Caspar David Friedrich: Blick auf Meißen. Oktober 1824, Bleistift, 12,7 x 20,6 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden |
Interpretaionen zu Caspar David Friedrichs Werken mit biografischem Hintergrund und kunstgeschichtlichem Kontext. Werkanalyse. Bildanalyse
Sonntag, 11. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 11. Oktober: Blick auf Meißen
Freitag, 9. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 10. Oktober: Radierte Erinnerung
Caspar David Friedrich: Landschaft mit strohgedeckter Hütte. 6. Oktober 1799, Radierung, 8,8 x 12,7 cm (Platte 9,2 x 15,3 cm), Wolfenbüttel, Herzog August-Bibliothek |
Caspar David Friedrich fertigte im Anfang Oktober 1799 eine kleine Serie von Radierungen die Parklandschaften in Breesen und Hohenzieritz, später kamen wenige Motive von Landschaftsparks aus dem Dresdner Umland hinzu. Hier probiert sich der Maler in dieser Technik aus und bleibt dabei in der Darstellungsweise der Barockmeister. Mit der Radierung konnte sich Friedrich nicht anfreunden. Einige Blätter haben Bedeutung für biografische Bezüge. Die Landschaft mit strohgedeckter Hütte zeigt einen Teil des Gutsparks von Breesen bei Neubrandenburg. In dem Dorf wohnte seine Schwester Dorothea, die mit dem dortigen Pastor August Sponholz verheiratet war.
Die dargestellte Aussicht hat man zu dieser Zeit vom Breesener Gutshaus Richtung Nordwesten über den Teich mit einer kleinen baumbewachsenen Insel auf eine Bogenbrücke. Heute sind die einst angelegten Parksichten weitgehend zugewachsen. Auch wurde die Bogenbrücke Mitte der 1960er Jahre durch eine Metallkonstruktion ersetzt. Gleichwohl lässt sich die Situation in der Natur noch klar erfassen. Eine im Jahr 2000 aufgenommene Bestandsskizze des Parks zeigt den Prospekt des Malers als wichtigste Sichtachse in die Landschaft. Darüber schreibt die 1905 in Breesen geborene und dort aufgewachsene Schriftstellerin Sabine von Engel in ihrem Essay Nachruf einem alten Park:
Am anderen Teich, auf dessen buschiger Insel sich zahme und wilde Enten zum Brutgeschäft treffen, um dann stolz mit ihren kleinen Flottillen auf dem Wasserspiegel umherziehen, schwingt sich die steinerne Brücke über den Zufluß und gibt den Blick frei zu den Koppeln, wo im Hochsommer das Jungvieh seine schwarz-weißen Köpfe wie aufgefädelt über den Drahtzaun hängt und blöde in die schattige Platanenallee des Parkes stiert wie in ein dunkles Rohr.
Mehr zu dieser Geschichte in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie Frauenbild", S.57
Donnerstag, 8. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 9. Oktober: Landschafter der Architektur
Carl Friedrich Schinkel: Mittelalterliche Stadt am Fluss. 1815, Alte Nationalgalerie Berlin |
Mittwoch, 7. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 8. Oktober: Der Voyeur
Caspar David Friedrich: Felsenstudien, recto: Baumstudie mit Toilettenhäuschen. 7./8. Oktober, 12. Oktober, Feder in Schwarz, 24,1 x 19 cm, Privatbesitz |
Caspar David Friedrich zeichnete am 8. Oktober 1799 in Loschwitz bei Dresden neben einem alten knorrigen Baum ein Toilettenhäuschen mit leicht geöffneter Tür, hinter der eine Frau beim Verrichten ihrer Notdurft zu beobachten ist. Diese Art Voyeurismus kann man einer seltsam infantilen Phase des jungen Malers zuschreiben, die auch in den Briefen jener Zeit zu bemerken ist.
