurden. 

Caspar David Friedrich Denkmal in Greifswald,
Bildhauer Claus-Martin Görtz
Foto: Schiwago, CC-BY-3.0, wikimedia

Sonntag, 13. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 14. Dezember: Das unechte Original von Dortmund

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft. 1811,
Öl auf Leinwand, 32.5 × 45 cm, National Gallery, London 

Am 14. Dezember 1987 zog in die Londoner National Gallery das Gemälde Winterlandschaft als erstes Original von Caspar David Friedrich in England ein. Das Bild war bei Christies in Monaco für umgerechnet mehr als 4,5 Millionen Mark von dem Museum ersteigert worden.

Eine identische Winterlandschaft hängt allerdings im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Dieses Bild galt bisher nach dem Gutachten des CDF-Experten Helmut Börsch-Supan als Original. Derselbe Gutachter hatte nun das Londoner Gemälde als Original eingestuft und das Dortmunder zur Kopie erklärt.

Dieser Vorgang ist ein gutes Beispiel dafür, was solche Gutachten wert sind. Es ist nicht auszuschließen, dass alles ein Irrtum ist und das Original doch in Dortmund hängt oder beides Kopien sind, wenn eine dritte Winterlandschaft auftaucht, denn für die Beurteilung gab es keine objektive Kriterien, nur das "untrügliche" Gespür des Gutachters, das bereits schon einmal trügerisch gewesen ist. Nur auf Grund solcher vager Erklärungen konnte der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi einige hundert gefälschte "Originale" der verschiedensten Künstler in Umlauf bringen, von denen heute nur ein Bruchteil bekannt sind.

Winterlandschaft auf der Seite der National Gallery

Caspar David Friedrich: Winterlandschaft. 1811, Öl auf Leinwand,
32.5 × 45 cm, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund

Caspar David Friedrich Kalender am 13. Dezember: Angenehmer Epigone

Gottlieb Giese:  Einsamer Wanderer vor nächtlicher Kirche. 1815,
Öl auf Leinwand, 35 x 45 cm, Pommersches Landesmuseum Greifswald

Am 13. Dezember 1819 erledigt Caspar David Friedrich die Weihnachtspost an seinen Bruder Christian in Greifswald.

Lieber Bruder Christian,

Gott sein mit Dir und den Deinen und lasse Euch allen wohlergehen Eurer lebenlang, und schenke euch was zu eurem Friden dienet; und schenke euch frohe Freiertage. In diese meine herzlichen Wünsche sind alle Wünsche inbegriffen.

Der Absender bittet, auch Weihnachtswünsche an Herrn Giese zu übermitteln.

Der 1787 geborene Gottlieb Giese war einer der angenehmen Friedrich-Epigonen. Der Greifswalder hatte ebenfalls bei Johann Gottfried Quistorp Zeichenunterricht genommen und studierte bei Karl Friedrich Schinkel Architektur. Giese fand durchaus zu einer eigenen Stilistik, griff jedoch gern auf Friedrichs Motive und Bildstimmungen zurück, wie das vor allem Werke wie Felsenschlucht mit aufsteigendem Adler, Hafen im Nebel und Begräbnis eines Mönches bei Fackelschein belegen. Das Gemälde Einsamer Wanderer vor nächtlicher Kirche passt ganz gut in die Adventszeit. Gieses Werke sind u. a. im Pommerschen Landesmuseum Greifswald zu sehen.

Freitag, 11. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 12. Dezember: Gefrorenes Geflügel für den Zaren

Caspar David Friedrich: Schwäne im Schilf beim ersten Morgenrot.
Um 1832, Öl auf Leinwand, 34 x 44 cm, St. Petersburg, Eremitage

Am 12. Dezember 1835 kündigt Caspar David Friedrich in einem Brief an den Staatsrat und Kunstförderer Wassili Andrejewitsch Schukowski die Lieferung einiger Bilder für die Kunstsammlung des russischen Zaren Alexander II. Nikolajewitsch in St. Petersburg an. Darunter befindet sich das Gemälde Schwäne im Schilf beim ersten Morgenrot, das heute in der St. Petersburger Eremitage zu sehen ist. Der Verkauf der Bilder hat dem Maler die beträchtlichen Einnahmen von 1200 Talern gebracht. Heute hätten die Bilder bei vorsichtiger Schätzung etwa den 600-fachen Wert.

Der Transport der Bilder erfolgte Anfang Januar von Dresden nach St. Petersburg. Gemessen an heutigen Kunsttransporten hoch versichert in klimatisierten Boxen per Flugzeug, war der damalige Reiseweg für die Gemälde eine Zumutung. Die Holzkiste wurde teils im offenen Pferdewagen oder Schlitten bei Temperaturen bis minus 30 Grad Celsius über fast 2.000 Kilometern transportiert, überstand einige Schneestürme und Angriffe von Wölfen auf die Kutscher und erreichten schließlich nach zwei Monaten wohlbehalten ihr Ziel. Für die Reise hatte der Maler die Bilder mit einer wasserlöslichen Schutzschicht bestrichen, die man problemlos wieder abwaschen konnte.

Hochgeschätzter Herr Staatsrath!

Endlich ist alles zur Einpackung und zur Absendung bereit und ich erwarte nur den Tag wo ich alles überliefern kann, denn ich bekomme nicht eher Ruhe bis nicht wenigstens alles eingepackt dasteht.
Bei der Eröffnung der großen Kiste mit den sechs Ölgemählden wehre ich eben weiter nichts zu erinnern, als daß das große Bild auf den Boden angeschraubt ist und die fünf kleinen Bilder auf den Deckel, weshalb der Deckel bei der Eröfnung desselben gerade aufgehoben werden muß.
Diese Bilder müßen von einem Sachkundigen mit einem Schwamm und kalten Wasser abgewaschen werden, und mit einem schwachen Mastix Firnis von neuen überzogen werden und wenigstens einige Tage für Staub gesichert sein, und billig alle zuvor Rahmen bekommen haben ehe sie gesehen würden. [...]
                                                         Hochachtungsvoll Ihr ergebenster C. D. Friedrich