Dienstag, 8. Dezember 2015

Caspar David Friedrich Kalender am 8. Dezember: Die Eislüge

Caspar David Friedrich: Das Eismeer. 1823, Öl auf Leinwand,
126,9 x  96,7 cm, Hamburger Kunsthalle

Am 8. Dezember 1787 ist Caspar David Friedrichs Bruder Christoffer in einem Greifswalder Gewässer ertrunken. Das Kirchenbuch vermerkt:

Den 8. 12. 1787 ist des Lichtgießers Friedrichs sel. Sohn, alt 12 Jahr, da er seinem ins Wasser gefallenen Bruder retten wollte, ertrunken.

Kolportiert wurde von Zeitgenossen, dass Caspar David den Bruder retten wollte, als der beim Schlittschuhlaufen auf dem Eis eingebrochen ist. Daraus wurde die Legende gestrickt, dass dieser Unfall der Grund für Schwermut und die Sujets des Maler sei, wie bei dem in Berlin lebenden polnischen Grafen Athanasius Raczynski nachlesen ist:

Friedrich malte die düsteren Gegenstände; öde Landflächen, Seewüsten, Polareis, Nebel, Schnee, Gletscher, Nacht, Kirchhöfe und dergleichen. Seine trübe Stimmung soll in dem Unglück, das ihm begegnet ist, seinen Grund haben. Er lief einst Schlittschuh: das Eis brach unter ihm [...].

Entgegen dieser Darstellung hält sich allerdings lange in der Familie Friedrich die Überlieferung, die beiden Brüder seien im Greifswalder Wallgraben mit einer als Boot verwendeten Holzwanne gekentert und Christoffer sei dabei ertrunken.

Die Geschichte mit dem Eis und dem Schlittschulaufen lässt sich aber dramatischer erzählen, wie die vom Norddeutschen Rundfunk 2007 produzierte Filmcollage Caspar David Friedrich - Der Gedankenmaler der Romantik zeigt.

Die Eisvariante ist jedoch schlechterdings unmöglich. Nicht nur, dass man in pommerschen Pfarrchroniken des Jahres 1787 von einem milden Dezember lesen kann, auch die meteorologischen Temperaturreihen weisen für den Dezember 1787 eine Durchschnittstemperatur von 2 Grad aus, die solche Schlittschuhverhältnisse als nicht möglich erscheinen lassen.

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