Dienstag, 6. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 7. Oktober: Shooting in Werther-Manier
Caspar David Friedrich: Zwei Mädchen vor einem Felsblock. 7. Oktober 1801, Feder und Pinsel, 18,5 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett |
Dabei wäre Caspar David Friedrich im Herbst 1801 in Breesen in der Lage, sich in die Figur des Werthers hineinzuversetzen: Ein junger Mann, noch ohne festen Lebensplan, entflieht dem Stadtleben und kommt in ein idyllisches Dorf. Er genießt die Natur, streift umher und zeichnet, was ihm festhaltenswert erscheint. Sein vages Lebensziel ist, einmal Künstler zu werden. Er trifft auf eine junge Frau (namens Lotte), die allerdings schon vergeben ist ... Die Lotte in Goethes Briefroman könnte Friedrich in einer Schlüsselszene an seine Schwester Catharina erinnert haben. Der junge Werther sieht Lotte zum ersten Mal von ihren acht jüngeren Geschwistern umringt, denen sie zum Abendbrot von einem Brotlaib Stück für Stück abschneidet. Er ist tief beeindruckt von dieser Szene, in deren Mittelpunkt ein schönes Mädchen steht, das eine Mutterrolle übernommen hat. Friedrich würde in dieser Lotte ein Frauenbild wiederfinden, das seine Schwester Catharina bei ihm geprägt hat. Für welchen literarischen Stoff soll sich der junge Maler am Ende des 18. Jahrhunderts interessiert haben, wenn nicht für diesen? Also, wer könnte auf jenen Zeichnungen aus diesem Sommer Friedrichs Lotte gewesen sein?
Mehr zu dieser Geschichte in Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte, Kapitel 1, "Heimat, Familie Frauenbild", S.26
Caspar David Friedrich: Studie einer sitzenden Frau vor Gebüsch. 5. Oktober 1801, Feder, laviert, 18,6 x 12 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett |
Caspar David Friedrich: Studie einer lesenden Frau. 6. Oktober 1801, Feder laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstichkabinett |
Caspar David Friedrich: Freundinnen unter einem Baum.6. Oktober 1801, Feder und Pinsel, laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett |
Montag, 5. Oktober 2015
Caspar David Friedrich Kalender am 6. Oktober: Ausguck auf Eislandschaften
Heute, am 6. Oktober 2015, 16 Uhr, wird im Greifswalder Caspar David Friedrich Zentrum die Ausstellung bewegen, Falte Fragment von Denise Winter eröffnet. Denise Winter gewann 2010 den Caspar-David-Friedrich-Preis und zeigt nun aktuelle Arbeiten in der Caspar-David-Friedrich-Galerie.
Zu sehen sind Bildobjekte aus Corian und grafische Arbeiten wie Schreibmaschinenzeichnungen, Projektionen und Installationen. Auf Caspar David Friedrich verweisen vor allem großformatige Camera-Obscura-Arbeiten, die 2011 vom Ausguck eines Forschungsschiff der Universtität Tromsø auf einer Fahrt um die Eislandschaft von Spitzbergen aufgenommen wurden.
Caspar David Friedrich Kalender am 5. Oktober: Ossians Gesänge
Caspar David Friedrich: Verschneite Hütte. 1827, Öl auf Leinwand, 31 x 25 cm, Alte Nationalgalerie Berlin |
Am 5. Oktober 1827 schreibt ein Anonymus in den Blättern für literarische Unterhaltung über die Dresdner Akademieausstellung u. a. über die Bilder von Caspar David Friedrich. Die Hilflosigkeit in der Interpretation lies damals auf die Dichtungen der Modeliteratur von Edward Young und James Macpherson Ossian zurückgreifen.
Wenn man die Werke dieses Künstlers [Dahl] wohl in jeder Hinsich mit Youngs Dichtungen vergleichen könnte, so wendet man sich von ihm leicht zu dem geistesverwandten Friedrich, dessen Erhabenheit oft auf Leere gegründet ist, welche aber, in wundersame Harmonie des Farbtones getaucht, durch große hingeworfene Andeutungen das poetische Gemüt mehr ahnen und erraten läßt, als Fülle und bestimmte Gestaltung zu geben vermögen. Daß der Beschauer von den Werken dieses Künstlers gezwungen wird, selbst zu dichten, um sie zu ergänzen, gibt ihnen gerade einen so eigenthümlichen Zauber. Ganz so erscheint sein großes Gemälde der Osteseestrand, [...]
Seine beiden kleineren Stücke, die verfallene Hütte unter dem Schnee und das dunkle Gewölbe, sind in demselben Geist gedichtet und mahnen an ähnliche kurze Episoden in Ossians Gesängen.
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